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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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Erinnerung an das Mädchen auf, das sie nur kurz kennengelernt hatte, als sie Gefangene in Banes Lager gewesen war. Ätherisch und zerbrechlich hatte Ana im Dunkeln ihre Hand gehalten und ihr zugeflüstert, dass alles gut werden würde. Sie hatte so überzeugt geklungen, als hätte sie es gewusst. Damals hatte Raina gedacht, dass Ana stark, mutig und furchtlos wäre. Aber rückblickend betrachtet nahm sie an, dass sie auch nur ein verängstigtes Kind gewesen war und dass das gegenseitige Halten ihnen beiden Kraft gegeben hatte.
    Die Tatsache, dass sie nicht hatte zurückkehren können, um Ana zu holen, dass sie sie nicht hatte retten können, verfolgte Raina auch jetzt noch – wenn sie es zuließ. Doch sie ließ es nicht oft zu. Die Wahrheit war, dass sie nur sich selbst hatte retten können. Trotzdem war es Anas Gesicht, das sie sah, wenn sie Waisenkinder wie Ben und seine Bande anblickte. Es waren ihre Schuldgefühle, Ana im Stich gelassen zu haben, die sie wieder spürte, wenn sie an ihre Schwester Beth dachte. Sie hatte Ana nicht gerettet, aber vielleicht konnte sie Beth retten.
    »Denk darüber nach«, sagte Yuriko, riss Raina aus ihren Grübeleien und holte sie zurück in die Gegenwart. »Denk darüber nach, zu bleiben.«
    Überrascht wurde Raina bewusst, dass sie darüber nachdenken
wollte,
dass sie wenigstens noch eine kleine Weile hierbleiben wollte. Sie hatte nie wahre Freunde gehabt, doch jetzt hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, an einem Ort zu sein, wo die Leute sie mochten, sie willkommen hießen, sie schätzten. Es war schön. Vor allem, weil die Rebellen tough genug waren, um auf sich selbst aufzupassen.
    Sie hatte sich furchtbar gefühlt, nachdem Beatrix und Cynna sie verraten hatten – und sie hatte dieses Gefühl gehasst. Sie hatte es auch gehasst, dass Beatrix am nächsten Tag tot gewesen war und dass Bane verbreitet hatte, sie, Raina, wäre ihre Mörderin. Sie hatte schnell gelernt, dass es zu gefährlich war, Spuren zu hinterlassen, zu beängstigend, jemand anderen mit in ihren Schlamassel zu ziehen.
    Das Schlimmste daran war, dass sie es hasste, Ana verraten zu haben, sie zurückgelassen zu haben, damit sie ein Schicksal erlitt, dem Raina selbst hatte entfliehen können. Sie hatte Ana bei Bane gelassen. Das Schuldgefühl, das sie darüber empfunden hatte, hatte im Laufe der Jahre abgenommen, aber wenn sie es zuließ, drang es an die Oberfläche, feucht und schleimig und nach Verwesung stinkend.
    Doch Yuriko konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen, und das machte ihr Freundschaftsangebot so verlockend. Raina gestattete es sich beinahe zu träumen – davon, Beth zu holen, sie hierherzubringen und ein Leben aufzubauen mit Yuriko und Jake und Sawyer … und Wizard.
    Nachdem Yuriko aufgegessen hatte, erhob sie sich und räumte ihre Schale weg. Sie warf einen Blick über die Schulter, als sie zur Tür ging. »Er wird wiederkommen. Bleib wenigstens so lange, bis er wieder da ist.«
    Raina machte den Mund auf, um Yuriko zu sagen, dass ihr das egal wäre. Dass sie nicht tatenlos hier herumsitzen und auf Wizard warten würde. Dass er ihr nichts bedeutete und dass es ihr überhaupt nichts ausmachen würde, falls sie ihn nie wieder zu Gesicht bekam.
    Aber sie brachte die Worte nicht über die Lippen. Vielleicht ließ sie nach.
Verflucht.
Sie hatte geglaubt, nach all der Zeit gelernt zu haben, eine gute Lügnerin zu sein.

[home]
    11 . KAPITEL
    A ls die ersten blassen Sonnenstrahlen den Boden berührten, stampfte Raina mit den Füßen auf, um den Blutkreislauf wieder in Schwung zu bringen. Ihre Schicht war fast vorüber. Sie hatte die Nacht über mit Sawyer zusammen Wache gehalten. Sawyer hatte sich, obwohl er ununterbrochen redete, als aufmerksamer Wachposten entpuppt.
    »Sie denkt also, es wäre niemand da, richtig? Ich habe mich allerdings hinter der Kiste versteckt und warte nur darauf, hervorzuspringen und sie zu erschrecken«, sagte Sawyer. In seiner Stimme schwang ein Lachen mit, und er verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere, während er sich prüfend umsah. »Und plötzlich hebt sie den Hintern an und lässt den größten, lautesten Furz los, den ich je gehört habe.«
    »Was?« Raina konnte ein lautes Lachen nicht unterdrücken. »Das hat sie nicht.«
    »Doch, das hat sie. Und ich stehe da, nachdem es mich fast umgehauen hat, und frage mich, ob ich herauskommen und sie zu Tode erschrecken oder in ein Mauseloch verschwinden und so tun soll, als wäre das alles nicht

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