Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
seiner Tochter und nahm Haltung an. «Ja, Eure Hoheit?»
Dakar war auf einmal ziemlich nervös. Sein Gesicht war blass, seine Stimme eisig kalt. «Ich ertrage es nicht, dieses Schwert noch eine Minute länger in meiner Gegenwart zu sehen! Nehmt es weg! Sofort!»
«Wie Ihr wünscht, Eure Hoheit.» Goran schritt auf den Schreibtisch zu, hob das Schwert hoch und stellte es in eine Ecke neben den Kamin.
«Deckt es zu!», befahl Drakar aufgebracht. «Ich will es nicht mehr sehen!»
Goran nahm seinen Umhang von den Schultern und bedeckte das Schwert damit.
«Sorgt dafür, dass dieses Schwert noch heute Nacht vernichtet wird», ordnete der junge König an. «Noch heute Nacht, habt Ihr mich verstanden?»
«Jawohl, Eure Hoheit.»
«Gut», sagte Drakar, und seine Anspannung ließ sichtbar nach. «Und nun zu euch – Verrätern.» Die Hände auf dem Rücken, ging er auf Miro, Ephrion und Aliyah zu, die noch immer in derselben Ecke neben der Treppe standen.
«Ihr kennt doch das dritte Gebot Drakars: Alle Bürger von Dark City sind verpflichtet, Hexen an den König auszuliefern. Wer einer Hexe Obdach gewährt oder sie in irgendeiner Form unterstützt, wird mit dem Tode bestraft.» Breitbeinig stellte er sich vor die drei Teenager in ihren Kutten und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. «Auf euer Vergehen steht die Todesstrafe. Ihr habt euch mit den Hexen verbündet und euch in meine Burg geschlichen. Ihr seid schuldig des Hochverrats an Dark City. In einer Woche werdet ihr auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Wer mit den Hexen gemeinsame Sache macht, der soll auch sterben wie eine von ihnen.»
«Das … das könnt Ihr nicht tun, Eure Hoheit!», stotterte Miro, ohne sich von der Stelle zu rühren. «Mein Vater ist Lord Jamiro!»
Drakar zog überrascht die Augenbrauen hoch. «Sieh an, sieh an. Lord Jamiros Sohn. Euer Vater wird beschämt sein, einen Verräter in der eigenen Familie zu haben. Ich werde ihm einen Ehrenplatz im Stadion besorgen, damit er Eure Hinrichtung aus nächster Nähe verfolgen kann.»
Miro war völlig verzweifelt. Mit schlotternden Knien stand er da. Seine Augen wanderten zu Katara, die sich dicht zu ihrem Vater hielt und nur stur vor sich auf den Boden starrte, um jeden Blickkontakt mit den Jugendlichen zu vermeiden.
«Warum sagst du nichts, Katara?», ließ sich jetzt Aliyah mit weinerlicher Stimme hören. «Du bist eine von uns! Du kennst die Prophezeiung!»
«Schweig!», knirschte Drakar. «Ihr werdet Katara nicht noch einmal mit dieser Lüge vergiften.»
«Es ist keine Lüge», fuhr Aliyah fort, obwohl ihre Lippen vor Furcht bebten. «Die Prophezeiung ist wahr. Und selbst Ihr könnt sie nicht aufhalten!»
«Ich kann alles tun, was mir beliebt», fauchte Drakar. Er gab Goran ein Zeichen. «Durchsucht sie. Ich bin gespannt, was sie sonst noch unter ihrer Verkleidung verstecken. Runter mit den Kutten!»
Miro warf Ephrion einen vielsagenden Blick zu, doch Ephrion blieb erstaunlich ruhig. Sie zogen die Eolithenkutten aus, und Miro stellte zu seiner großen Verwunderung fest, dass Ephrions Tasche fehlte.
Der schwarze Ritter nahm ihnen ihre Wasserschläuche ab, und Miro musste ihm seine Tasche mit dem Proviant aushändigen. Ephrion verzog indessen keine Miene, und erst als der schwarze Ritter sich wieder von ihnen abwandte, zwinkerte er Miro heimlich zu.
«Begleitet Katara in ihre Gemächer», ordnete Drakar nüchtern an. «Und sorgt dafür, dass die Gefangenen in den Kerker kommen. Danach verständigt Ihr die Stadtbarone und Mangol. Ich berufe eine Sitzung am Runden Tisch ein.»
Goran blickte erstaunt auf. «Am Runden Tisch, Eure Hoheit?»
«Die Sache duldet keinen Aufschub, Goran. Wir versammeln uns um drei Uhr im Rittersaal.»
«Was ist mit der Mitternachtsmesse? Werdet Ihr sie absagen? Soll ich die Weisen ins Kloster zurückschicken?»
«Darum werde ich mich selbst kümmern», sagte Drakar knapp. «Tut, was ich Euch befohlen habe, Goran. Und seid bitte pünktlich.»
51
Von zwei großen, kräftigen Soldaten wurden Miro, Ephrion und Aliyah ins Verlies eskortiert. Tiefer und tiefer stiegen sie in den Berg hinein, und mit jedem Schritt durch die langen, feuchten Gänge schwand ihre Hoffnung auf Freiheit.
Aus Drakars Burgverliesen ist noch nie jemand entkommen, erinnerte sich Aliyah an Kataras Worte, während sie schweigend neben ihren Gefährten herstolperte. Sie dachte an Nayati und dass sie nie mehr ihre Hände in sein weiches Fell graben könnte, nie mehr seinen warmen Atem
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