Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
Vom Netzwerk:
einfach fallen. Ich komme hart auf dem Boden auf.
    Kat und ich laufen über den Parkplatz zu Sidneys Auto. Es kommt mir vor, als wäre ich Jahrhunderte weg gewesen, alleine in der Wildnis, dem Tod nahe, dem Untergang geweiht. Noch immer pocht in mir der Schmerz, aber das macht mir nichts mehr. Sam wird uns jetzt nicht mehr einholen, er wird seine sichere Höhle nicht verlassen. Der kühle Griff der Autotür fühlt sich sicher an und ich könnte heulen vor Erleichterung, dass ich die ganze Heimfahrt Adiemus hören werde. Ich will die Autotür öffnen, aber Kats harter Griff hindert mich daran. Erstaunt drehe ich mich zu ihr um. Sie drückt mich so kraftvoll gegen die Autotür, dass ich nach Luft schnappe.
    »Was soll das?«, fauche ich sie an.
    »Ich will die ganze Geschichte hören«, zischt sie mir zu. Sie wirkt wütend, aufgebracht. Es muss gerade etwas passiert sein, was sie aus ihrer Balance gebracht hat. »Da ist noch etwas.«
    »Noch etwas?«
    »Wieso hatte er die Macht über deinen Willen?« Die letzten Worte spuckt sie mir vor die Füße. »Nichts und niemand hat Einfluss auf den Willen einer Hüterin.«
    Wir atmen beide schwer, starren uns an. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
    Meine Vogelnarbe schmerzt plötzlich so heftig, dass ich mich fast nicht mehr aufrecht halten kann. Der heiße Schweiß, der inzwischen meinen ganzen Körper bedeckt, wird in der Winterluft unangenehm klebrig kalt.
    Nichts und niemand hat Einfluss auf den Willen einer Hüterin. Weder durch Lobsprüche noch durch Einschüchterung.
    »Ich weiß nicht«, flüstere ich und die Angst, die mir über den Rücken kriecht, lässt mich zittern.
    Kat sieht aus, als würde sie mir nicht glauben, und die dunkle Vorahnung, was sie meinen könnte, macht mich schwindelig.
    »Es muss etwas passiert sein. Hatte Sam die Möglichkeit, dich zu verletzen?«, fragt sie weiter. »Irgendein Vogel?«
    Mein Blut pocht in meiner Narbe, als wäre die Wunde frisch. Ich nicke.
    »Ein Vogel?«, bohrt Kat nach.
    Als ich nicke, lässt sie mich los. Ihr Gesichtsausdruck verändert sich nur ein klein wenig, aber es erschreckt mich mehr, als hätte sie etwas gesagt. Plötzlich macht mir die Narbe irrsinnig Angst. Ich denke an den Tag zurück, als mich die Vögel angegriffen haben und verletzen konnten. Als mich Dawna rettete. Als mich Dawna zu retten versuchte. Sie hat mich nicht gerettet. Niemand hat Einfluss auf den Willen einer Hüterin. Ausgenommen… ausgenommen es hat sich bereits einmal verbunden.
    »Zeig sie mir«, sagt Kat mit heiserer Stimme.
    Ich habe Angst, meine Jacke zu öffnen und meinen Pullover hochzuschieben. Ich will die Narbe nicht sehen, ich wollte sie noch nie sehen, sie hat mir immer Angst eingejagt. Ich hatte schon immer gespürt, dass etwas nicht stimmt. Unsicher wandert mein Blick hinauf zu dem Fenster, aus dem noch immer der Vorhang flattert. Aber ich spüre nichts von Sams Macht und seinem Willen.
    Obwohl ich die Narbe nicht sehen will, öffne ich mit einem Ruck meine Jacke, schiebe den Pullover nach oben. Ich kann nicht anders, ich muss hinsehen.
    Was ich dort erblicke, bringt etwas in mir zum Splittern. Mein Herz fühlt sich an, als wäre es ein morscher Baum und ein Bulldozer würde es unter seinen Reifen zermalmen.
    Es ist keine Narbe, was ich sehe, sondern eine frische Wunde. Das Blut ist über den ganzen Bauch verschmiert.

12
    Dawna

    D ie Sonne schiebt sich gerade als blasse Scheibe über den Horizont, als es an der Tür klopft. Ungehalten. Das kann nur Indie sein. Nach unserem Streit gestern hat sie ihr Bettzeug genommen und ist damit die Treppen zum Dachboden hochgelaufen und ich bin alleine in unserem Zimmer zurückgeblieben. Wütend. Enttäuscht. Vor Kälte zitternd.
    »Du hast unser Leben aufs Spiel gesetzt«, hatte ich ihr an den Kopf geknallt, kaum dass sie mit Kat zurück war. Und das war die Wahrheit. Wir hätten alle sterben können. Und das nur, weil Indie wie immer ihren Willen durchsetzen wollte.
    Sie war blass gewesen, verstört und trotzdem hatte sie noch genug Kraft, um mir zu widersprechen. Wir hatten uns angeschrien, lange, und dann hatte ich gesagt:
    »Ich wünschte, ich hätte keine Schwester.«
    Da hat Indie ihre Bettdecke genommen und ist nach oben gegangen. Den Knall der Zimmertüre hatte ich für den Rest der Nacht in den Ohren.
    Ich schwinge meine Beine aus dem Bett und laufe zur Tür.
    »Was ist, Indie«, will ich sagen, doch mir bleiben die Worte im Hals stecken.
    Vor mir steht Miss Anderson. Sie schiebt

Weitere Kostenlose Bücher