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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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einen Kuss auf die Wange, als Diego vor Emma stehen bleibt, macht sie einen verlegenen Schritt nach hinten. Auch ich habe das Gefühl, die zwei nicht stören zu wollen, und folge Mum zur Haustür. Sie scheint unsicher zu sein, ob sie Dusk ansprechen soll, der weiter bewegungslos neben der Haustür lehnt und zu unserm Auto sieht. Die unangenehme Stimmung verfliegt, als die Tür aufgeht und Sidney herauskommt. Heulend liegen sich Mum und sie sofort in den Armen.
    »Oh, mein Gott«, sagt Mum statt eines Hallos. »Oh, mein Gott, Sidney, du hast keine Ahnung …«
    »Wir schaffen das«, sagt Sidney, während hinter ihr Eve und Tamara aus dem Haus kommen. »Wir schaffen das, sei unbesorgt.«
    Mum beginnt zu lächeln und nickt. »Oh, mein Gott, ich bin so froh, wieder hier zu sein! Die Heimfahrt war so schrecklich, die ganzen Gedanken im Kopf, aber jetzt spüre ich wieder Zuversicht, ihr habt Whistling Wing in goldenen Glanz gehüllt…«
    Das klingt seltsam. Aber irgendwie stimmt es doch mit dem Glanz, auch wenn es nur die Sonne ist und das Strahlen in Diegos Augen.
    »Na, sieh einer an. Dawna und Indie sind wieder zurück«, sagt Beebee hinter mir.
    »Ach, Mädchen, du bist auch hier«, sagt Mum strahlend und umarmt sie in ihrer Euphorie ebenfalls. Als sie sich von ihr löst, werden Mums Augen ernst. »Es gibt viel zu erzählen.«
    »Diego hat uns schon … eingeweiht.« Sidney nimmt Mum bei der Hand und führt sie ins Haus, nach einem letzten Blick auf Diego und Emma, die nur voreinanderstehen und geflüsterte Worte austauschen, folge ich den Frauen. Beebee nickt mir nur zu, eine Umarmung fände ich jetzt wirklich überzogen, Weltuntergang hin oder her, man darf nicht alles gleich so übertreiben.
    »Die ganzen Motorradfahrer«, sagt Mum eben mit angestrengtem Unterton, als die Küchentür hinter uns zugeht. »Verstehst du?«
    »Die sind schon länger da«, sagt Beebee plötzlich. »Das Morrison Motel ist komplett überfüllt, in den Club zu gehen, ist gerade keine gute Idee.« Engelshüterin, scheint sie zu denken und ich weiß nicht, ob sie die Bezeichnung mit Verwunderung, Bewunderung oder mit Kopfschütteln erfüllt.
    »Was weißt du über den Club?«, fragt Sidney im perfekten Mutterton.
    Beebee zuckt mit den Schultern. »Als wenn du das nie gemacht hättest.« Sie lässt sich auf einen Stuhl fallen und sieht dabei wieder nur mich an. »Echt brutale Kerle.«
    »Kommen sie auch nach Whistling Wing?«, fragt Mum. »Wie sicher ist es hier, wir müssen das wissen, weil …« Sie vervollständigt den Satz nicht, sondern wirft stattdessen einen Blick zurück zur Tür, als würde sie sich wünschen, dass Emma endlich ins Haus kommt.
    »Bis jetzt …« Sidney senkt ihre Stimme zu einem Flüstern. »Bis jetzt habe ich versucht, jeden Abend durch Räucherwerk die positiven Strahlen des Ortes zu verstärken.«
    »Ich weiß nicht, ob Räucherwerk die Biker abhält«, sagt Mum plötzlich sehr realistisch.
    Die Biker abhalten. Der Gedanke an Gabe ist so plötzlich und brennend in meinem Herzen, dass ich es kaum schaffe, ihn zu verschleiern. Gabe, den ich nicht sehen darf bis zu meinem Geburtstag.

14
    Dawna

    D usk drückt sich von der Wand weg und geht geschmeidig die Treppen hinunter. Sein Haar ist noch länger und wilder, als ich es in Erinnerung habe. Die Sonne hat es ausgebleicht und den rauchigen Ton in ein sandfarbenes Gold verwandelt. Er sieht aus, als hätte er die Zeit, in der wir uns nicht gesehen haben, nur damit zugebracht, in der Wildnis herumzustreifen. Unter dem schwarzen T-Shirt zeichnen sich seine Muskeln ab, sehnig, unnachgiebig. Er öffnet die Tür des Pick-ups und lässt sich zu mir auf den Beifahrersitz gleiten.
    »Prinzessin«, sagt er und ein leichtes Lächeln spielt um seine Mundwinkel, »was sind das für Neuigkeiten?«
    Ich sehe ihn nicht an, sondern blicke starr nach vorne, zur Eingangstür, sie steht offen, das Fliegengitter bewegt sich sacht im Wind. Granny hat immer gesagt, auf Whistling Wing gibt es keinen Frühling. Zuerst ist es kalt, es schneit und regnet und schneit und regnet und plötzlich reißt der Himmel auf und die Sonne vertreibt den Winter und den Frühling in einem Rutsch. Sie lässt das Gras und die Blumen in Windeseile wachsen und verbrennt sie gleichzeitig. Sie ist Schöpfer und Henker in einem. Die Bäche, die der Frühling über das Land schickt, trocknen aus und die flirrende Hitze kehrt zurück. Es gibt nichts dazwischen, alles geschieht zu schnell. Der Himmel ist strahlend blau

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