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dark destiny

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Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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den letzten Jahren gefunden hatte. Die Stühle und Bänke um mehrere Tische herum hätten ausgereicht, um zwanzig Männern in der kleinen Wohnung bequem Platz zu bieten. In etlichen Schränken und Regalen sammelte Graves Reliquien aus vergangenen Zeiten: zerbrochenes Porzellan, vergilbte Fotografien, Uhren ohne Zeiger, Landkarten mit zerfressenen Rändern und vieles, vieles Weitere, was für Neel nicht mehr als Müll war, da er nicht wusste, welchem Zweck die
    Gegenstände dienten oder einmal gedient hatten. Manchmal glaubte er, Graves liebte Bücher nur deshalb, weil darin die Erklärungen zu finden waren, wie man all den Plunder benutzte.
    »Bist du also unter die Baumjäger gegangen?«, fragte Graves.
    Neel setzte sich trotz der vielen Stühle auf den Boden neben einen niedrigen Tisch. Er war voller Holzstaub und Späne und wollte Graves nicht brüskieren, indem er seine geliebten Möbelstücke schmutzig machte. »Ich will Cloud nicht über den Weg laufen. Also brauchte ich Arbeit möglichst weit weg vom Hotel.«
    »Das Sägewerk?«
    »Das Sägewerk. Sie zahlen lausig, aber es gibt gratis Gebrautes und einmal am Tag etwas zu essen.«
    Graves verzog skeptisch das Gesicht. »Etwas wirklich Essbares? Das wäre unbezahlbar.«
    »Was weiß ich.« Neel musste lachen. »Das ist mir egal. Es ist gute Arbeit.«
    »Harte Arbeit«, korrigierte Graves.
    »Ja, hart. Das ist gut. Man muss weniger nachdenken, wenn man die Muskeln anstrengt.«
    »Lass das nicht deinen Vorarbeiter hören, mein Freund, sonst behält er deinen Lohn ein, schreibt sich Doktor auf den Kittel und verlangt Lohn von dir.«
    »Den Rat werde ich beherzigen. Aber eigentlich bin ich wegen etwas anderem hier. Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.« Der Themenwechsel machte Neel beklommen. Er hätte ihn gerne herausgezögert, aber es war Graves gegenüber nicht fair, Scherze zu machen, wenn alles auf einen ernsthaften Streit hinauslief.
    Graves schien Neels veränderten Tonfall nicht zu bemerken. »Du weißt, dass ich ein zweites Bett habe. Du kannst jederzeit hier schlafen, Neel, solange es nötig ist.«
    »Das ist es nicht.« Neel hatte bereits eine Unterkunft. Vorübergehend würde er als Untermieter bei seinem Vorarbeiter wohnen. »Ich bin wegen Joy hier.«
    Graves sah auf. »Joy?«
    »Tu nicht so, als würdest du ihren Namen zum ersten Mal hören. Du hast ihr Mist erzählt ...« Bei der Erinnerung daran kochte kalte Wut in ihm hoch und er musste sich beherrschen, um nicht laut zu werden. »Nein, lass mich nicht untertreiben. Du hast ihr Lügen erzählt.«
    »Und du bist hier, um mir dafür die Nase zu brechen.«
    »Was du zweifellos verdient hättest. Ich will wissen, warum du gelogen hast. Und dir dann die Nase brechen.«
    Graves reagierte nicht sofort. Stattdessen verließ er das Zimmer. Neel hörte Wasser rauschen, dann kehrte Graves mit zwei Metallbechern zurück und reichte Neel einen davon, bevor er sich ihm gegenüber auf einen abgewetzten Sessel setzte, der bis auf den Fußboden durchhing.
    »Ich habe ihr gesagt, dass du ein neues Mädchen hast«, begann er ruhig, als ging es um Möbelstücke statt um Menschen, »weil ich hoffte, dass es sich so entwickeln würde.«
    »Welches Mädchen denn bitte?«
    »Ist doch egal. Neel, ich bin dein Freund und deshalb will ich ehrlich zu dir sein. Du stehst auf dünnem Eis. Du hattest schon Probleme, bevor du Cloud beleidigt hast. Mit einem Rebellenmädchen an deiner Seite - mit dem Rebellenmädchen, das beim Chivvy alle vorgeführt hat und ständig auf Streit aus ist - multiplizierst du nur die Gefahr, in der du schwebst.«
    »Von Vorführen kann kaum die Rede sein«, widersprach Neel, aber er wusste selbst, dass der Einwand schwach war. Keiner war dabei gewesen. Die Gerüchte, die über Joy im Umlauf waren, sprachen eine deutliche Sprache. Fakt war, dass Joy ein rotes Tuch in der Stadt war. Viele Menschen respektierten sie, was den hochrangigen
    Percents nicht gefallen dürfte - denn diese wollten sie tot, besser noch gebrochen und geschändet im Staub kriechen sehen.
    »Wie dem auch sei«, meinte Graves. »Ohne sie würde es dir besser gehen. Und ihr ohne dich. Ich mag das Mädel, Neel. Ich will sie auch nicht tot sehen.«
    Neel ließ sich Zeit, er dachte lange nach, um Graves nicht all das Zeug unbeherrscht an den Kopf zu werfen, das sich in ihm auftürmte. Graves mochte ein Idiot sein und übers Ziel hinausschießen ... aber er war und blieb sein bester Freund. Bedauerlicherweise konnte er ihm nicht

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