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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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vielleicht verletzt hatte. Oder einen diabolischen Plan zunichtegemacht hatte. Oder ob sie der Wahrheit nahe gekommen war – er hatte gewusst, dass sie ihn niemals den
Morgat
hätte nehmen lassen, und war sich sicher gewesen, dass sie eher mit ihm in den Lift gestiegen wäre, als ihn mit dem Scooter allein zu lassen.
    Oder vielleicht traf auch keine dieser Möglichkeiten zu. Sie hatte sich so lange darauf verlassen, Gedanken zu lesen, war so lange allein gewesen, dass sie nie gelernt hatte, Gesichter und Mienen zu deuten.
    Normale menschliche Interaktionen … sie hatte sie nie wirklich kennengelernt. Immer machte sie Fehler, wählte die verkehrten Worte, tat das Falsche. War das hier so ein Beispiel? Reagierte sie übertrieben argwöhnisch auf ein Angebot, das ihr ohne böse Absicht gemacht worden war?
    Vielleicht ja, vielleicht nein. Immerhin hatte sie gerade erst dabei zugesehen, wie er einen Menschen getötet hatte.
    Aber er hatte sein eigenes Leben für sie riskiert, als er angehalten hatte, um die Cytoplast-Bomben auszulegen, die die Plünderer schließlich aufgehalten hatten.
    Sie seufzte. Höchstwahrscheinlich war sie also übertrieben misstrauisch.
    Sie war ein bisschen verunsichert, weil sie nicht einmal die kleinste Spur von Tristans Gedanken oder Emotionen lesen konnte – ein ungewöhnlicher, wenn auch nicht vollkommen einmaliger Umstand. Im Laufe der vergangenen Monate war ihr das ein paarmal passiert, wenn sie auf Leute getroffen war, die, wie sie vermutete, außergewöhnlich starke Abschirmmechanismen entwickelt hatten.
    Wieder lächelte er. Ein bisschen weniger offen, ein bisschen weniger charmant. Sie steckten in einer Konfrontation, die Blicke ineinander verhakt.
    »Hier oben ist es kalt, und unten ist es warm, und ich habe keine Lust mehr herumzustehen, während der Tag langsam zu Ende geht.« Er bückte sich, hob den Stoff vom Boden auf und richtete sich auf. »Entscheide dich.«
    Ja, er war definitiv ein Diktator.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, entgegnete sie und versuchte nicht einmal, den Sarkasmus zu verbergen, als sie den dunklen Lift betrachtete.
    Außer dem Wasserstoff befand sich vermutlich noch Nahrung dort unten – etwas anderes als ein getrockneter Riegel mit Proteinzusatz. Und es gab möglicherweise Informationen. Vielleicht war da unten sogar ihr ultimatives Ziel: Wards Labor.
    Es war nur ein Aufzug, nur eine kurze Fahrt, ein paar Sekunden in einem geschlossenen Raum. Sie konnte es schaffen. Sie
würde
es schaffen.
    »Ich kann dir etwas über Tolliver sagen«, erklärte er beiläufig.
    Abrupt blickte sie ihn an.
    Wenn sie nicht schon beschlossen hätte, in den Lift zu steigen, wäre dieser harmlose kleine Satz der Anreiz gewesen, den sie noch gebraucht hätte.
    Köder und Haken.
    Aber sie war nicht so dumm, sich kopflos daraufzustürzen. Nicht so offensichtlich. Er hatte anscheinend mit angehört, wie sie Abbott nach Tolliver gefragt hatte, und die Wahrheit war, dass er entweder etwas wusste oder auch nicht. Sie hatte vor, es herauszufinden, aber in ihrem eigenen Tempo.
    Es ergab keinen Sinn, ihm einen Vorteil zu verschaffen, indem sie zu begierig erschien.
    Sie lächelte leicht. Erstaunlich, wie Leitfäden fürs Geschäftsleben aus dem frühen Jahrhundert auch jetzt noch in allen möglichen Situationen Anwendung fanden – sie hatte sie zusammen mit unzähligen anderen Büchern in den Jahren gelesen, die sie und ihre Geschwister in dem Labor der Alten Führung gefangen gehalten worden waren.
    »Eine warme Mahlzeit klingt wundervoll.« Unbemerkt steckte sie die Setti 9 zurück in die Hülle an ihrem Handgelenk.
    Sie packte den Lenker ihres
Morgats
und zog ihn vor. Die Kufen knirschten auf dem gefrorenen Boden. »Gibt es, äh, eine Dusche und einen Schnelltrockner da unten, die ich benutzen könnte?«
    Er lachte kurz auf.
    Der Klang seines Lachens berührte und wärmte sie, und sie fragte sich, ob er ihr anbieten würde, mit ihr zusammen unter den heißen Wasserstrahl zu treten.
    Die Sekunden verstrichen. Er bot es ihr nicht an. Leichte Enttäuschung schlich sich in ihre Gedanken, denn sie hätte es sich beinahe gewünscht.
    Was zur Hölle war nur los mit ihr?
    Ein kurzes Zögern, dann schob sie den Scooter nach vorn, betrat vor Tristan den Lift und atmete tief durch.
    Sie ließ die Hände sinken und trommelte mit dem Zeigefinger auf ihren Oberschenkel. Sie konzentrierte sich nur auf das rhythmische Trommeln, auf die Bewegungen, auf das Tempo, wie Wizard es ihr vor all den

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