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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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spät«, sage ich.
    Wir laufen die Treppen hinauf zum Dachboden, ich bin hin- und hergerissen zwischen der Erleichterung, dass wir eine gewisse Unterstützung haben, und der Verzweiflung, dass ich die beiden gar nicht richtig einschätzen kann.
    »Aber wieso?«, frage ich dumpf, meinen Blick auf Kats Rücken gerichtet.
    »Euch ist schon klar, dass Samael euren Schutzkreis wahrnimmt?«, will Miss A. wissen, ohne auf meine Frage einzugehen. Ihre Stimme klingt scharf, als hätten wir bis jetzt nur Bockmist gebaut.
    »Habt ihr ihr erklärt, was sie tun soll?«
    »Verdammte Scheiße«, schreie ich sie an. Mir wird übel bei dem Gedanken, dass Sam unseren Schutzkreis bemerken könnte. »Ich weiß selbst nicht, was ich tun soll! Wie soll ich ihr dann sagen, was SIE tun soll?«
    Wir bleiben zu dritt vor der Dachbodentür stehen.
    »Außerdem ist sie bewusstlos«, sage ich mürrisch.
    »Ich werde mit ihr reden«, sagt Miss A. neben mir. »Es wäre hilfreich zu wissen, weshalb sie entführt wurde. Ihr habt keine Ahnung?«
    »Wir müssen mit dem Orden Kontakt aufnehmen, damit …«, sagt Kat.
    »Kein Orden«, sage ich spontan.
    »Wir haben die Vogelschwärme die letzten Tage verfolgt«, sagt Miss A. und ignoriert meinen Einwand einfach. »In den nächsten Tagen kommen bestimmt hundert Vögel hier an. Was das heißt, muss ich dir nicht sagen, Indiana Spencer.«
    Mein Kopf schwirrt von allem, was mir gesagt wird. Sam. Mum. Die Vögel.
    »Was habt ihr mit eurer Mum geplant?«, fragt Kat.
    »Was ist mit den Wölfen?«, will Miss A. wissen.
    »Seit wann ist sie entführt?«
    Die Fragen stürmen auf mich ein, bis ich, ohne zu antworten, die Tür aufreiße.
    Die Stimmung auf dem Dachboden hat sich geändert, etwas Düsteres, Bedrohliches hängt in der Luft, als hätten wir uns mit unserem Schutzkreis verausgabt. Kat und Miss A. bleiben stehen, sie wirken genauso beunruhigt, wie ich es bin.
    »Was ist mit Mum?«, will ich flüsternd von Dawna wissen.
    »Sie ist wach«, entgegnet Dawna angestrengt. Sidneys Augen sind plötzlich auf mich gerichtet, riesengroß und voller Angst, Tränen schimmern in ihnen.
    Mir gelingt es nicht, mich den Frauen anzuschließen. Kat und Miss A. haben anscheinend mühelos Zugang zu dem Hotelzimmer, vor meinen Augen flimmert es nur, ich höre lediglich wie aus einem kaputten Radio Stimmen und das Rascheln von Stoff.
    »Vic«, sagt Miss A. vorsichtig. »Victoria Spencer?«
    In meinem Kopf baut sich ein unerträglicher Druck auf. Ich spüre die riesige Panik von Mum. Sie sagt nichts, sie versucht, an nichts zu denken und sich nicht zu rühren. Sie hat Schmerzen. Sie hat aufgegeben.
    »Victoria Spencer. Hör mir zu«, flüstert Miss A. eindringlich. »Erinnere dich an all das, was du im Kloster gelernt hast. Du musst nicht verzweifelt sein.«
    Meine Wangen werden nass. Die harte Miss Anderson solche Sätze sprechen zu hören, macht mich einfach fertig. Vor allen Dingen, wenn ich daran denke, dass sie mich, vermutlich ohne mit der Wimper zu zucken, umbringen wird.
    »Du darfst die Hoffnung nicht verlieren, denn bald ist dein Martyrium vorbei.«
    Mums Gedanken schwimmen nur ziellos umher, dann scheinen sie sich an den Worten festzuhalten, erst zaghaft, dann immer stärker.
    »Du darfst ihnen keinen Zugang zu deinen Gedanken erlauben.«
    Hin und wieder sehe ich Bilder aufblitzen, Joph, der mit leerem Blick auf seinem Stuhl sitzt und Mum überhaupt nicht beachtet. Die Tür, die nicht ganz geschlossen ist. Immer wenn Schritte im Gleichtakt vorbeimarschieren, wippt sie ein wenig nach außen, geht aber nicht auf.
    »Du hast keine Sympathien mit ihnen. Schalte deine Gefühle aus.«
    Sympathien mit den Dunklen? Eisige Angst kriecht von meinen Füßen nach oben in meinen Bauch. Kann es sein, dass sie versuchen, Mum auf ihre Seite zu holen? Joph hebt plötzlich seinen Blick. Hat er etwas gehört? Hat er uns gehört?
    »Du wirst jetzt eine Weile unter ihnen alleine sein«, wispert Miss Anderson. »Aber das macht dir keine Angst. Wir sind bei dir, auch wenn du uns nicht spürst. Wir werden dich rausholen, gib nie die Hoffnung auf.«
    Vor meinen Augen verschwimmen die flimmernden Bilder zu einem wahnsinnigen Farbrausch, mir wird so schlecht, dass ich meine Hand auf meinen Bauch drücke und zu würgen anfange. Kat dreht sich zu mir um, verengt ihre Augen. Mit einer schnellen Bewegung legt sie Miss A. die Hand auf den Unterarm, die sofort aufhört zu sprechen.
    »Brich den Schutzkreis ab, sofort«, zischt Kat Dawna zu. »Los.

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