Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
erstickt.
Die Brust tat mir weh, und meine Augen füllten sich so mit unvergossenen Tränen, dass ich den Bürgersteig kaum mehr erkennen konnte.
Ich brauchte dringend einen Ort, wo ich untertauchen konnte. Meine Schulter verursachte mir heftige Schmerzen, die wie ein Messer durch mein Elend schnitten. Sei vorsichtig, Danny. Wach auf. Halte noch ein wenig durch, dann kannst du dich ausruhen.
Vier Blocks vom Revier entfernt warnte mich plötzlich mein Instinkt. Rasch trat ich in eine Seitenstraße und schaffte es auch bis ans Ende: Es war eine Sackgasse. An drei Seiten türmten sich vor mir hohe Wände auf. Ich drehte mich um und stellte mich in einen toten Winkel. Selbst wenn jemand vom Dach aus auf mich schießen sollte, konnte ich mit ziemlicher Sicherheit über die Feuerleiter verschwinden. Der eiskalte Regen wurde immer heftiger, prasselte auf die Dächer und aufs Pflaster. Das charakteristische Heulen des Gleiterverkehrs bei Regen kam von der Straße her so laut in die Gasse gerollt, dass mir die Zähne klapperten.
Ich umklammerte fest die Schwertscheide und kontrollierte den Armreif. Kein grünes Licht; kalt und abgestumpft drückte er auf meine goldene Haut. Es gab keine Möglichkeit, das Ding loszuwerden. Ich kam nicht einmal mit einem Fingernagel darunter. Er war mit meinem Arm fest verschmolzen.
Wie angenehm.
Ich ließ die rechte Hand unter mein Hemd gleiten, berührte die Knöpfe des Baculums und fuhr dann hoch zum Brustbein. Ich atmete tief und voller Entschlossenheit durch. Die Entscheidung war gefallen, ich war am Ende meiner Kräfte und wusste nicht mehr weiter.
Es interessiert mich einen Dreck, was derzeit sonst noch so los ist, Japhrimel. Ich brauche dich. Du verlogenes Dämonenschwein. Ich muss wissen, wo du bist und ob du mir helfen kannst.
Ich berührte die Narbenstränge, ganz vorsichtig, als streichelte ich mit den Fingerspitzen seine nackte Schulter. Oder seine Wange. Ein Hitzestoß fuhr mir durch den Arm und raste bis zur Schulter.
Ich sah …
… Finsternis. Der einzige Lichtpunkt stammt von einer Kerze, deren blutrote Flamme seltsam reglos verharrt. Arme über den Kopf gestreckt, den Kopf gebeugt, die Haare wie ein Vorhang vor dem Gesicht. Die Kreidelinien des Diagramms gebogen, summend vor Dämonen-Psinergie, die Magi-Schriftzeichen leicht verändert, um sie wirkungsvoller zu machen. Der innere Druck in den Knochen nimmt zu, breitet sich aus. Die Manschetten aus kaltem Metall um seine Handgelenke geben unter dem Eindruck seiner Aufmerksamkeit nach.
Kreis im Viereck im Fünfeck – das Diagramm dreht sich gemächlich auf einem glatten, durchscheinenden Boden. Ein Höllenhund mit rot glühenden Augen und kräftigen Schultern, die sich unter seinem Obsidianfell abzeichnen, läuft am Rand entlang. Ein Lachen, scharf wie eine Rasierklinge, durchschneidet die Luft, als die Kerzenflamme sich in eine fremde Dimension krümmt, anschließend wieder in die vorherige gerade Starre zurückkehrt. Die Kerze seihst ist eine pergamentfarbene Säule auf einem barbarisch zerkratzten Eisenständer.
Der Kopf hebt sich. Die Augen fangen zu brennen an, als sie sich von dem Bann der Kerze losreißen.
„Ich gebe dir eine Chance“, sagt er mit schmerzend kalter Stimme.
„Endlich. Sie ruft ihn“, entgegnet ein anderer, so hoch und furchtbar wie klingende Glocken aus gefrorenem Blut. „Und er ist gezwungen zu antworten.“
„Es war nur eine Frage der Zeit. Wer sie wohl erwischt hat? Vielleicht Arkhamiel?“
Moment. Ist das wieder die erste Stimme? Identisch. Aber eine Spur tiefer, ein klein wenig männlicher. „Es war töricht, dich von uns gefangen nehmen zu lassen, Älterer Bruder. Bald werden wir ohnehin das Lai’arak und somit deine Einwilligung haben.“
„Ich habe euch gewarnt“, sagt er ruhig, aber noch immer mit jener Kälte, die sich anfühlt, als streifte man eine gezackte Klinge über taubes Fleisch. „Eure Zeit ist beinahe abgelaufen.“
Ich zog die Hand zurück, beugte mich vor, schüttelte den Kopf und ließ die Haare hin und her schwingen, um die plötzliche Verwirrung abzuschütteln, die der Blick durch seine Augen in mir ausgelöst hatte – ein Blick wie durch eine dünne Scheibe schwankenden Glases, das jeden Gegenstand in anderem Licht und unterschiedlicher Perspektive zeigte. Mein Magen sträubte sich, ich musste würgen. Aus Nase und Mund tröpfelte schwarzes Dämonenblut. Fast hätte ich meine Unterlippe durchgebissen.
Ich ließ mich auf die Knie sinken. Hier, in
Weitere Kostenlose Bücher