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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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seinen Geist.
    „Du hattest recht. Ich liebe es, von dir
berührt zu werden“, gab er unumwunden zu.
    Ein triumphierender Ausdruck legte sich auf
Danyels Gesicht. Kilian rümpfte die Nase.
    „Das heißt aber nicht, dass ich dich mag, denn
du weißt genau, aus welchem Grund ich hier bin. Du bist für mich so ähnlich,
wie eine Droge – nein, der Sex ist wie eine Droge, von der ich nicht lassen
kann. Und jetzt“, er pausierte, „muss ich mal pinkeln.“
    Schwungvoll stand er auf und lief nackt, wie er
war ins Bad. Er wusste mit ziemlicher Sicherheit, dass Danyel diese Aussage
nicht geschmeckt hatte. Er glaubte fast, dessen durchdringenden Blick auf
seiner Kehrseite zu spüren und schlug die Tür zu.
     
    Nachdem er sich erleichtert und geduscht hatte,
trat er zurück ins Schlafzimmer. Danyel war noch immer da. Damit hatte Kilian
nicht gerechnet. Er saß auf der Bettkante und sah ihm entgegen.
    „Du hast eine ziemlich mächtige Beule“, sagte
er, was Kilian dazu brachte, reflexartig nach unten auf sein Handtuch zu sehen.
    „Nein, nicht da. Am Kopf!“
    „Ach so, das. Missgeschick“, spielte Kilian die
Verletzung herunter. Die Schwellung tat auch nicht mehr wirklich weh.
    „Aha.“ Danyel sah misstrauisch aus.
    „Meine Güte! Es ist peinlich … mir ist ein Buch
auf den Kopf gefallen. Ein ziemlicher Wälzer.“ Der erfundene Grund schien
Danyel zu beruhigen. Er erwiderte nichts und ließ nicht erkennen, was er
dachte. Schließlich stand er auf und wandte sich zur Tür.
    „In der Küche steht ein Tablett mit
ungefährlichem Frühstück für dich. Es ist zwar fast Mittag, aber das ist vermutlich
egal. Die Schränke und der Kühlschrank sind umsortiert – du wirst es schon
sehen“, erklärte er in einem neutralen Tonfall und ließ Kilian allein.
    Der stand einen Moment unschlüssig da. Dann
nahm er sich erneut Sachen aus Danyels Regal und zog sich an. Anschließend
durchquerte er den Wohnraum und betrat die Küche. Es war mehr die Neugier, die
ihn dorthin trieb. Großen Appetit verspürte er nach dem Aufstehen nie. Was ihn
erwartete, übertraf seine Vorstellung. Das Tablett auf der Anrichte war fast so
groß, wie ein kleiner Tisch. Darauf eine Tasse, eine kleine Flasche
Orangensaft, ein Frühstücksei, Weißbrot, Vollkornbrötchen, Marmelade, Käse,
Lachs, Tomaten und Paprikastücke. Sollte er das etwa alles essen?
    Er glaubte nicht, dass Danyel das vorbereitet
hatte, eher der oder die Bedienstete – wer auch immer für den Einkauf und den
‚Haushalt‘ zuständig war. Kilian betätigte den Kaffeeautomaten und aß die
Paprika, während er wartete.
    Den aufgebrühten Espresso balancierend lief er
auf den Vorhang zu, schob sich hindurch und blieb mit dem etwas zu langen Hosenbein hängen. Er strauchelte, fing sich ab und schaffte es
sogar, den Espresso in dem Tässchen zu lassen. Verhalten fluchend fragte er
sich, warum das Ding ständig zugezogen war. Konnte man den nicht einfach ein
Stückchen aufstehen lassen?
    Vor sich hingrummelnd bog er um die Ecke.
Danyel saß wie erwartet hinter seinem Schreibtisch.
    „Bist du schon fertig mit essen?“
    „Nein. Ich hab noch keinen Hunger. Aber danke,
sieht lecker aus.“
    Danyel nickte und schrieb weiter. Kilian stand
unschlüssig vor dem Schreibtisch und betrachtete die Dinge darauf etwas
genauer. Neben den Spielkarten und dem Würfel, die ihm schon aufgefallen waren,
lagen noch Mikadostäbe in einer Schale. Eine kleine Lampe beleuchtete die
glänzende Tischplatte, auf der kein Stäubchen zu sehen war. Kilian schätzte das
Alter des Tisches recht hoch, ein antikes Stück, und doch war der Zustand so
tadellos, als wäre er neu. Die kleinen Pergamente, die Namen und Geburtstag
auswiesen, lagen fein säuberlich gestapelt an der vorderen Kante. Beinahe
ununterbrochen kamen neue hinzu, schwebten auf den Stapel, ohne auch nur ein
Stückchen abzuweichen. Andere glitten durch die Luft an ihnen vorbei nach
hinten, wo die Federn ihren Teil zum Ausfüllen beitrugen.
    Kilian sah Danyel zu, wie er die Lebenszeit
eintrug – ohne jegliches Spielzeug als Anhaltspunkt zu nehmen – und erkannte
die Abweichungen. Danyel hatte ihm erzählt, wie er wählte und in gewisser Weise
war das auch fair. Zumindest auf die gesamte Weltbevölkerung gerechnet. Es
bestand weder die Gefahr, dass die Anzahl der Menschen stark abnahm, noch
konnte sie sich zu sehr erhöhen. Es schien, als wäre durch Danyels System ein
Gleichgewicht im Kreislauf vorhanden.
    Auf der anderen Seite konnte Kilian

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