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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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wenig, ihre Augen scheinen zuzufallen. »… schwebt immer über euch …«
    Ich nicke nur und mir sitzt ein Kloß im Hals.
    »Versprich mir…tut nichts Unbesonnenes…Haltet fest an unserem Plan …« Ihre Augen fallen zu und mir treten Tränen in die Augen. Jemand legt mir sanft die Hand auf die Schulter.
    »Sie braucht viel Schlaf«, sagt Kat hinter mir. »Komm.«
    Feuchte, warme Luft schlägt uns entgegen, als die letzte Tür aufgeht, und ich höre gleichmäßiges Plätschern. Der Geruch von Chlor hängt in der Luft.
    »Vermutlich kenne auch ich nicht jeden Gang in diesem Kloster, obwohl ich eine Zeit lang mit Maja jede freie Minute investiert habe, um hier alles zu erforschen«, sagt Kat, dann bleibt sie abrupt stehen und ich sehe das Schwimmbecken vor ihr. Eine Frau krault gleichmäßig von einer Seite auf die andere. Wenn sie am anderen Ende ist, macht sie eine perfekte Wende und krault zurück. Ich weiß sofort, wer es ist. Ihre Beine sind mit einem Gurt zusammengebunden, dazwischen ist ein blaues Styroporteil geklemmt. Es ist Maja, die schnell ihre Bahnen krault, die nutzlosen Beine hinter sich herschleppend. Es sieht elegant und tänzerisch aus, aber es strahlt auch eine Wut auf den eigenen Körper aus und eine brutale Verbissenheit.
    »Damals, als sie noch gehen konnte«, flüstert Kat fast, als spräche sie mit sich selbst. »Vor diesem Einsatz …«
    »Einsatz?«, wiederhole ich.
    »Wir wussten, dass die eigentlichen Hüterinnen dieses Tores es nicht schaffen würden, es zu schließen«, erzählt Kat so leise, dass man es kaum hören kann. »Sie waren gut, bestens ausgebildet. Aber Azraels Stärke hat etwas Tückisches…sie schwankt, von Jahr zu Jahr, und dieses eine Jahr hatte er eine Hochphase. Wir wussten davon.«
    Sie sah mich eindringlich an.
    »Maja und ich sollten ihn täuschen. Denn als die ältere der beiden Hüterinnnen starb …« Sie unterbrach sich, als Maja wieder auf unserer Seite war, eine Wende machte und weiterkraulte. »… wir mussten das Tor an ihrer Stelle schließen. Als wir es fast geschafft hatten, geschah etwas Seltsames. Bis heute können wir es uns nicht genau erklären, denn das Tor schien geschlossen zu sein, da gelang es ihm anscheinend, noch einen letzten Energiestoß herauszuschicken. Maja war schon zu entkräftet, um dem noch etwas entgegensetzen zu können. Sie starb fast an der Verwundung, die er ihr zufügte. Ohne ihren starken Willen wäre sie schon längst tot.«
    Ein beklemmendes Gefühl macht sich in meinem Brustkorb breit, als sie aufhört zu sprechen.
    »Wir haben das Tor schon einmal geschlossen«, sage ich nach einer Weile.
    Kat nickt erst nur. Dann dreht sie sich zu mir und sieht mich intensiv an. »Er war schon jahrzehntelang nicht mehr so schwach gewesen wie im letzten Sommer. Deswegen hatten wir auch keine Sorge, damals, im letzten Sommer, als ihr das Tor schließen solltet«, erklärt sie mir, dann bückt sie sich und hält ihrer Schwester die Hand entgegen.
    Die Gedanken hallen in meinem Kopf nach, während ich versuche, meine Augen abzuwenden, als Maja mit einer routinierten Bewegung den Gurt öffnet und sich von Kat in den Rollstuhl helfen lässt.
    »Ganz schlechte Zeit«, sagt Maja gerade, doch ihre Stimme klingt fröhlich, als sie Kat ihre silberne Bademütze zuwirft. »Aber um dich abzuhängen, reicht es noch immer.«
    Kat gibt ihr einen freundschaftlichen Rempler, auch wenn ihr Gesicht dabei traurig aussieht. »Angeberin.«
    Der nächste Raum riecht ebenfalls nach Chlor, auf einer Bank liegen Kleidungsstücke. Während Maja sich energisch abtrocknet, fragt sie mich nach meinen ersten Eindrücken. »Schon Freundinnen gefunden?«
    Damit können ja nur Felicia und Jools gemeint sein.
    »Ich bin nicht so der Typ für einen Zickenkrieg«, antworte ich und kann meinen Blick nicht von ihrem muskulösen Oberkörper abwenden. Seit ich weiß, dass ihre Verletzungen von Azrael stammen, sitzt hinter meinem Brustbein die Angst. Maja schlüpft aus ihrem Tanktop und wirft es Kat zu.
    »Ja, ich auch nicht. Ist auch besser so, sich bei den beiden auf nichts einzulassen. Schließlich … sind sie die Enkelinnen der Oberin«, antwortet sie und es klingt wie eine Warnung. Als sie sich streckt, um ein trockenes T-Shirt über den Oberkörper zu ziehen, sehe ich ihren Bauch.
    Genau an der Stelle, wo sich meine Vogelnarbe befindet, hat auch Maja eine Narbe. Sie sieht nicht wie meine aus, die Wunde muss tief und hässlich gewesen sein und ist offenbar schlecht verheilt.

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