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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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in mir aus wie flüssige Lava, läuft von meiner Wirbelsäule in meine Arme und Beine. Sie fangen zu prickeln an, als würden sie gleich taub werden, als würden sie sich einfach weigern, weiter mitzumachen. Aber mein Gehirn ist plötzlich hellwach, meine Gefühle sind unbeschreiblich, es ist, als würde sich mein Körper dagegen wehren, während mein Kopf sich in rasender Geschwindigkeit all die Möglichkeiten, die ich jetzt habe, zu einem Ganzen zusammenpuzzelt.
    Es gibt keinen Mittelweg.
    Nicht, nachdem Pius endlich gesagt hat, was sie vorhaben. Wer die Schöpfung tötet, tötet auch den Schöpfer. Und das ist es, was Azrael vorhat, das ist der Grund, warum er meine Seele braucht.
    Ich kann meine Augen nicht von Rag abwenden.
    Weißer eiskalter Nebel kriecht von den Feldern auf den Parkplatz, umspült unsere Füße mit Eiskristallen. Auch Rag kann seine Augen nicht von mir abwenden. Glühend heiß brennt in ihnen der Hass, nichts anderes ist in ihm.
    »Lass sie«, sagt Pius, aber seine Stimme klingt nicht so, als hätte er die Kraft, Rag zu befehlen.
    Ich warte auf die Angst. Die Angst zu sterben und alles tun zu wollen, um diesem Schicksal zu entkommen. Ich horche in mich hinein. Je mehr ich ihm aber in die Augen sehe, desto heißer werden meine Gedanken. Da ist keine Angst in mir. War es der Streit mit Dawna? War es die Unterhaltung mit diesem blöden Scheißer Pius?
    Es durchströmt mich mit einer riesigen Kraft und Wucht, füllt mich komplett aus.
    Wenn er mich tötet, dann ist ihr toller Plan im Arsch. Wenn ich sterben muss, dann mit erhobenem Kopf.
    »Indie«, sagt Dawna atemlos.
    Wenn das jetzt meine letzten Sekunden sind, die ich zu leben habe, dann will ich ihn noch richtig verletzen, wenigstens mit meinen Worten. Ich kämpfe ein klein wenig gegen das an, was ich sagen will. Ich will etwas sagen, das sich anhört wie »Du bist ein Stück Scheiße, Rag. Und wenn’s mein Schicksal ist, auf einem Stück Scheiße auszurutschen, ist das wohl so«. Aber mir liegt etwas anderes auf der Zunge. Etwas, das ich sagen muss.
    »Magnificat anima mea dominum«, flüstere ich.
    Die Luft zwischen uns gefriert. Der Hauch meiner Worte hängt gefroren vor meinem Mund, wie Eiskristalle stehen sie zwischen uns.
    Ich kenne diese Worte, weiß, was sie bedeuten.
    Hoch preiset meine Seele den Herrn.
    Wieso ich sie auf Lateinisch sage, weiß ich nicht. Sie kommen aus mir heraus, als hätten sie hier die ganze Zeit darauf gewartet, ausgesprochen zu werden. Als wären es die einzigen Worte, die ich Rag entgegenschleudern will.
    »Magnificat anima mea dominum!« Ich breite meine Arme aus und hebe meinen Blick zum Himmel. Die Worte kommen jetzt klar und laut aus meiner Kehle und ich weiß, dass dies nichts ist, was Rag einschüchtert oder von irgendetwas abhält. Nein, ich weiß sogar, dass ich seinen Hass damit noch mehr entfache. Denn der Herr, von dem ich spreche, den ich preise, ist nicht der Herr, dem er dient.
    Als ich meinen Blick auf ihn richte, ist mir klar, dass er mich nur noch töten will.
    Töten, weil ich diese Worte ausgesprochen habe.
    Wenn es bis zu dem Moment nichts Persönliches zwischen uns war, jetzt ist es das.
    »Nimm das zurück«, sagt er mit einem so drohenden Unterton, dass mein Herzschlag explodiert.
    »Rag«, sagt Pius und packt ihn am Arm. »Du weißt, was sie uns aufgetragen hat.«
    Rag schüttelt seine Hand ab, aber er bleibt stehen, seine eisblauen Augen wollen mir seinen Willen aufdrängen. Ich weiß, was er weiß: Ich bin schwächer als er. Dawna und ich können ihm nichts entgegensetzen. Aber ich weiß, dass ich keines meiner Worte zurücknehmen kann, nicht zurücknehmen darf, und dass ich ihm nicht die Hand reichen darf, um keinen Preis der Welt. Auch nicht, wenn ich jetzt sterben muss.
    Unser Schweigen heizt sich auf, schließt alles andere aus.
    Er und ich.
    Ich und er.
    »Nimm diese Worte zurück«, flüstert er mit seiner heiseren unheimlichen Stimme.
    Wir starren uns weiter an.
    »Ich nehme gar nichts zurück«, flüstere ich.
    Er scheint plötzlich größer zu werden. Seine Schultern breiter und seine Fäuste größer.
    »Nec laudibus nec timore«, kommt es aus meinem Mund und ich beginne zu lächeln.
    Mich kriegt keiner mehr klein. Keiner. Mich erfüllt eine Verbundenheit mit Granny, wie ich sie noch nie gespürt habe. Eine Verbundenheit mit dem, was ich zu tun habe, mit dem, was meine Mission ist. Mit dem, was ich tun werde. Und ich weiß, dass ich mich von niemandem davon abbringen lassen

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