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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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bleich und ernst. Ihr schien nur zu bewusst, dass sie im Begriff war, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen.
    Ich zog den blauen Vorhang noch ein Stück weiter zu. Lilith McCleery beugte sich über meinen Vater. Seine Wangen waren eingefallen, sein Mund halb geöffnet. Mir schien, als blickten seine Augen schon in eine andere Welt. Seine Schwäche, seine Verlorenheit taten mir so weh, dass ich mich abwenden musste.
    Ohne eine Sekunde zu zögern, schaltete Lilith den bunt leuchtenden Überwachungsmonitor aus. Sie war sich ihrer Sache offenbar vollkommen sicher. Nun begann sie, nach und nach all die Schläuche und Kabel zu entfernen, die meinen Vater mit den lebenserhaltenden Apparaten verbanden.
    Als Letztes zog sie die durchsichtige Sauerstoffmaske von seinem schmalen Gesicht. Sein Brustkorb begann sich immer schneller zu heben und zu senken. Verzweifelt rang er nach Luft.
    Lilith McCleery öffnete ihren Mund und biss sich mit ihren spitzen Fangzähnen ins Handgelenk. Augenblicklich floss ein dünnes Rinnsal aus der Wunde. Konzentriert ließ sie das Blut in den halb geöffneten Mund meines Vaters tropfen. Meine Mutter sah misstrauisch und besorgt zu.
    Auf einem kleinen metallenen Rollwagen neben mir lagen mehrere Mullkompressen. Ich reichte Lilith eine, damit sie die Wunde versorgen konnte, die sich aber schon zu schließen begann.
    Dann tat Lilith etwas völlig Unerwartetes: Sie beugte sich zu meinem Vater hinab, der noch immer leblos dalag, und gab ihm einen langen, beinahe innigen Kuss. Meine Mutter schien ihren Augen nicht zu trauen.
    Die Haut meines Vaters veränderte sich. Sie wurde milchig weiß wie Porzellan. Am ganzen Körper pulsierten blaue Adern, bis zu seinem Kopf hinauf. Und all das geschah innerhalb von Sekunden!
    Dad öffnete die Augen.
    Mom schlug die Hand vor den Mund und begann leise zu weinen.
    »Nancy, was ist passiert?« Mühelos richtete er sich im Bett auf. Sein Körper war auf einmal kraftvoll wie der eines jungen Mannes. Sein Haar glänzte dunkel, keine einzige graue Strähne war mehr zu sehen.
    »Dad? Wie fühlst du dich?«
    Er lachte. »So gut wie noch nie! Ich könnte Bäume ausreißen! Die Schmerzen sind wie weggeblasen!« Er betrachtete erst seine Hände, dann seine Arme und seine Brust, als sähe er seinen Körper zum ersten Mal. Schließlich schlug er die Decke beiseite und richtete sich auf.
    »Was ist das Letzte, woran du dich erinnern kannst?«, fragte Mom. Jenseits des Vorhangs hörten wir geschäftiges Treiben, doch niemand schien sich für das zu interessieren, was hier geschah.
    Dad runzelte die Stirn und legte den Kopf schief, als horchte er in sich hinein. »Nichts. Nur Dunkelheit. So als würde ich in einem Kino sitzen und der Vorführer hätte vergessen, den Film zu starten.«
    Er wandte sich Lilith zu und blickte sie verwundert an. Vorsichtig streckte er die Hand aus, um sie zu berühren, so als wollte er sich vergewissern, dass sie wirklich existierte. In seinem bleichen Gesicht spiegelte sich Verwirrung. Da bemerkte er sein Spiegelbild in der Fensterscheibe. Seine Begeisterung schien verflogen.
    »Ich habe Hunger«, sagte er ängstlich.
    »Hunger worauf?«, fragte Lilith.
    Dad zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    Die Vampirkönigin warf meiner Mutter einen wissenden Blick zu, als wollte sie sagen: Passen Sie gut auf, was jetzt geschieht.
    Mein Vater stieß ein Knurren aus. Er zog die Schultern hoch, ballte die Fäuste und öffnete weit den Mund. Fangzähne blitzten auf. Sein Gesicht verzog sich zu einer grimmigen Fratze.
    »Er ist jetzt in meiner Hand«, sagte Lilith. »Die Einzige, die ihn davon abhält, hier im Krankenhaus ein Blutbad anzurichten, bin ich. Denn ich bin seine Schöpferin.«
    »Was wollen Sie uns damit beweisen?«, rief meine Mutter empört.
    »Ich will Ihnen beweisen, dass Sie mir trauen können. Denn wie ich in diesem Moment Ihren Mann kontrolliere, so beherrsche ich auch alle anderen Nachtgeschöpfe. Was glauben Sie, warum in den letzten Jahren kaum ein Mensch verwandelt wurde? Weil ich und die anderen Mitglieder des Rates es verhindert haben! Sobald sich die Ordnung der Nachtgeschöpfe auflöst, ist die Menschheit nicht mehr sicher. Freie Vampire frönen ihrem Blutdurst nach Belieben. Das sollten Sie niemals vergessen!«
    Sie nahm eine Schere vom Verbandswagen und packte mein Handgelenk. Der kleine Schnitt tat kaum weh, trotzdem schrie ich vor Schreck kurz auf. Einige Tropfen Blut sickerten aus der Wunde.
    Mein Vater kroch zurück auf

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