Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Inside (German Edition)

Dark Inside (German Edition)

Titel: Dark Inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeyn Roberts
Vom Netzwerk:
mit Sicherheit keinen Amoklauf starten. Sicher, er war wütend, aber das war ja auch verständlich. Wer würde nicht in Rage sein, wenn ihm alle, die ihm etwas bedeuteten, weggenommen wurden?
    »Eins.« Er begann zu zählen. »Zwei.« Mit beiden Händen packte er das Waschbecken, bis seine Knöchel so weiß wie das Porzellan waren.
    »Drei.«
    Er hob den Kopf und blickte direkt in den Spiegel. Sein Gesicht starrte ihn an. Es sah überrascht und frustriert zugleich aus. Verschwitzte braune Haare hingen ihm in die Stirn. Die blauen Augen waren müde und blutunterlaufen. Wonach sollte er eigentlich suchen? Hörner? Blutige Tränen, die über seine eingefallenen Wangen rollten? Was war mit Fangzähnen? Nein. Die Antwort: nichts von alledem.
    Sein Spiegelbild grinste erleichtert. Plötzlich kam ihm das Ganze so lächerlich vor. Er verdrehte die Augen und machte sich daran, die Blasen an seinen Händen zu reinigen. Er würde eine Mullbinde herumwickeln müssen, bevor er Chickadee begrub. Eine Infektion war das Letzte, was er jetzt brauchen konnte.
    Mason nahm sich das Handtuch von der Stange und trocknete sich ab. Als er seinen Körper im Spiegel sah, dachte er, dass er mehr essen sollte. Offenbar hatte er in den letzten Wochen eine Menge Gewicht verloren. Allerdings war es ziemlich schwierig, sich gesund zu ernähren, wenn das einzig Essbare aus Dosen oder Kartons kam.
    Er zerrte ein frisches Hemd aus seinem Rucksack und zog sich hastig an. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass der Typ immer noch draußen auf ihn wartete oder gerade dabei war, wieder zurückzukommen. Mason musste von hier weg. Er sollte frische Luft schnappen. Wenn er sich wieder beruhigt hatte, würde er sicher klarer denken können.
    Aber Chickadee würde er nicht hierlassen. Das würde er als Erstes erledigen.
    Er trug sie hinaus und ließ sie vorsichtig in das Grab hinab. Obwohl er sie in ein Bettlaken gewickelt hatte, konnte er noch erkennen, wie klein und zerbrechlich ihr Körper war. Als er die erste Schaufel Erde auf den sauberen weißen Stoff warf, kamen ihm die Tränen. Er ignorierte sie und konzentrierte sich stattdessen auf das, was er jetzt tun musste. Die ganze Zeit über dachte er, dass er etwas sagen sollte, irgendetwas zum Gedenken an ihr Leben und an die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten. Doch in seinem Kopf war es völlig leer. Es gab sowieso keine Worte, die ausgereicht hätten, um sie zu beschreiben.
    Als es vorbei war, drehte er sich um und ging. Er kehrte nicht wieder in das Zimmer zurück, um seinen Rucksack zu holen. Er wollte ihn nicht mehr haben. Die Straße war jetzt das Einzige, was er brauchte.
    Um alles andere würde er sich später Gedanken machen, auf dem Weg nach Vancouver. Die Straße vor ihm war lang und er hatte viel Zeit, um darüber nachzudenken, was er tun sollte.
    Und er musste noch das Meer spüren.

CLEMENTINE
    Sie gingen zu Fuß in die Stadt. Es gab keine Straßen mehr, die nach Seattle führten. Das komplizierte Spinnennetz aus Highways, Hochstraßen und Tunneln war verschwunden. An seiner Stelle ragten nur große Trümmerhaufen aus Asphalt auf, zwischen denen sich verlassene Fahrzeuge quetschten. Überall waren Glasscherben verteilt. Die Stadt war voll davon. Von den Gebäuden waren nur leere Stahlgerüste und geisterhaft wirkende Hüllen übrig. Es roch stark nach Rauch. Mehrere Gebäude standen noch in Flammen, vermutlich, weil sie von Plünderern in Brand gesteckt worden waren.
    Lieber Heath, ich bin fast da. Hast du auf mich gewartet? Ich hoffe, du bist irgendwo gewesen, wo es sicher war, als es passiert ist. Haben sie euch beigebracht, wie man sich bei einem Erdbeben verhält, als du hierhergezogen bist? Weißt du noch, wie Mom uns immer gesagt hat, was wir tun sollten, wenn ein Tornado käme? Ich wäre zu Tode erschrocken und gleichzeitig furchtbar aufgeregt, wenn ich tatsächlich mal einen erleben würde. Ich plappere dummes Zeug, ich weiß. Seattle ist völlig verwüstet. Ich habe noch nie so etwas Schlimmes gesehen. In ein paar Stunden bin ich da. Ich hoffe, du bekommst diese Nachricht irgendwie. Ich schicke schon mal alle guten Schwingungen, die ich habe, in deine Richtung. Vielleicht spürst du sie ja, so wie Mom uns gespürt hat. Halte durch! Ich komme!
    Es war alles ruhig. Unheimlich ruhig. Überall lagen Tote. Einige waren offenbar Opfer des Erdbebens geworden und verwesten seit Wochen auf der Straße. Andere schienen später gestorben zu sein, Beute der Hetzer, noch blutig und frisch. An

Weitere Kostenlose Bücher