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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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seit Jahren hier leben.“ Er bot mir eine weitere Feige an.
    Wenn du wüsstest, wie viel Zeit ich rund um den Globus schon mit Feilschen verbracht habe. „Ich lerne eben schnell. Gibt es hier auch Bildhauerkunst?“
    „Drüben auf der Westseite. Dauert aber ein bisschen, bis wir dort sind.“ Wir fädelten uns wieder in die Menschenmassen ein, die gekommen waren, um zu kaufen oder zu verkaufen. Die traditionell klagende Stimme eines Eisverkäufers übertönte den Lärm. „Sollen wir durch die Gasse der Juweliere gehen und dann zu den Teppichen?“, schrie Leander über das Geräuschinferno hinweg. Ich legte die beiden Dolche mit ihren Scheiden aneinander und steckte sie ebenfalls in meine Tasche.
    „Geh einfach voraus“, schrie ich zurück. Normalerweise mag ich keine Menschenmengen – die überbordenden, ungeordneten Gefühle der Menschen pressen gegen die Schutzschilde von uns Psionen, und es kostet uns Energie, sie auf Abstand zu halten. Aber das hier genoss ich. Zum ersten Mal, seit ich erfahren hatte, dass der Teufel wieder nach mir gefragt hatte, war ich beinahe zufrieden.
    Abgesehen von der mich nicht loslassenden Sorge, in was für Schwierigkeiten Gabe wohl stecken mochte. Dazu kam das aufreibende Gefühl, dass ich beobachtet wurde und gleich hinter der nächsten Ecke die nächste Katastrophe lauerte.
    Japhrimel folgte uns, während wir uns im Schallen des Gleiterverkehrs über den Suk schoben. Mehr als sonst warf ich prüfende Blicke nach oben – ein Mädel wird nervös, wenn es ein paarmal von Gleitern angegriffen worden ist; gleichzeitig nahm ich das Kaleidoskop aus Geräuschen, Farben und pulsierender Psinergie in mich auf, das den Suk ausmachte.
    Wäre ich noch ein Mensch gewesen, hätte ich mich jetzt an den andersartigen Fluss organischer Energie anpassen müssen. Da ich aber eine Halbdämonin war, hatte sich mein Körper innerhalb von Sekunden an dieses neue Psinergiemeer gewöhnt. Hier in Cairo Giza gaben die Pyramiden klangvolle, tiefe Töne von sich, die man zwar nicht im eigentlichen Sinn des Wortes hören konnte, die man aber in Knochen und Eingeweiden spürte wie einen Ultraschallrhythmus. Die Psinergie aus diesem Brunnen schmeckte nach Sand und Gewürzen, angereichert mit einem Hauch von kräftigen Tierausdünstungen aus den Randbezirken, vor allem von Ziegen und Kamelen. Wenn man noch das verführerische Aroma des Kaffees hinzunahm, ergab das eine wahrhaft berauschende Mischung.
    Vielleicht ließ ich deshalb zu, dass Leander die Tüte mit kandierten Mandeln kaufte. Wir aßen sie unter dem Vordach des Zeltes eines Teppichhändlers, und sogar Japhrimel nahm eine Handvoll, als ich sie ihm aufdrängte.
    Ein dünner Schweißladen lief Leander die blasse Schläfe hinab. Ich trank einen Schluck aus einer Limonada-Flasche, während Leander seine gerade mit geübtem Griff öffnete. Die Auslagen der Juweliere glitzerten in der Sonne. Gold, Silber und Edelsteine funkelten, sowohl die in Bottichen gezüchteten als auch die natürlichen.
    Plötzlich war ich unendlich froh, eine Nekromantin zu sein. Die meisten Normalos bekommen nie die Gelegenheit, mehr als einen kleinen Ausschnitt der Welt zu sehen. Ich aber war schon überall gewesen, und jetzt stand ich hier, mitten im Großen Suk, den ich zwar schon in den Holovids und Mags gesehen hatte, den selbst erleben zu dürfen ich jedoch nie zu hoffen gewagt hatte. Das musste sich wohl auch auf meinem Gesicht abzeichnen.
    Vermutlich grinste ich wie ein Honigkuchenpferd. Jede Minute konnte die Hölle losbrechen, sei es wegen Luzifer, Japhrimel oder dem, was in Saint City vor sich ging, aber in diesem Moment war ich doch tatsächlich … glücklich?
    Ich denke schon. Gabe hat vermutlich recht mit ihrer Credit-Theorie. „Ein Einkaufshummel ist die beste Therapie, Danny. Vergiss das nie.“
    Dem Gedanken an Gabe folgte umgehend Ernüchterung. Aber das Lächeln haftete noch immer auf meinem Gesicht.
    „Gefällt’s dir?“, fragte Leander.
    „Es ist einzigartig.“ Hatte ich eigentlich einen Knall? Das Mal an meiner linken Schulter brannte und jagte Psinergiewellen durch mich hindurch wie flirrende Hitze über dem Asphalt. Ich versuchte, das Gefühl zu ignorieren und einfach zu vergessen, wie meine Schulter gelegentlich aufflammte, wenn Japhrimel seine Aufmerksamkeit auf mich richtete. „Wirklich einzigartig.“
    „Das gibt es so nicht noch einmal auf der Welt“, lautete Leanders Antwort.
    „Warst du mal in Moskau?“ Wieder versuchte ich, das

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