Darf ich meine Oma selbst verbrennen?
der Treppe raus und ziehen mich an’ne Füße.«
»Soll ich Sie nach oben bringen?«
»Ja, warum datt denn? Meinen Se ich bin bekloppt oder watt?«
Ach was, Frau Tietze, Sie doch nich!
Angst vor Big Brother
Im Sanitärbereich für Kunden, Abteilung Damen, hängt ein kleiner Duftspender über der Tür. Dieser kleine Apparat hat einen Bewegungssensor und versprüht beim Öffnen der Tür einmal kurz einen Hauch von Meeresbrise. Danach fällt er wieder in Tiefschlaf und harrt des nächsten Besuchers, oder, um genau zu sein: der nächsten Besucherin.
Diesem Harren verleiht das kleine Teil durch das Blinken eines winzigen grünen Lämpchens Ausdruck: »Hallo, ich harre hier so vor mich hin, und meine Batterie ist dolle voll.«
Der Kundin Frau Hoppinger-Lehmkuhl war dieses aufdringlich grün blinkende Harren dann doch etwas zu viel, und sie kommentierte einen Besuch unserer keramischen Sitzabteilung anschließend mit den Worten: »Sie müssen aber nicht glauben, dass ich das Google-Teil über der Tür nicht gesehen habe. Aber was soll ich sagen? Man wird ja heute überall überwacht. Hauptsache, der kann nicht in die Kabinen reingucken.«
Nee, kann er nicht. Dafür haben wir Unterwasserkameras von Google Kloview.
Allergie
Manchmal ergeben sich etwas merkwürdige oder bemerkenswerte Fragestellungen auch direkt im Bestattungshaus, beispielsweise anlässlich eines Beratungstermins für die eigene Bestattungsvorsorge.
Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie wichtig eine solche Bestattungsvorsorge ist. Zum einen sind die offenen Fragen dann endlich geklärt, und zum anderen hat man die finanzielle Absicherung unter Dach und Fach gebracht.
Für die meisten Menschen ist der Gang zum Bestatter und der Gedanke, nun die eigene Beerdigung zu besprechen, eine unangenehme Sache. Aber ich kann Ihnen versichern, wer sich zu einem solchen Beratungsgespräch aufrafft, fühlt sich hinterher erleichtert und von einer Sorge befreit.
So kommt es dann auch, dass die Leute anfangs oft zögerlich und zurückhaltend sind, um im Laufe des Gesprächs immer mehr aufzutauen. Wenn sie sich etwas gelöst haben, dann trauen sie sich auch, etwas zu fragen.
»Wie ist das denn?«, will Frau Schubert wissen, »Mein Mann, der hat so allerhand Allergien. Machen Sie das denn auch so, dass er nicht wieder diesen Ausschlag bekommt?«
Herr Schubert sieht das mit etwas mehr Abstand und schüttelt den Kopf: »Aber Hannelore, dann bin ich doch tot!«
»Ja, und? Du sollst doch aber nicht mit diesen roten Flecken im Gesicht im Sarg liegen.«
Und an mich gewandt konkretisiert sie ihre Frage: »Sind denn das Totenhemd und die Decke aus antiallergischem Material? Gibt es so etwas?«
Herr Schubert hat natürlich recht: Verstorbene zeigen wirklich keine allergischen Reaktionen mehr, man könnte sie in Asbest einwickeln, und es würde ihnen nicht schaden. Aber tatsächlich haben wir eine Decke, die ein BIO -Siegel trägt und die ich dem Ehepaar zeigen kann.
Frau Schubert ist begeistert und will, dass wir genau die für ihren Mann nehmen. Der steht hinter seiner Frau, verdreht die Augen und tippt sich an die Stirn: »Himmel!«
»Was? Sagtest du was, Hugo?«
»Ich? Nein.«
»Du hast doch Himmel gesagt, oder?«
»Ja, ja, ich hoffe, ich komme dann auch in den Himmel.«
»Mit so einem schönen Deckchen bestimmt!«
»Dann is’ ja gut.«
Farbig
Hierzulande ist es üblich, dem Verstorbenen den Anschein einer schlafenden Person zu geben. Das Totenhemd, der sogenannte Talar, erinnert im weitesten Sinne an ein verziertes Nachthemd, der Sarg wird mit Kopfkissen und Decke ausgestattet und auch die für das Sterben gebräuchlichen Euphemismen, wie zum Beispiel das Wort »entschlafen«, weisen auf diesen Umstand hin.
Das ist übrigens auch der Grund, warum man Verstorbenen in den meisten Fällen keine Brille mehr aufsetzt und ihnen, obwohl die Herren vielleicht einen Anzug tragen, keine Schuhe mehr anzieht.
In anderen Ländern ist das anders. Amerikaner zum Beispiel sehen oft im Sarg schöner aus, als sie es zu Lebzeiten je getan haben. Sie werden einbalsamiert und geschminkt, so dass sie ein bisschen wie Hollywood-Schauspieler aussehen. Ein zufriedener Gesichtsausdruck ist obligatorisch, und durch den fast schon übertriebenen Einsatz von Kosmetik schauen sie aus, als würden sie im nächsten Moment quicklebendig aus dem Sarg steigen.
In Italien gilt es weithin als absolut notwendig, dass der Verstorbene einen nigelnagelneuen Anzug und ein paar gute neue
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