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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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lassen, genauso wie die Anwesenheit der Engel, ihren rauchigen Geruch, das Geräusch ihrer Stiefel in den Gängen des Morrison Motel. Sie sind keine Lichtwesen mehr und haben ihre Leichtigkeit abgestreift.
    »Sie ist immer noch im selben Zimmer«, wispert Sidney, »und es ist immer derselbe Engel, der sie bewacht.«
    »Jophiel.« Jetzt sehe ich ihn auch, er lehnt an der Wand gegenüber von Mum, »ich bin mir ganz sicher, dass es Jophiel ist.«
    »Eve hat die letzten Male versucht, Kontakt zu ihm herzustellen, vorsichtigen Kontakt.«
    »Was ist passiert?«
    Jophiel hält seine Augen geschlossen, als wäre er eingeschlafen, er ist schmaler als Rag, hat feinere Gesichtszüge, die fast sorgenvoll wirken. Eve und Sidney verstärken den Druck auf meine Hände und ich spüre, wie von Eves Seite aus eine pulsierende Kraft durch mich hindurchrieselt, erst zögernd, dann immer stärker. Sie nistet sich in meinem Bauch ein, schwappt zu meiner Brust, in meinen Kopf und seit Langem huscht ein Lächeln über mein Gesicht.
    »Liebe …«, haucht Eve und dieses Wort scheint sich als tausendfaches Echo einen Weg durch unsere verbundenen Körper zu bahnen.
    Liebe … Liebe … Liebe … Liebe …
    Sie dehnt sich aus, bis sie Jophiel erreicht und ihn mit ihrem Klang einhüllt. Er öffnet die Augen und blickt nach oben, als würde er dort nach dem Grund seiner Verwirrung suchen oder als hätte er von dort eine ferne Stimme gehört. Noch einmal lässt Eve dieses Wort über ihre Lippen perlen, diesmal lädt es sich mit Sidneys und meiner Energie, bevor es direkt in Jophiels Körper taucht. Als er seinen Blick senkt, sind seine Wangen nass von Tränen.
    »Für den Heimweg nimmst du Dusks Motorrad. Es steht im Innenhof. Bleib nicht zu lange.« Diegos Blick ruht eine Sekunde zu lange auf mir und er wirkt so, als wolle er noch etwas zu mir sagen, was er sich mühsam verkneift.
    Ich öffne die Beifahrertür, wir stehen vor einem unscheinbaren mehrstöckigen Haus am Rande von New Corbie. In den unteren Wohnungen sind die Fenster hell erleuchtet, im ersten Stock sieht man nur das Flimmern der Fernseher und ganz oben herrscht Dunkelheit.
    »Dawna«, sagt er und ich drehe mich noch einmal um, bevor ich die Tür schließe, »brich ihm nicht das Herz.«
    Ich nicke und drücke die Türe leise zu, dann verschwinde ich im Hausflur. Es riecht abgestanden nach Zigaretten und Waschmittel. Irgendwo höre ich einen Wäschetrockner rotieren. Links von mir gehen ausgetretene Stufen nach oben, ich steige hinauf, ohne das Licht anzuschalten. Schon seit zwei Tagen hält Dusk hier die Stellung. Seit der Nacht, nach Mums Entführung. Es ist das einzige mehrstöckige Haus in New Corbie, von dem man direkte Sicht auf das Morrison Motel hat, das einzige, von dem man die Dunklen beobachten kann, ohne selbst gesehen zu werden. Kurz verharre ich auf dem obersten Treppenabsatz und lausche auf die Geräusche des Hauses. Unter mir weint ein Baby, es steigert sich zu hysterischem Gebrüll, das dann schlagartig verstummt. Die Türe zur obersten Wohnung ist nur angelehnt, drinnen ist es dunkel, zuerst erkenne ich nichts, dann gewöhnen sich meine Augen daran und ich nehme Dusks Silhouette wahr. Er sitzt mit dem Rücken zu mir vor einem mehrflügeligen Panoramafenster, typisch für die Achzigerjahre, in denen auch dieses Haus gebaut wurde. Die Fenster sind geöffnet und Dusks Füße liegen auf dem Fensterbrett. Leise trete ich zu ihm und lege ihm meine Hände auf die Schultern.
    »Da sind sie.« Er reicht mir das Fernglas und ich blicke hindurch, doch ich sehe nur Schatten, die sich hinter den Fensterfronten bewegen.
    »Ich kann nichts erkennen.«
    »Du bist kein Wolf.« Seine Augen glühen und ich will ihm das Fernglas wiedergeben, doch er hält mich zurück. Natürlich nicht. Ich bezweifle nicht, dass er viel mehr sehen kann als ich. Seine Augen sind die Dunkelheit gewohnt. Dusk findet sich überall zurecht. Er und Diego haben uns mit schlafwandlerischer Sicherheit durch die Wildnis vom Lager der Zigeuner weggeführt.
    »Sie verlassen nie das Motel. Wenn überhaupt, dann Lilli-Thi oder Rag mit seinen Leuten. Siehst du?…«
    Ich versuche, das Fernglas scharf zu stellen. Unten vor dem Motel stehen einige Dunkle. Ich kann nicht erkennen, ob Rag unter ihnen ist. Doch. Er ist da. Sein helles Haar leuchtet kurz auf, als er sich bewegt, und jetzt drücke ich Dusk das Fernglas in die Hand, als hätte ich mich daran verbrannt. Die Entfernung reicht nicht aus, um meine Angst vor Rag

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