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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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versuche, mich aus der Situation zu befreien. Zurück!, befehle ich meinen Gedanken, aber noch immer wirbeln sie bergab, verursachen ein Ziehen in meinem Bauch, als würde ich Achterbahn fahren. Dann lege ich meine Zeigefinger an meine Schläfen und konzentriere mich auf meine eigenen Gedanken. Wo ist Dawna? Was macht sie gerade? Der Wüstenhund, wohin ist er unterwegs? Mit großer Erleichterung merke ich, dass meine Gedanken zu mir zurückkehren.
    Als ich Tara danach wieder ansehe, wird mir übel.
    Sie hat keine eigenen Gedanken.

16
    Dawna

    D ie les Fleurs üben sich nicht nur im Laufen und Schießen. Sie sind auch exzellente Savate-Boxe-Française-Kämpfer. Ursprünglich wurde diese Kampfkunst von den Seeleuten in Marseille ausgeübt. Das Savate ist bekannt für seine Brutalität. Es war in den Wirren der vergangenen Jahrhunderte dazu entwickelt worden, auf Frankreichs Straßen zu überleben. Aber die Les Fleurs haben die Techniken noch verfeinert.
    Miss Andersons Stimme scheint meinen Kopf nicht mehr zu verlassen. Ich sehe während des Laufens auf meine Armbanduhr. Eine Stunde Lauftraining, hat sie gesagt. Dann treffen wir uns bei den Kiesgruben.
    Die Grundstellung beim Savate Boxe Française entspricht der im englischen Boxen. Aus dieser Stellung können gleichberechtigt alle zur Verfügung stehenden Waffen, vordere und hintere Hand, vorderes und hinteres Bein, eingesetzt werden. Erlaubte Trefferflächen sind: mit den Händen wie auch beim englischen Boxen Kopf vorne und seitlich, Rumpf vorne und seitlich. Mit den Beinen darf der gesamte Körper, Kopf, Rumpf inklusive Rücken, Beine des Gegners getroffen werden. Eine Ausnahme ist das Genick, der Kehlkopf und der Genitalbereich. Getroffen werden darf nur mit der Vorderseite des Boxhandschuhs und dem Fuß. Dies gilt selbstverständlich nur für das Training.
    Wenn ich es bis New Corbie schaffen will, muss ich an Tempo gewaltig zulegen. Ich laufe durch das Kiefernwäldchen, an der Gärtnerei vorbei und dann auf das Brachland hinaus. Das Holster am Oberschenkel spüre ich kaum noch. Ich sehe weder nach links noch nach rechts. In der Ebene beschleunige ich mein Tempo. Ich atme die kalte Luft tief in meine Lungen und spüre jeden Schritt federnd durch meinen ganzen Körper schwingen.
    Als Trefferebenen bezeichnet man: ligne haute figure, den Kopf. Ligne mediane corps, die Mitte, ligne bas jambe, die Beine.
    Ich weiß nicht, warum ich mir all das sofort einpräge. Ich wünschte, Miss Andersons Stimme würde endlich schweigen. Endlich still sein. Doch stattdessen begleitet sie mich bis in meine Träume. Wieder blicke ich auf meine Uhr. Noch zu langsam. Immer noch. Ich spüre, wie mir der Schweiß über den Bauch läuft und mein T-Shirt an meiner Haut kleben lässt.
    Tritte sind gesprungen und gedreht, mit beiden Beinen und in jeder Trefferebene. Zwei Ausnahmen sind möglich: Revers frontal, normalerweise nur gegen den Kopf, und der Coup de pied bas, nur bis Kniehöhe.
    Ich fluche innerlich. Der gefrorene Boden knirscht unter meinen Füßen und mein Atem rast. Ich mag nicht mehr, denke ich, ich habe es satt. Ich will nicht mehr. Sie ziehen an meinen Beinen, diese Gedanken. Sie lassen mich langsamer laufen statt schneller. Ich schlängle mich durch den Wacholder und taste mit meiner rechten Hand nach der Glock. Soll nur einer kommen. Soll nur jemand versuchen, mich aufzuhalten.
    Die Faustschläge kann man sich einfach einprägen. Uppercut: Aufwärtshaken. Direct: Gerade. Crochet: Haken. Und Swing: Schwinger. Wiederhole es, Dawna.
    Dusk oder die Comtesse. Oder Miss Anderson. Sie können mich nicht aufhalten. Jetzt spüre ich, wie mein Tempo an Fahrt gewinnt. Ich denke an Miley. Wie er mich umarmt. An seine Küsse, an seinen nackten Körper und sein Haar, nass und glänzend. Der Boden fliegt unter meinen Füßen und plötzlich scheint mich die kalte Luft auszufüllen und mit Energie vollzupumpen. Alle Mühe fällt von mir ab. Alles ist leicht, alles fließt. Mein Rhythmus ist der Rhythmus der Erde, auf der ich laufe. Mein Rhythmus ist die Kraft des Windes und das Strahlen der Sonne. Mein Rhythmus ist der Mond, der als dünne Sichel am Himmel steht. Ich bin so leicht, dass ich schreien könnte. Der Modifikationspunkt. Ich habe ihn erreicht.
    »Ich wusste, dass du kommen würdest.«
    Nawal steht vor dem Garagentor, und obwohl sie noch kleiner und zierlicher wirkt als bei unserem letzten Besuch, bleibe ich vor ihr stehen, anstatt das Garagentor aufzureißen und in Mileys

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