Dark Future: Herz aus Feuer
Lenker. Tristan hing an ihr wie Schlamm an einem Stiefel und presste seinen Oberkörper an ihren Rücken. Sie fuhr, wie sie noch nie zuvor in ihrem Leben gefahren war.
Eine Welle von Hitze und Kraft folgte ihnen. Grauenvoller Lärm ertönte, als das Metall der zerstörten Piraten-Trucks sich kreischend in den Flammen verbog und wand. Trümmerteile flogen in alle Richtungen und regneten auf den harten Untergrund. Eine weitere Explosion, dann noch eine und noch eine – dröhnend und widerhallend.
Sie drosselte das Tempo des
Morgats
und wendete. Hinter ihnen schimmerte die Luft, und eine Rauchsäule stieg in den Himmel. Ein riesiges Feuer, zweimal so hoch wie Abbotts Gasthaus, ließ Flammen in Rot und Gold in alle Richtungen züngeln.
»Schätze, das lief ziemlich gut«, sagte sie und legte den Kopf in den Nacken, um ein verbogenes Metallstück zu beobachten, das, ausgespuckt vom gewaltigen Feuersturm, durch die Luft flog. Mit einem misstönenden Poltern krachte es zu Boden.
»Das schätze ich auch.«
Und klang er nicht, als freute er sich darüber wie ein Schneekönig?
»Fahr nach Norden«, sagte er. Es war seltsam, seine Stimme nahe an ihrem Ohr und gleichzeitig durch das Headset zu hören.
Sie senkte den Blick und checkte die Wasserstoffanzeige. Ihr Tank war fast leer.
»Wie weit nach Norden?«
»Drei … vielleicht vier Stunden.«
Wieder sah sie zur Tankanzeige. Wenn nur sie auf dem Scooter gesessen hätte, dann hätte der
Morgat
die Strecke geschafft. Sie waren allerdings zu zweit, und das war so gut wie unmöglich.
Hinter ihr rührte Tristan sich. Seine Schenkel bewegten sich an ihren, und er schlang seine Arme enger um ihre Taille. Bedächtig drehte sie den Oberkörper, um ihn anzusehen.
»Hör mal, ich habe da so einen Spleen, was Berührungen betrifft …« Was seine Arme um ihre Taille betraf, die sie hielten. Was eine solche Nähe zu einem anderen Menschen betraf. »Ich mag es nicht. Doch solange ich mein Gewissen nicht unterdrücken und dich hier zurücklassen kann, habe ich dich am Hals. Also, halte dich einfach am Sitz fest.«
Er erstarrte und nahm dann seine Hände von ihrer Taille, als sie sich wieder nach vorn drehte. Vermutlich sollte sie dankbar für ein bisschen guten Willen sein.
Hinter ihr rutschte er auf dem Sitz herum. Seine Schenkel rieben an ihren, und mit seinem Schritt glitt er vor bis an ihren Hintern. Sie atmete scharf aus und sah zu, wie ihr Atem als weiße Wolke vor ihrem Gesicht aufstieg. Er zog sich wieder zurück, rutschte jedoch im nächsten Moment erneut nach vorn. Seine Bemühungen machten alles nur noch schlimmer.
Sie starrte auf die Anzeige des beinahe leeren Tanks. Drei, vielleicht vier Stunden.
Der
Morgat
würde es schaffen – aber sie auch?
Sie kamen auf einen Hügel, und Tatiana war erstaunt, ein kuppelförmiges Zelt in leuchtendem Neonorange zu entdecken, das sich deutlich vom Schnee abhob. Der Wind verfing sich im Material, blähte es auf und zerrte daran, so dass es wie ein riesiger Ballon in der Farbe einer geschälten Möhre aussah. Dann änderte sich die Luftströmung, und das Material fiel wieder in sich zusammen, als die Luft entwich. Das flatternde Geräusch hatte einen ganz eigenen Rhythmus, beinahe schon melodisch.
Von Gemma und den anderen war nichts zu sehen. Natürlich hatten sie nicht noch zum Tee mit den Plünderern angehalten, also waren sie wahrscheinlich viel früher da gewesen und bereits im Innern verschwunden.
Als sie sich dem Zelt näherten, erkannte Tatiana, dass es viel größer war, als es zuerst gewirkt hatte. Ohne Bezugspunkt hatte sie aus der Ferne nicht einschätzen können, wie riesig es tatsächlich war. Doch als sie nun näher kamen, musste sie den Kopf in den Nacken legen, um die Spitze sehen zu können.
Die Klappen am Eingang waren zurückgebunden. Sie verlangsamte das Tempo ihres Schneemobils, um in einen großen Raum zu fahren, der hoch und lang genug war, um einen Sattelzug aufzunehmen, und breit genug, um sechs Trucks mit ein bisschen Zwischenraum nebeneinander parken zu können. Das Innere wurde von einer Glühlampe erhellt, die hinter einem Metallgitter auf einem Mast in der Nähe des Eingangs angebracht war.
Und – Überraschung – am anderen Ende des Zelts befand sich ein Gebäude aus Beton mit einer großen Metalltür. Keine Fenster, keine Beschriftung, nur Türen, die sich in der Mitte trafen, und ein Metallgitter, das sich vor ihnen schloss.
Wenn sie ein Gebäude hatten, wozu brauchten sie dann
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