Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
aber sie unterbricht sich selbst.
»Das werdet ihr nicht tun«, mischt sich Diego zum ersten Mal ein. Seine Stimme klingt ärgerlich. »Es ist viel zu gefährlich.«
»Diego«, sagt Mum und verdreht die Augen. »Ich weiß, wie ich mit Chakal sprechen muss.«
»Ihr werdet das sicher nicht tun«, sagt er finster. »Ihr werdet Whistling Wing nicht verlassen. Besonders du nicht, Vic.«
Der trockene heiße Wind wirft sich gegen das Küchenfenster, wir hören, dass sich die Verandatür öffnet und jemand das Haus betritt.
»Wir werden sie schützen«, sagt Dawna mit beruhigender Stimme.
Diego sieht ärgerlich von mir zu Dawna, schüttelt nur den Kopf.
»Aber was können wir tun?«, will Tamara wissen, das unangenehme Schweigen unterbrechend.
»Sidney hat erzählt, was ihr für Erfolge beim Channeln hattet.« Emma nimmt Tamaras Hand in die ihre und lächelt sie an. Jeder im Raum muss merken, dass Tamara plötzlich ruhiger wird, auch sie beginnt zu lächeln. »Was haltet ihr davon, wenn ihr weiter daran arbeitet? Ich kann mir vorstellen, dass uns das noch nützlich sein kann.«
Zum Beispiel Jophiel herbeichanneln, denke ich spöttisch.
Die Tür geht auf und eine kleine, verwehte Gestalt steht vor uns. Dunkle Sonnenbrille im Gesicht, in der Hand ihre Winchester.
Unsere erste Verbündete.
»Lasst mich das machen«, sagt Mum, während Dawna mit dem Pick-up die schnurgerade Straße aus New Corbie herausfährt. »Ich weiß, wie ich mit ihm reden muss.«
»Mum. Du bist großartig«, sagt Dawna abrupt.
Vor uns tauchen die Wagen auf, einfach neben der Straße abgestellt, zwischen dürrem Gebüsch und weitem Grasland. Mich erfüllt eine starke innere Unruhe, ist es die Nähe zum Friedhof? Oder die Nähe zu New Corbie und dem Morrison Motel? Die Stadt scheint nur noch aus Bikern zu bestehen, dunkel gekleideten Männern, die jede Menge Aggression ausstrahlen. Dawna hält am Straßenrand. Mit einem tiefen Atemzug schließt Mum die Augen, versucht, sich zu sammeln.
»Ich überlege die ganze Zeit, wie wir den Orden noch auf unsere Seite holen können«, flüstert sie, als sie die Augen wieder öffnet. »Aber denkt immer nur an den nächsten Schritt. Und auf den Vertrag zu pochen, ist der nächste Schritt.«
»Mum, du machst alles richtig«, antwortet Dawna und sie umarmen sich unbeholfen im Inneren des Wagens. »Granny hatte nicht geplant, den Orden auf unsere Seite zu ziehen.«
Mum nickt, aber sie scheint etwas anderes sagen zu wollen. »Ich glaube, wir müssen uns noch einmal mit der Prophezeiung beschäftigen. Wir dürfen nichts übersehen.« Sie unterbricht sich selbst und lächelt uns beiden aufmunternd zu. »Nun los, suchen wir Chakal. Ihr werdet sehen, ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich will.« Dawna und sie lächeln sich an, aber ich gleite nur vom Sitz nach draußen.
Das Lager, das wir jetzt betreten, hat nichts mehr mit dem gemein, das wir in den Bergen kennengelernt haben. Keine Kinder, keine Frauen, keine bunte Wäsche an kreuz und quer gespannten Leinen. Es sind die Krieger, die sie entsandt haben. Große, bullige Männer mit breiten Schultern stehen mit finsterem Blick neben ihren Wagen und sehen uns entgegen. Sie strahlen eine Bereitschaft zum Kampf aus, den Willen zu töten und mit dem Einsatz ihres Lebens an der Seite ihres Anführers ins Feld zu ziehen. Diese Männer wollte Granny an ihrer Seite haben, wegen dieser Männer hatte Victoria den Vertrag geschlossen. Aber tief in mir drin weiß ich, deswegen sind sie nicht hier. Chakal will den Vertrag lösen, glücklich der, der diese Männer hinter sich hat.
Die Sonne brennt heiß auf meine Schultern, als ich mich von Dawna und Mum trenne und mich zwischen zwei Wohnwagen hindurchschlängle. Chakal, du wirst uns anhören, ich werde dich finden, denke ich und im nächsten Moment pralle ich gegen einen breitschultrigen großen Mann, der mich sofort mit seinen starken Armen umschließt.
»Was tut ihr hier?«, flüstert eine bekannte Stimme an meinem Ohr und ein heißer Schauer rieselt durch meinen Bauch.
»Was tust DU hier?«, stelle ich atemlos die Gegenfrage.
Gabe zieht mich noch tiefer in seine Umarmung, seine Lippen scheinen plötzlich überall zu sein, auf meiner Stirn, auf meinen Wangen, auf meiner Nase, bis sie meinen Mund erreichen.
»Indie«, stößt er hervor, und während er mich gegen den Wohnwagen drückt, wird der Kuss wild und leidenschaftlich. »Ich weiß, was wir ausgemacht haben.«
Kein Kontakt. Wir dürfen uns nicht sehen,
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