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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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um die Erde feucht zu halten. Und nimm denselben Dünger, den du auch in deiner Hydrokultur-Pflanzröhre verwendest.«
    »Ich glaube nicht …« Raina wich einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »Ich werde sie umbringen.«
    Yuriko legte den Kopf schräg und sah sie ungläubig an. »Du wirst sie nicht umbringen. Du hast deinen Hydrokultur-Gemüsegarten ja auch nicht umgebracht.«
    »Der Garten versorgt sich ja auch praktisch von selbst. Das Ding ist so programmiert, dass es eigenständig funktioniert.« Raina stieß die Luft aus. »Ich bin nicht so gut darin, mich um irgendetwas zu kümmern.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Woher sie das wissen wollte? Weil sich auch nie jemand um sie gekümmert hatte; niemand hatte ihr beigebracht, für irgendetwas – oder irgendjemanden – zu sorgen. Raina warf einen Blick auf die Pflanze und fühlte sich gegen ihren Willen von dem zarten Gewächs angezogen. Die Pflanze sah so perfekt aus auf der Anrichte. Und sie verlieh dem Truck ein bisschen Wärme, von der Raina nicht einmal gewusst hatte, dass sie fehlte. Zaghaft strich sie über die glatten glänzenden Blätter.
    »Du machst mir ein Geschenk.«
    »Ja.«
    Nichts im Leben bekam man umsonst. »Warum?«
    Yuriko lächelte; es war nicht mehr als ein kurzes Verziehen der Mundwinkel – in einem Moment da und im nächsten wieder verschwunden. Dieser unterschwellige Gesichtsausdruck erinnerte Raina an etwas, doch sie konnte nicht genau sagen, was es war.
    »Es gibt keinen Grund, Raina. Du hast meine Pflanze bewundert. Die Schönheit gewürdigt. Ich wollte dir einen Ableger schenken, damit du ein bisschen Wärme mitnehmen kannst – wohin auch immer deine Reisen dich führen mögen.«
    Raina wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, wandte sich ab und begann, das Sim-Stew zu verteilen. Sie stellte die beiden Schüsseln auf den Tisch und gab Yuriko ein unsicheres Handzeichen, sich zu setzen.
    »Lecker«, sagte Yuriko nach dem ersten Bissen. »Karotten aus deinem Gewächshaus?«
    »Ja. Ich habe die Kartoffeln gekauft, als ich das letzte Mal in New Edmonton war. Das hier sind die letzten.« Ohne zu zögern fuhr Raina fort: »Also, was willst du, Yuriko?«
    Die Kommandeurin tat nicht so, als hätte sie nicht verstanden. »Dich. Warum bleibst du nicht? Teilst dein Wissen mit uns? Arbeitest mit uns?«
    Raina lachte überrascht auf. »Du kommst direkt zur Sache, oder?«
    »Ich habe die Kunst der Subtilität nie gelernt«, gab Yuriko zu.
    »Ich arbeite allein. Ich lebe allein. Und ich bleibe nie länger als ein paar Tage an einem Ort.«
    »Warum?«
    Bei Yurikos Frage musste Raina verwirrt blinzeln. Warum? Weil an einem Ort zu bleiben bedeutete, dass Bane bessere Chancen hatte, sie zu finden. An einem Ort zu bleiben bedeutete, Menschen kennenzulernen und sie ins Herz zu schließen. Sie zu vermissen, wenn sie gingen. Oder starben.
    An einem Ort zu bleiben bedeutete, Freundschaften aufzubauen, und niemand war jemals ein richtiger Freund für sie gewesen. Cynna, das Mädchen, mit dem sie an der Station in Freemont einige Zeit lang ein Zimmer geteilt hatte, hatte versucht, sie unter Drogen zu setzen und für eine Handvoll Interdollar an drei Eispiraten zu verschachern. Die alte Beatrix, die Frau, in deren Haus sie praktisch gestolpert war, nachdem sie ein paar Tage zuvor vor Bane geflohen war, hatte sie in einem winzigen feuchten Keller untergebracht. Dort hatte sie wohnen dürfen und im Gegenzug für die Alte geputzt, gekocht und andere Haushaltsdienste verrichtet. Aber dann hatte Beatrix sie verraten. Bane hatte Rainas Bild per Satelliten-Sendenetz verbreitet, und das Nächste, an das Raina sich erinnerte, war, dass Banes Schlägertypen an Beatrix’ Tür geklopft hatten.
    Raina hatte sich in jener Nacht ins Haus zurückgeschlichen, um ihre wenigen Habseligkeiten zu holen, und die alte Frau hatte geschworen, dass es alles ein Zufall gewesen sei und dass sie Raina nicht verraten habe. Doch Raina wusste es besser. Das Leben hatte sie schon Vorsicht gelehrt. Am nächsten Tag waren auf allen Sendern Berichte über die alte Beatrix gelaufen – tot, die Kehle durchgeschnitten –, und als Hauptverdächtige hatte Raina gegolten. Raina hatte sich gefragt, ob Beatrix vielleicht doch die Wahrheit gesagt hatte. Das Problem war, dass sie es nie mit Sicherheit wissen würde.
    »Ich bin kein geselliger Mensch«, murmelte Raina.
    Yuriko legte wieder den Kopf schräg. »Was, hast du keine Freunde?«
    Aus irgendeinem Grund tauchte die

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