Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
Bildern und der Stimme des Sprechers einlullen zu lassen. Es funktionierte nicht. Das Gedankenkarussell in seinem Kopf drehte sich bloß schneller und schneller. Was würde er tun, wenn Devon Melbourne tatsächlich verlassen musste? Mit ihm gehen? Hier bleiben? Warten, bis es für Devon wieder sicher war und er zurückkehren konnte? Wie lange konnte das dauern?
Plötzlich plärrte schräg unter Jesse laute Musik los. Er schrak hoch und blickte sich mit klopfendem Herzen um. Schließlich verknüpfte sein Gehirn das Geräusch mit dem Klingelton seines Handys. Er zog den Rucksack heran und fischte es aus dem Seitenfach. Auf dem Display stand die Telefonnummer der Gold Bar . Wer aus der Bar konnte etwas von ihm wollen? Um Viertel vor elf abends, wie ihm die Uhr im Display anzeigte. Er nahm den Anruf entgegen, bevor das Gespräch auf die Mailbox umgeleitet wurde.
Mrs. Davis’ rauchige Stimme drang aus dem Handy. Sie klang euphorisch. „Hallo Jesse, ich hoffe, ich störe nicht.“
„Nein, kein Problem“, gab er erstaunt zurück. „Was kann ich für Sie tun?“
„Ich habe hier jemanden, der dringend mit dir sprechen möchte. Eine hübsche junge Frau, die bisher keine Gelegenheit hatte, ihrem Retter zu danken.“
„Was?“ Jesse verstand nicht. Gleichzeitig zog sich in ihm alles zusammen.
„Na, dein heldenhafter Einsatz im Park, Kleiner. Ich gebe sie dir mal, dann könnt ihr euch in aller Ruhe unterhalten.“
Im nächsten Moment hörte Jesse die dünne Stimme einer Frau.
„Hallo?“
Er war wie gelähmt. Die Vampirin aus dem Park! Wie war das möglich? Was wollte sie von ihm?
„Sie müssen mir helfen“, fuhr die Frauenstimme drängend fort. „Sie müssen sie aufhalten!“
Was? Jesse registrierte ihre Verzweiflung, doch er konnte sie nicht einordnen. Geschweige denn antworten.
„Sind Sie noch dran?“
Plötzlich war Dashiell da und nahm Jesse das Handy aus der Hand. „Ich bin hier“, gab der Vampir ruhig zurück. „Was kann ich für Sie tun?“ Er hörte zu und zog sich dabei zum Fenster zurück.
Jesse entdeckte Devon, der in der offenen Badezimmertür stand und Dashiell mit angespanntem Blick beobachtete. Jesse wartete atemlos ab. In seinem Kopf herrschte gelähmte Leere.
„Sie dürfen nicht in der Bar bleiben“, sagte Dashiell schließlich. „Nehmen Sie ein Taxi zum Federation Square. Gehen Sie zu dem schwarzen Gebäude mit den Satellitenschüsseln auf dem Dach. Es gibt dort eine Reihe von Treppenstufen, warten Sie in der Nähe. Ein blonder Mann in einer schwarzen Kapuzenjacke wird Sie abholen. Er fährt einen grünen Viertürer. Sprechen Sie mit niemandem sonst und fahren Sie sofort los!“ Dashiell legte auf und reichte Jesse das Handy zurück. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck von Triumph und amüsierter Verblüffung.
„Hast du es gehört?“ Er schaute zu Devon.
„Nein.“
„Was soll er gehört haben?“, fragte Jesse angespannt.
Dashiell grinste. „Ihren Herzschlag.“
„Wie konnte sie das tun?“ Jesse lief voll nervöser Energie im Raum auf und ab.
Dashiell war schon vor einer Weile losgefahren, um die Frau abzuholen. Die Frau. Keine Vampirin sondern ein Mensch! Er blieb vor dem Glastisch stehen, auf dem Dashiell die Überwachungsaufnahme von der Kamera der Gold Bar abgelegt hatte. Sie zeigte die Asiatin und Noah.
„Sie hat dieser Vampirin wer weiß wie viele Menschen zum Fraß vorgeworfen! Wie konnte sie das tun?“
Devon saß auf dem Sofa und beobachtete ihn äußerlich unbewegt.
„Sie sind Schwestern.“
Jesse hielt inne. „Was?“
„Die Vampirin wurde von ihrem Meister verstoßen, bevor er ihr die Regeln unserer Gemeinschaft erklärt hat. Also hat sie das Naheliegende getan: Sich jemanden gesucht, dem sie vertrauen kann.“
„Ihre Schwester.“
„Die auf ihre Weise versucht hat, ihr zu helfen.“
Ein Teil von Jesse konnte es tatsächlich verstehen. Trotzdem wollte er es nicht verstehen. Es war falsch! Es war abscheulich!
„Also ist diese Vampirin bloß ein Opfer? Wie Richard Geoffrey? Und nichts, was sie getan hat, ist ihre Schuld?“ Der Gedanke machte ihn rasend.
„Wir sind sehr wohl für unser Handeln verantwortlich. Innerhalb unserer Gesetze.“
„Die sie nicht kennt.“
„Oder nicht befolgt. Aber für diese Überlegungen ist es zu spät. Wenn wir früher auf sie aufmerksam geworden wären, hätten wir ihr helfen können. Jetzt stellt sie eine zu große Gefahr für uns dar.“
„Also werdet ihr sie fangen und dem Herrscher von
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