Dark Future: Herz aus Eis
um ihren Oberarm, und er zog sie hinter sich, stellte sich als Schutzschild vor sie.
Verdammter Sir Lancelot.
Als könnte er drei
Janson
-Fahrer und ihr Arsenal von Plasmapistolen mit seiner nackten Brust stoppen.
»Wenn sie dich hier finden, sind wir beide nicht mehr als ein leckeres Häppchen für die Wildhunde. Also hör auf, den Ritter zu spielen, und versteck dich. Oder noch besser:
Verschwinde.
« Beide Hände flach auf die glatte Haut seines Rückens gelegt, schob Raina ihn in den hinteren Teil des Sattelzugs.
Den Bruchteil einer Sekunde lang zögerte Wizard, als würde er einem Macho-Bedürfnis nachgeben wollen, keinen Rückzieher zu machen. Raina schob noch einmal. Seine Haut war warm, und sie konnte das Spiel seiner Muskeln unter ihren Fingerspitzen fühlen. Sie stieß den Atem aus und ließ die Hände sinken.
Er griff nach seinem Shirt, zog es sich über den Kopf, schnappte sich dann seinen Parka und steckte die Arme in die Ärmel. »Ts, ts, ts, Raina Bowen. Du lädst einen Mann ein, die Nacht bei dir zu verbringen, und wirfst ihn dann vor Anbruch des Tages einfach raus. Kaltherzig. Sehr kaltherzig.«
Zwei Schritte und er stand direkt vor ihr, so nahe, dass sie die dünnen blauen Linien erkennen konnte, die seine graue Iris durchzogen. So nah, dass sie seinen Duft nach Seife und Haut wahrnehmen konnte. Eine Welle der Verwirrung rollte über sie hinweg, doch noch ehe sie den Grund dafür erforschen konnte, beugte Wizard sich vor und strich mit den Lippen über die ihren. Warm und fest. Erschrocken sog Raina die Luft ein.
Er drehte sich um und ging ans andere Ende der Kabine. Nachdem er die Tür geöffnet hatte, sprang er hinaus und landete mit der Anmut eines Turners mit gebeugten Knien auf dem Boden. Er zog einen Handschuh aus seiner Tasche und benutzte ihn, um seine verräterischen Spuren im Schnee zu verwischen.
»Warte!« Frustriert stieß sie den Atem aus. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie ihm nicht auf die Finger geklopft hatte, als er es gewagt hatte, sie zu berühren, und sie war wütend auf ihn, weil sein Kuss diese unerwartete Hitze ausgelöst hatte. »Ich brauche die verdammte befristete Lizenz.«
»Verzeih mir, Raina Bowen.« Tatsächlich klang er, als meinte er es ernst.
Wizard hob die Hand zum Abschiedsgruß und trat zurück, um mit den Schatten und der Dunkelheit zu verschmelzen.
Big Luc höchstpersönlich bahnte sich den Weg in Rainas Truck. Sie versuchte, den Abscheu hinunterzuschlucken, der ihr die Kehle hinaufkriechen wollte, als sie bemerkte, wie er seinen gierigen Blick über ihren Körper gleiten ließ. Mühsam gelang es ihr, einerseits den Impuls zu unterdrücken, die Arme vor der Brust zu verschränken, und andererseits den Drang niederzuringen, das Messer hervorzuziehen, Lucs weichen, weißen Bauch aufzuschlitzen und ihn auszunehmen wie einen Fisch.
»Hübsches Mädchen. Hübscher Truck.« Luc nahm eine Strähne von Rainas Haaren und rieb sie zwischen den Fingern, ehe er den Kopf neigte und lautstark den Duft einsog. Seine Fingernägel waren vollkommen abgekaut.
Raina schluckte ihren Ekel hinunter und wandte den Blick ab. Sie wollte abwarten – bis ihre Zeit gekommen war, ihr Kampf. Die Sonne ging inzwischen auf. Luc und die zwei Männer, die bei ihm waren, hatten die vergangenen Stunden damit zugebracht, ihren Sattelzug auseinanderzunehmen, während sie die Satellitenverbindung gestartet, die Nachrichten überflogen und so getan hatte, als würde es sie nicht interessieren, was die Männer machten. Nun stand sie auf und blickte Luc mit gleichgültiger Miene an. Zwar war er ihr nun näher, als sie es wollte, aber sie zog es vor, ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, statt sitzen zu bleiben und so im Nachteil zu sein.
Sie hatten das Schneemobil gefunden, jedoch keine Spuren entdeckt. Viele Fahrer hatten ein solches Ersatzfahrzeug dabei. Es war diese Tatsache, die ihr bisher das Leben gerettet hatte. Sie hatten keinen Beweis, dass sie in irgendeiner Verbindung zu Wizard stand.
»Du warst gestern Nacht in
Bob’s Truck Stop.
Allein. Auf wen hast du gewartet, Süße?«
Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Ich habe nur etwas getrunken.«
»Du hast einen sibirischen Gun Trucker mit einem Messer verletzt. Hast ihn vor seinen Kameraden bloßgestellt.« Luc ging um sie herum, beugte sich dann vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Es würde ihn brennend interessieren, wo du dich gerade aufhältst.«
Deshalb hatten sie gewusst, dass sie überhaupt dort
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