Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
elektrisch aufgeladene Atmosphäre, die einen Sturm ankündigte. Seine Hände zitterten, Asche fiel von seiner Zigarette zu Boden. „Du bist inzwischen die Hauptverdächtige.“
„Aber ich bin gerade erst in die Stadt gekommen!“
„Die Hälfte aller Polizisten von Saint City ist darauf aus, dich mit Blei vollzupumpen. Du giltst als Polizisten-Mörderin, Leichenfrau. Die Übrigen werden nichts dagegen unternehmen, weil sie genau wissen, dass sie dann schwer was auf die Nüsse bekommen.“
Ich werde verdächtigt, Gabe getötet zu haben? Warum? Versuchen sie, es statt Massadie mir anzuhängen? „Und auf wessen Seite stehst du, Horman?“
Schweiß perlte auf seiner Glatze. „Gabe ist vor ein paar Tagen zu mir gekommen und hat gesagt, sie sei etwas Großem auf der Spur. Ich hab ihr geraten, sich da rauszuhalten. Immerhin war sie pensioniert, und das sollte auch so bleiben. Sie hat mir gesagt, dass du auftauchen würdest, falls ihr etwas zustoßen sollte. Ich warte schon seit Stunden hier draußen auf dich.“ Horman schlug fröstelnd den Mantelkragen hoch. Er schnippte Asche aufs Pflaster.
Oh, Gabe. Passt du schon wieder auf mich auf? Ich schluckte trocken. „Hör mal, was weißt du über einen Kerl namens Gilbert Pontside?“
„Morddezernat. Er hasst Psione.“ Horman zuckte mit den Schultern. Der Whiskey trat ihm aus den Poren. Er wusste, wie gefährlich es war, sich draußen auf den Straßen rumzutreiben, aber offenbar hatte mich niemand für so blöd oder selbstmordgefährdet gehalten, dass ich es bei den Bullen versuchen würde. Immerhin eine interessante Information.
Du hasst Psione doch auch, Horman. „Und warum ist er dann der verantwortliche Ermittler im Mordfall Eddie Thornton?“ Ich griff in meine Tasche, aber er schüttelte den Kopf.
„Wenn du die Originalakte hast, dann will ich sie gar nicht erst sehen. Eine Menge Leute sind auf der Suche danach, und ich werde nicht meine Karriere aufs Spiel setzen, nur um einmal einen Blick darauf zu werfen.“ Er zog die Schultern noch weiter hoch. „Ich habe mir schon gedacht, dass Gabe das Original geklaut hat, dieses durchtriebene Miststück.“ Er machte eine Pause. „Pontside ermittelt in einem Dreckhexen-Mord? Eine Dreckhexe, die mit einer Frau vom parapsychischen Einsatzkommando verheiratet war? Das ist mir neu. Die halten die ganze Geschichte schwer unter Verschluss.“
„Verdächtig, oder?“ Ich holte tief Atem. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu trauen. „Eddie wurde ermordet, weil er das hier entdeckt hat.“ Ich hielt eine Phiole hoch, die ich aus den Tiefen meiner Tasche gezogen hatte. „Das ist ein Mittel gegen Chill. Ich weiß noch nicht, wer ihn auf dem Gewissen hat, aber langsam sieht es so aus, als hätten die Biotech-Firma, für die er gearbeitet hat, und die Tanner-Familie ihre schmutzigen Finger im Spiel. Ich habe gehört, auf meinen Kopf sei eine Prämie ausgesetzt. Ist das offiziell?“
„Natürlich nicht. Offiziell heißt für alle einsehbar, und irgendwer will diese Sache unter den Teppich kehren.“ Er zog die Augenbrauen zusammen. „Es gibt kein Mittel gegen Chill“, murmelte Horman. Er warf mir einen finsteren Blick zu und runzelte die Stirn. Aber in seinen Augen war ein verräterisches Glänzen zu sehen, das ich schon kannte. Horman hatte irgendeinen logischen Zusammenhang hergestellt.
Hoffentlich irgendwas, das mir weiterhilft. Bitte, Anubis. „Ich habe eine Schamanin und eine Sedayeen, die drüben an der Fortieth gearbeitet haben und das Gegenteil behaupten. Auf ihre Klinik wurde ein Bombenanschlag verübt, und ein Schlägertrupp hat heute früh versucht, sie aus dem Weg zu räumen. Außerdem: Warum sollte jemand ein Mitglied des parapsychischen Einsatzkommandos und einen Skinlin töten und danach alles geheim halten wollen, wenn es nicht um eine ganz große Sache ginge? So groß wie ein Mittel gegen Chill?“ Ich stand gefährlich kurz davor, ihn anzuflehen. „Du kennst mich, Lew. Ich bin eine Psionin und eine Kopfgeldjägerin. Meine Hypothek habe ich mit ein paar illegalen Aktivitäten abbezahlt wie alle anderen auch. Aber ich laufe doch nicht durch die Gegend und bringe meine Freunde um. Ich habe mich nie auf einen Mord eingelassen. Niemals.“
Gabe war die einzige Freundin gewesen, die mir noch geblieben war. Warum hätte ich sie töten sollen? Der bloße Gedanke, dass ich dessen beschuldigt wurde, verursachte mir schon Übelkeit.
Und steigerte meine Gereiztheit.
Er schauderte. „Was soll ich
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