Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
Vom Netzwerk:
versunken war.
    «Morgen, Ephi», sagte er und riss ihm die Wolldecke weg. Ephrion rührte sich nicht. Er hatte die Augen geschlossen, und ein zufriedener Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
    «Hey, Ephi. Wach auf!» Joash kickte ihn amüsiert in die Seite. Noch immer rührte Ephrion sich nicht, was Joash äußerst merkwürdig vorkam. «Ephi?» Er beugte sich über ihn, fasste ihn an der Schulter und rüttelte ihn leicht. Im selben Moment fuhr es ihm kalt den Rücken hinunter. Ephrion war ganz steif. Er atmete nicht.
    «Ephi?», rief Joash beklommen, und seine dunkle Ahnung verwandelte sich in eine lähmende Gewissheit. «Nein … nein … Ephi … wach auf! Wach auf!» Er schüttelte ihn mehrmals, aber nichts geschah.
    «Was ist?», fragte Aliyah und trat näher. Auch Sihana und Miro eilten herbei. Joash wich zurück. Der Ausdruck von Panik in seinem Gesicht sagte mehr als tausend Worte.
    «Bei Shaíria», flüsterte Sihana. «Er ist doch nicht …»
    Eilends kniete Miro nieder und fühlte Ephrions Puls. Er senkte den Blick und verharrte ein paar Sekunden bewegungslos über seinem Körper. Ein Gefühl von beklemmender Hilflosigkeit überkam ihn. Als er wieder zu den andern hochsah, war jedes Wort überflüssig. Sie wussten es. Ephrion war tot.
    Die eben noch so ausgelassene Stimmung verwandelte sich jäh in tiefste Bestürzung. Aliyah ließ sich erschüttert auf den Boden nieder und tastete nach Ephrions leblosem Körper. Nayati legte seine Pfote auf Ephrions Brust und heulte herzzerreißend. Auch Joash sackte in die Knie.
    «Ephi?», sagte er und fasste ihn an der Schulter. «Das kannst du doch nicht machen! Ephi?!»
    Sie verharrten mehrere Minuten wie lebende Statuen an Ephrions Seite und versuchten zu verstehen, was hier geschehen war.
    «Er ist Euretwegen gestorben, Joash», vernahmen sie Andoras Stimme schließlich aus dem Schaukelstuhl.
    «Meinetwegen?», fragte Joash und schüttelte verzweifelt den Kopf. «Nein. Nein! Was redet Ihr da?»
    «Er hat Euch das Leben gerettet. Ihr wart schwer verletzt, Joash. Ihr wärt nicht durchgekommen. Aber Ephrion hat Eure Schmerzen auf sich genommen. Er ist Euren Tod gestorben, damit Ihr leben könnt.»
    «Nein», sagte Joash, und auf einmal wurde ihm etwas schwindlig. «Das kann nicht sein. Das glaube ich nicht. Nein! NEEEEIN!» Ein markerschütternder Schrei stieg aus seiner Kehle. Dann stand er auf, torkelte wie benommen zur Tür, riss sie auf und stolperte hinaus. Sihana wollte ihm folgen, aber Miro hielt sie zurück.
    Aliyahs Schultern bebten. Sie weinte leise vor sich hin, während sie Ephrion durch sein blondes Haar strich. Sie konnte nicht glauben, dass er tatsächlich von ihnen gegangen war. Es konnte nicht wahr sein. Sein Tod kam so überraschend, so völlig unerwartet. Gestern noch hatten sie zusammen die wildesten Abenteuer bestritten, und jetzt sollte Ephrion einfach nicht mehr da sein? Tot? Es war so unwirklich, so unbegreiflich. Sie rechnete fest damit, dass der Junge plötzlich aufwachen und sich alles als ein Irrtum herausstellen würde. Er würde aufspringen und sagen, wie hungrig er wäre, und dann würde er so viele Marmeladenbrote in sich hineinstopfen, wie es irgend möglich war, und ihnen wieder irgendeine seiner tausend Geschichten erzählen, die im Grunde keinen interessierten.
    Sie hörte seine vergnügte Stimme in ihrem Kopf. Sie erinnerte sich daran, wie er den kleinen Jungen in Dark City geheilt hatte und wie unglaublich glücklich er dabei gewesen war. Wo auch immer er jemanden hatte leiden sehen, wollte er nichts anderes tun, als zu heilen. Er hatte nie an sich selbst gedacht, immer nur an die andern. Und jetzt war er tot. Aliyah seufzte tief. Sie wollte das alles nicht wahrhaben. Er ist so jung gewesen, dachte sie. Vierzehn Jahre alt. Er hatte das ganze Leben noch vor sich. Und dennoch hat er sein Leben geopfert, um Joashs Leben zu retten. Welcher Junge würde so etwas tun? Hat er gewusst, was er tat? Hat er gewusst, dass er sterben würde, wenn er Joashs Verletzungen auf sich nimmt?
    «Er wusste es», sagte Andora, als hätte sie ihre Gedanken gelesen. «Er wusste es.»
    Aliyah wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, beugte sich über Ephrion und küsste ihn sanft auf die kalte Stirn.
    «Du bist ein Held, Ephrion», flüsterte sie. «Ich werde dich nie vergessen.»
    Miro saß wie benommen da. Er musste an die Grolchenhöhle zurückdenken. Auch er schuldete dem Jungen sein Leben, und Ephrions tragischer Tod machte ihm erst richtig bewusst, wie

Weitere Kostenlose Bücher