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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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sich durch die Öffnung. Scharfkantige Steine ritzten ihn an, und die Decke des Tunnels kratzte an seiner Haut. Für Ana wäre es sicher leichter – er war zu groß für das Loch; sie war kleiner –, und das freute ihn.
    Im Tunnel hinter der Öffnung war es stockfinster. Die Lumi-Lichter hier waren zerbrochen, die meisten lagen auf dem Boden, einige hingen noch an einzelnen Schrauben. Es bestand kein Zweifel daran, wer dafür verantwortlich war und warum die Lampen zerstört worden waren. Photophobie war eines der ersten Anzeichen, dass die Virusinfektion den Punkt erreicht hatte, an dem es kein Zurück mehr gab. Wütend und verängstigt von dem Licht hatten die mutierten Plünderer die Lampen schon vor Wochen in Stücke gerissen, um dem geringsten Lichtschimmer zu entkommen.
    Tristan aktivierte das Phosphorpäckchen an seinem Werkzeuggürtel, und ein schwaches grünliches Leuchten erhellte den Tunnel ein paar Meter weit. Durch die Veränderungen, die man während seiner Zeit bei der Armee an ihm vorgenommen hatte, war er in der Lage, Lichtwellen ober- und unterhalb der durchschnittlichen menschlichen Wahrnehmung auszumachen. Er konnte im Dunkeln besser sehen als andere Menschen. Zusammen mit dem Phosphorlicht reichte das aus. Doch er musste ein Auge auf Tatiana haben, damit sie nicht gegen die Wände lief.
    Eine flüchtige Überprüfung der Umgebung zeigte keine Bedrohung. Also zog er die Knie an, als er die Öffnung für Tatiana freimachte, drehte sich zur Seite und rutschte seitwärts die Erhebung hinunter. Unten landete er in knöcheltiefem Wasser.
    »Achtung, Pfütze«, warnte er, aber es war zu spät. Tatiana kam hinter ihm den Abhang hinuntergerutscht. Ihre Stiefel tauchten in die Pfütze ein, und Wasser spritzte in alle Richtungen.
    Er packte sie am Ellbogen, um ihr Halt zu geben. Allerdings war das nicht nötig, denn sie hatte ihr Gleichgewicht schon wiedergefunden, war bereit weiterzugehen und hatte ihre Setti 9 in der Hand.
    »Entschuldige«, sagte sie, senkte den Blick und löste sich mit einer bewussten Bewegung aus seinem Griff.
    Einen Moment lang war er verwirrt. Warum machte er es immer wieder falsch und bot ihr Hilfe an, wenn sie nicht gewollt war oder gebraucht wurde? Wenn er sie richtig verstand, fühlte sie sich durch solche Angebote beleidigt.
    »Ana, ich wollte nicht respektlos sein. Es ist nur eine alte Angewohnheit, die tief in mir verwurzelt ist.«
    Sie schwieg einen Augenblick. »Verstanden.«
    Da sie das Wort knapp und tonlos ausgesprochen hatte, konnte er nicht sagen, welche Gefühle dahintersteckten, und er konnte nicht sicher sein, dass sie ihn wirklich verstanden hatte. Etwas an der Art, wie sie es gesagt hatte, ließ ihn innehalten – nicht nur, weil er ihre Stimmung anhand des einen Wortes nicht einschätzen konnte, sondern auch, weil der Tonfall ihm so seltsam vertraut vorkam.
    Er hatte diese Antwort schon einmal gehört, ein kurzes Wort, das mit derselben kühlen Ruhe ausgesprochen worden war. Doch er wusste nicht mehr, wo es gewesen war. Das war nicht das erste Mal, dass er das Gefühl hatte, dass Ana ihn an jemanden erinnerte. Er wusste nur nicht, wer es war.
    »Dich zu beleidigen oder zu verletzen ist das Letzte, was ich will.« Er glaubte, dass sie sich behaupten konnte. Sie hatte es bereits unter Beweis gestellt. Verdammt, sie hatte sich bewaffneten und mit Panzerplatten geschützten Piraten-Trucks entgegengestellt, ohne mit der Wimper zu zucken. Es war keine Frage von Mut. Davon hatte sie genug.
    Es war eine Frage von Verhaltensmustern, die er in seiner Jugend erlernt hatte und die tief in ihm saßen.
    Sein Vater war ein tougher Bastard und ein Gentleman gewesen. Die beiden Teile seiner Persönlichkeit hatten in einer seltsamen Harmonie zusammengepasst. Und er hatte seinem Sohn beigebracht, wie er zu sein – aus dem einfachen Grund, weil er es nicht anders kannte.
    Tristan beobachtete, wie Ana die Dunkelheit und die Schatten nach Gefahren ausspähte. Er wollte sie, und deshalb wollte er sie beschützen. Weil sie zu
ihm
gehörte.
    Ja. Das war großartig. Der Inbegriff von Erleuchtung und einer aufgeklärten Haltung.
    Er hätte genauso gut einen Knüppel in die Hand nehmen und sich mit der Faust auf die Brust trommeln können, während er sie an den Haaren davonschleifte, um sich mit ihr zu paaren.
    Aber sie würde es ihm nicht leicht machen. Sie war tough genug, dass am Ende sie es war, die ihn hinter sich herschleifte.
    Und verflucht, die Vorstellung war mehr als

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