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Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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glänzenden Heiraten
von Daphnes drei älteren Schwestern berühmt geworden. Obwohl nicht zu erwarten
war, daß Daphne eine große Mitgift in die Ehe brachte, hatte sie so gute
Verbindungen, daß Mr. Archer dank seiner einflußreichen Schwäger ausgesorgt
hätte. Er wollte keine Kinder. Und ganz bestimmt wollte er noch viel weniger
welche zeugen. Über ihn waren immer noch Gerüchte im Umlauf, die er entkräften
wollte, indem er Daphne Armitage heiratete. Es war wichtig, sich Daphne zu
sichern, bevor sie in die Gesellschaft eingeführt wurde. Denn später war die
Konkurrenz mächtig.
    In Daphne
würde er ein herrliches Kunstwerk zur Frau haben. Kürzlich, als Simon Garfield
auf der Bildfläche erschienen war, hatte er schon befürchtet, sie sei wie
andere Frauen; aber dann war Mr. Garfield wieder verschwunden, und Daphne war
ganz die alte – schön, gelassen, über den Dingen stehend.
    Keine
andere Frau war so geeignet. Keine andere Frau paßte so haargenau in seine
Pläne. Aber noch sah Mr. Archer einige Klippen und Untiefen vor sich. Und
deshalb kam ihm dieser wunderbare Skandal, der die Armitages für alle Zeiten
ruinieren würde, so gelegen.
    Er würde
ihn hegen und pflegen und ihn ganz gezielt erst dann einsetzen, wenn es die
Notwendigkeit erforderte.
    Die Tür
öffnete sich, und Annabelle trat ins Freie. Sie war rot vor Erregung. Ihr
gedrungener, bäurischer Vater stand mit düsterem Gesicht auf der Schwelle. Mr.
Archer erlaubte sich einen zarten Schauder. Wie konnte Lady Brabington nur...?
    Und er war
einmal als dekadent bezeichnet worden!
    Sein
schöner Mund verzog sich zu seinem berühmten klassischen Lächeln, und er
beschloß, so reizend wie möglich zu Annabelle zu sein.
    Er hatte
sich immer etwas vor dem Pfarrer gefürchtet, jetzt dagegen verspürte er ein
wundervolles Gefühl der Macht über ihn. Er winkte Hochwürden leutselig zu und
setzte sein Gespann in Bewegung.
    Annabelles
besseres Selbst hatte sich wieder durchgesetzt. Sie fühlte sich schuldig und
vermißte ihren Mann schmerzlich. Das einzige, was sie tröstete, war Mr. Archers
ansteckend gute Laune.
    Er muß
verliebt sein, dachte sie. Vielleicht hat Daphne doch eine weise Entscheidung
getroffen.
    Mrs.
Armitage schien ihr
Interesse an Daphne wieder verloren zu haben. Da sie die Nachricht, daß Daphne
Mr. Archer heiraten wolle, sehr bedrückte, hatte sie ihre Zuflucht wieder
einmal zu ihrem Bett und ihren Wundermittelchen genommen.
    Als Diana
und Frederica hörten, daß Daphne nach Brighton reisen wollte, baten sie, nach
Hopeworth zurückkehren zu dürfen, und Mrs. Armitage bemerkte mit schwacher
Stimme, auch sie würde sich gerne aufs Land zurückbegeben. Mr. Armitage könne
Daphne ja begleiten, wenn er wolle, und das Mädchen, Betty, könne auch dorthin
gehen.
    Daphne war
froh, aus London wegzukommen. Das Wetter war wieder schwül und stickig. Als die
Kutsche am frühen Morgen durch die Straßen holperte, mußte sie einfach immer
wieder hinausschauen. Vielleicht sah sie ja doch einen hochgewachsenen Mann
mit kupferfarbenen Haaren und zwei Jagdhunden.
    Die Luft in
Brighton war äußerst wohltuend, und die See war so blau wie die Augen des fast
vergessenen Mr. Archer.
    Brighton
war im Jahr 1783 von dem jungen Prince of Wales entdeckt worden, als die Ärzte
ihm geraten hatten, die geschwollenen Drüsen in seinem Nacken mit Badekuren zu
behandeln. Er kaufte daraufhin ein Bauernhaus und ging daran, es umzugestalten.
Das Ergebnis war der Pavillon, dessen prachtvolle Räume sogar die funkelnden
Juwelen seiner Gäste verblassen ließen. Er war eines der Wunder der damaligen
Zeit. Die mit Mandarinen und gerüschten gelben Draperien geschmückten Wände
waren eine Anspielung auf chinesische Zelte. Die Decken und Betthimmel mit
ihren Quasten und Glöckchen hatten die Farbe von Pfirsichblüten, und auf jedem
Kronleuchter und jedem Kaminsims lauerte der kaiserliche Drache.
    Für Daphne
war der Pavillon ein Märchenschloß, und sie wunderte sich über den Spott der
Kritiker, von denen einer schrieb:
    »... Ein
China-Potpourri:
    Wo nicht
Genie, Geschmack noch Phantasie,
    Wo Affe,
Mandarin und Drache locken,
    Brücken, Pagoden und klingende Glocken.«
    Und
Sydney Smith, der
geistreiche Witzbold, hatte sarkastisch bemerkt, der Pavillon sehe so aus,
»als ob St. Paul's Cathedral an die See gereist sei und dort ein Junges geworfen
habe«.
    Seine
Kuppeln blitzten im Sonnenlicht, als Hochwürden Armitage seine Tochter
vorbeifuhr und ihre Begeisterung genoß.

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