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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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Handy und tippt eine Nummer ein.
    Wir starren ihn schweigend an. Ich habe keine Ahnung, wie ich reagieren würde, hätte ich die letzten drei Tage geschlafen und gegessen. Aber so fühle ich mich nur noch einer Ohnmacht nahe, unfähig, etwas zu tun oder zu sagen. Gerade will er anfangen zu sprechen, da taucht die Comtesse hinter ihm auf und rammt ihm ihre Winchester in den Rücken. Ihm fällt das Telefon aus der Hand und mit einem gut hörbaren knirschenden Geräusch tritt sie mit ihrem schweren Stiefel darauf.
    »Die Vorstellung ist vorbei, Mister«, sagt sie und steigt zu uns in den Wagen.
    Wir fahren schweigend, bis die Lichter des anderen Wagens schon lange hinter uns verschwunden sind. Mum wirft immer wieder einen nervösen Blick in den Rückspiegel, doch der Mann scheint uns nicht zu folgen.
    »Vielleicht hätten Sie sein Telefon nicht kaputt machen sollen«, sagt sie nervös. »Wir haben schon genug Ärger am Hals.«
    »Telefone sind Teufelszeug«, sagt die Comtesse.
    Ich nehme das ledergebundene Buch in die Hand, das mir Indie zu Beginn der Fahrt auf den Schoß gelegt hat, und schiebe es zu Mum hinüber. Ich bin froh, dass Indie daran gedacht hat, es mitzunehmen.
    »Sieh es dir wenigstens an«, sage ich, »bitte. Es kann doch nicht schaden, einen Blick hineinzuwerfen. Vielleicht kannst du nicht mehr alles lernen. Vielleicht kannst du auch bei der Initiation daraus lesen, was weiß ich, wie die Regeln sind.«
    Noch immer ist der Himmel sternenklar, keine einzige Schneeflocke segelt durch die eisige Nachtluft. Der Pick-up schnurrt gleichmäßig die gerade, scheinbar endlose Straße entlang. Die Schneeflächen links und rechts von uns glitzern unberührt. Schon seit vielen Kilometern haben wir keine Ortschaft mehr passiert, keine Häuser, nichts.
    Mum runzelt die Stirn und dreht das Buch eine Weile herum, als wäre sie nur am Einband interessiert. Es ist altes, speckiges Leder. Abgenutzt, als hätte es jemand schon tausend Mal benützt, um etwas hineinzuschreiben oder nachzuschlagen.
    »Ernestine hatte auch so eines«, sagt sie leise, »es lag auf ihrem Nachttisch.«
    Vorsichtig klappt sie es auf. Ihre Miene verändert sich nicht.
    »Es war das gleiche Zeichen auf der ersten Seite. Wie eingebrannt. Siehst du?«
    Wir beugen uns beide über das Buch. Die erste Seite ist geschwärzt, aber man erkennt deutlich das Zeichen der Hüterinnen. Darunter ein verblasster Schriftzug:
    Buch der Schatten
    Mums Hände zittern, die Seiten rascheln, als sie weiterblättert, erst langsam, dann schneller, viel zu schnell, als dass ich die Worte in einer fremden Sprache alle erfassen könnte. Ist es Latein? Oder etwas anderes?
    »Dawna«, sagt sie und ich wage es nicht, sie anzusehen, »sie hat mir daraus vorgelesen. Jeden Abend. Jeden einzelnen Abend, bis ich zu alt war und nicht mehr wollte, dass sie mich zu Bett brachte. Ich kenne jedes Wort, das hier geschrieben steht.«
    Weit vor uns, im Osten, beginnt sich der Horizont silbern zu färben. Der neue Tag streicht über den Himmel und lässt die Sterne verblassen.

32
    Indie

    M ein Kopf fühlt sich wattig an, als wäre es mitten in der Nacht und als sollte ich mich einfach noch einmal unter meine Bettdecke wühlen und weiterschlafen. Angestrengt reiße ich die Augen auf und starre in die Dämmerung hinaus. Ein winziger oranger Streifen am Horizont zeigt, dass es nicht mitten in der Nacht ist, die Landschaft ist in ein unwirkliches düsteres Blau getaucht. Unser Pick-up steht fast mit der Schnauze in einem Diners. Die rote Schrift direkt über der Eingangstür zeigt mir, dass wir vor »Hank’s Hamburger« stehen, die rote Schrift »open« leuchtet, direkt daneben ist ein Schild mit der Versprechung »old fashioned, home made, 24 h«. Die Vorderfront des kleinen Hauses, das eher wie eine Schachtel wirkt als wie ein Haus, ist komplett aus Glas, man sieht bis zur Theke. Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl. Vielleicht liegt es aber auch an der Comtesse, die mich so ansieht, als würde sie gleich ihre Winchester auf mich anlegen.
    »Indie Spencer«, sagt die Comtesse und ich sehe mein verzerrtes Gesicht in ihrer verspiegelten Sonnenbrille. »Frühstück.«
    Scheiß Frühstück. Schieb dir das sonst wohin, will ich sagen, stattdessen bleiben meine Augen an Mum hängen, die hinter der Comtesse steht und mit ihren rot geweinten Augen in die Ferne blickt. Danach sehe ich Dawnas alarmierten Blick, der unablässig über den Parkplatz gleitet. Sofort habe ich auch das Gefühl, dass hier

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