Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
bleiben.
»Ihr solltet nichts riskieren. Wer gegen die Regeln verstößt, ist es nicht wert, den Orden hinter sich zu haben«, warnt uns Jools eindringlich.
So wie ihr?, denke ich mir.
»Bin anscheinend noch nicht durch mit dem ganzen Regelwerk des Ordens«, antworte ich und verschränke ebenfalls meine Arme vor der Brust.
»Verschwindet einfach, das macht euer Leben einfacher«, flüstert Jools, sieht aber nicht uns an, sondern die Typen vor ihr. »Das hier ist unsere Baustelle.« Langsam gehen wir auf die beiden Mädchen zu.
»Eine Hüterin lässt die andere nicht im Stich«, sage ich.
»Na, das wird ein Spaß«, sagt einer der Typen mit rauchiger Stimme. Bedächtig setzen sich die Männer in Bewegung und kommen jetzt auf uns zu.
»Ihr wisst ja, dass wir Yankees das mit den Regeln und der guten alten Tradition leider nicht so ganz kapieren«, sage ich laut, während wir uns breitbeinig rechts und links neben den Mädchen aufstellen.
»Ich sehe da ein paar andere Typen, die dringend verschwinden sollten«, fügt Dawna hinzu. »Täte ihnen bestimmt gut.«
»Lasst sie doch mitmachen«, sagt einer der Typen, »statt euch darüber zu beschweren, dass ihr nur zu zweit seid.«
»Wir beschweren uns nicht«, faucht Jools und greift unvermittelt den Mann an. Um mich herum vermischen sich die Kräfte von Dawna, Jools und Felicia zu einem eigenen kleinen Kosmos, dann stürze auch ich mich in diesen Kampf.
Felicia und Jools klettern den Felsen nach oben, während wir wieder durch das knietiefe Wasser um den Felsen herumwaten und auf der anderen Seite weiterlaufen. Die Typen sitzen in einem Ruderboot und verschwinden in die nächste Bucht. Noch immer rätsle ich über die Abschiedsworte des muskulösen Kerls. »Gleichstand«, hatte er gesagt und Jools hatte mit hochmütiger Stimme geantwortet: »Das nächste Mal gehört die Fahne wieder uns.« Sie hatten uns nichts erklärt, wir hatten nichts gefragt. Aber vielleicht war die Warnung von Felicia als Dank gedacht: »Ohne den Orden könnt ihr es nicht schaffen. Hütet euch davor, die Regeln des Ordens und die Worte der Oberin anzuzweifeln. Das hat schon einigen Hüterinnen mehr Ärger eingebracht, als ihnen lieb war.«
Es ist inzwischen so dunkel, dass ich nur das helle Shirt von Dawna vor mir gleichmäßig auf und ab hüpfen sehe. Hin und wieder rutsche ich ein wenig auf dem Tang, gerate aus dem Takt. Dawna nicht, sie läuft gerade wie ein Roboter, gleichmäßig, unbeirrbar, schnell, effektiv. Ich gebe ein bisschen Gas, um zu ihr aufzuschließen.
»Hast du bemerkt, was passiert, wenn wir so starke mentale Energie freisetzen?«, fragt mich Dawna, mit dem Blick fixiert sie einen Punkt in der Ferne.
Ja, man fühlt sich grenzenlos. Absolut frei und übermenschlich. Sie schüttelt den Kopf, als wäre das nicht die richtige Antwort.
»Man muss sich für eine Kampftechnik entscheiden. Diese Männer eben. Ich konnte mir nur einen nach dem anderen vornehmen und ich hätte mich in der Zeit nicht bewegen können. Angriffe von hinten abzublocken, wäre zu dem Zeitpunkt nicht möglich gewesen.«
Eine Weile laufen wir schweigend nebeneinanderher. Ich muss ihr recht geben. Es klappt alles hervorragend, wenn es nicht zu viele Gegner sind. Aber was passiert, wenn es mehr sind?
Sie bleibt plötzlich stehen und nimmt mich bei der Hand. »Vielleicht brauchen wir ihn doch. Den Orden.«
Ihr Blick richtet sich auf einen Felsen, als hätte sie dort etwas entdeckt. Ich drehe mich um und versuche zu erkennen, was sie sieht. Als ich mich wieder zu ihr drehe, haben sich ihre Augen verengt. Zielstrebig geht sie auf den Felsen zu, plötzlich sehe auch ich die Gestalt, die dort breitbeinig auf uns wartet.
Ihre Augen sind wie glühende Kohlen auf uns gerichtet, sie sieht ein wenig irre aus, voller Hass. Je näher wir kommen, desto mehr schwindet dieser Eindruck, ihre Emotionen zeigen sich nicht mehr in ihrem Gesicht.
Lilli-Thi.
»Dawna.« Ich versuche, ihre Hand zu erwischen, aber ihre Energie lässt mich nicht an sie heran.
»Lilith«, sagt sie, während sie ein paar Meter vor der Asiatin stehen bleibt.
Lilli-Thi neigt nur ein klein wenig den Kopf, als würde sie sie grüßen. Mich ignoriert sie, als wäre ich nicht anwesend.
»Wieso bist du hier?«, fragt Dawna eisig. »Wieso nicht bei deinem Herrn und Meister? Hat er dich geschickt? Was ist dein Auftrag?«
»Lilli-Thi nimmt keine Aufträge an«, wispert Lilli-Thi heiser. »Lilli-Thi ist ihr eigener Boss.«
Auch das Schweigen, das
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