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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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wir folgen ihr über einen schmalen Weg zu einem kleinen Gebäude, das sich fest an die Mauer schmiegt. Die Hecken sind hier so dicht beieinander, dass Maja die stacheligen Zweige mit ihrem Rollstuhl streift. Emilia steckt den Schlüssel ins Schloss und die Tür springt auf.
    »Wartet hier.« Sie lässt uns in einem winzigen Vorraum zurück und steigt eine knarrende Treppe nach oben. Im Inneren des Hauses ist es kühl und es riecht, als wäre den Winter über niemand hier gewesen.
    »Ganz schön verwirrend«, Kat wendet sich uns zu, »aber die Abläufe im Kloster werden euch bald vertraut sein.«
    Sie lächelt und schlägt die Kapuze ihres Umhangs zurück. Auch Maja sieht uns freundlich an.
    »Wie lange werden wir hier sein?« Indies Frage scheint im Raum zu schweben und keine der Frauen macht Anstalten, darauf zu antworten.
    »Ich habe kein gutes Gefühl, Whistling Wing so lange alleine zu lassen. Es ist nicht richtig.«
    Wir hören Emilia Pontis Schritte über unseren Köpfen. Die Bodendielen quietschen unter ihrem Gewicht. Ich sehe zu den winzigen Fenstern hin. Auch dort scheinen sich die Hecken Zugang zu suchen. Wenn ich an Whistling Wing denke, beginnt mein Körper zu kribbeln. Ich sehe Eve vor mir und Sidney und Tara und Tamara. Was, wenn die Engel zurückkommen und nach uns suchen? Werden sie die Frauen in Ruhe lassen? Werden Dusk und Diego in der Lage sein, Whistling Wing zu schützen?
    Mach dir keine Sorgen, Kleines klingen mir Diegos Worte im Ohr. Seine Umarmung war so tröstlich gewesen und Dusks Blick undurchdringlich.
    »Ihr müsst bleiben, bis eine Entscheidung gefallen ist«, sagt Maja und lässt den Rollstuhl einmal um sich selbst kreiseln, als könnte sie die Bewegungslosigkeit nicht aushalten.
    Oben schlägt eine Tür, dann kommt Emilia Ponti schwer atmend die Treppen hinunter. Über ihren Armen trägt sie zwei weiße Umhänge und die dazu passenden Unterkleider.
    »Hier. Zieht die über.« Ohne eine Antwort abzuwarten, nimmt sie Indie ihr Sweatshirt aus der Hand. »Die Leute im Dorf halten uns für gewöhnliche Klosterschwestern des Zisterzienserordens. Wir sollten sie in dem Glauben belassen.«
    Sie zwinkert mir zu, während ich meine Jeans abstreife und die Ordenstracht überziehe.
    »Die Leute im Dorf«, wirft Indie ein, »die bekommen uns doch nicht zu Gesicht.«
    Emilia Ponti schüttelt nachsichtig den Kopf.
    »Wir haben alle unsere Pflichten.«
    Indie zieht eine Augenbraue nach oben.
    »Pflichten?« Das Wort klingt wie Kaugummi in ihrem Mund und ich kann sehen, wie ein Lächeln über Kats und Majas Gesicht huscht.
    »Die Einzige ohne Pflichten bin ich.« Majas Stimme klingt spöttisch. »Ich Krüppel bin zu nichts zu gebrauchen.«
    Kat gibt ihr einen freundschaftlichen Stoß, aber an ihrer Miene kann ich erkennen, dass sie Majas Äußerung nicht witzig findet. Ich nehme mein Unterkleid und den Umhang entgegen. Der Stoff ist kühl und glatt auf meiner Haut.
    »Wir Hüterinnen, die immer im Orden sind, helfen im Dorf. Wir pflegen die Kranken. Kümmern uns um die Kinder. Die Hilfsbedürftigen.« Emilia wacht mit Argusaugen über unsere Bemühungen, die Ordenstracht ordnungsgemäß anzulegen. Kat hilft mir, das Unterkleid im Nacken zu binden. »Alles andere wäre zu auffällig.«
    Sie hilft Indie, in ihren Umhang zu schlüpfen. Indie zieht ein unglückliches Gesicht. Sie bindet ihr rotes Haar zu einem Knoten und zieht sich die Kapuze über den Kopf. Dann stehen wir uns gegenüber, der fließende Stoff bauscht sich um unsere Beine und unsere Hände verschwinden in den überlangen, spitz zulaufenden Ärmeln.
    »Willkommen«, flüstert Kat, »willkommen bei den Hüterinnen des Lichts.«
    Wir müssen geduldig sein, hat uns Kat mit auf den Weg gegeben, wir müssen warten, bis die Oberin uns zu sich ruft. Meine Geduld ist schon am nächsten Morgen am Ende. Nach dem Gebet für die jungen Hüterinnen, bei dem wir mit Felicia und Jools Armengol in der Kapelle knieten und uns wie Idioten fühlten, weil wir den Ablauf der Gebete nicht kannten, stehle ich mich davon. Indie schlurft zurück in unser Zimmer. Es ist noch sehr früh. Die Sonne steigt verschwommen über den Horizont und das Meer liegt wie ein Seidenband in der Bucht. Es gibt keinen Wind und die Möwen sind still, sie fliegen nicht einmal auf, als ich in der Mauer nach der kleinen Tür zu den Felsen suche. Ich habe sie gestern entdeckt, dass sie den Weg zum Strand freigibt und dass sie nicht verschlossen ist. Ich zwänge mich durch den Spalt, ein

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