Dark Lights
ohnmächtig geworden? Mit ganzer Kraft versuchte ich mich zu erinnern, doch in meinen Gedanken war nichts zu finden. Alles um mich herum war still. Nur ein leises Atmen war zu hören. Kam das von der Person, dessen Anwesenheit ich ganz nah bei mir spürte? Moment mal. Wie war das möglich? Erstaunt öffnete ich die Augen und starrte geradewegs nach oben an die hellblaue Wand. Wo war ich? Verwirrt setzte ich mich auf und sah mich blinzelnd um. Etwas weiter vorne befand sich ein rotes Sofa, das aus echtem Leder bestand. Aus irgendeinem Grund konnte ich jede einzelne Kontur haargenau erkennen. Genauso wie die wenigen Staubkörner auf dem Bildschirm des glänzenden Laptops, das auf dem kiefernen Schreibtisch in der Ecke lag. Rechts bestand die ganze Wand aus purem Glas. Unzählige Hochhäuser ragten in die Höhe, doch keines war so hoch, wie das, in dem ich mich befand. Das hieß, jemand musste mich in eine Großstadt gebracht haben. Links neben mir war eine offene Tür, die geradewegs in einen begehbaren Kleiderschrank führte. Wow! Mir klappte die Kinnlade hinunter und ich atmete hörbar aus. Als danach die frische Luft in meine Lungen drang, fiel mir auf, dass ich die ganze Zeit überhaupt nicht geatmet hatte. Und plötzlich wurde mir klar, wieso nicht. Ich war kein Mensch mehr! Über diese Erkenntnis hätte ich fast aufgeschrieen, doch in letzter Sekunde konnte ich mir noch die Hände schnell an den Mund pressen. Das war... unglaublich! Mein Wunsch hatte sich tatsächlich erfüllt. Strahlend drehte ich den Kopf zur Seite und entdeckte Darren, der schlafend neben mir lag. Seine Brust hob und senkte sich langsam. Er sah so unverschämt gut aus. Doch erst jetzt bemerkte ich, dass er ein kleines, fast durchsichtiges Tattoo an der Halsbeuge hatte, das sich auf der Schulter weiter ausbreitete. Es sah aus wie ein silberner Dolch, der von einer dunkelgrünen Schlange umschlungen wird, während von unten Blut in eine kleine Pfütze tropfte. Man, sah das gruselig aus. Und wieso hatte ich es mit meinen menschlichen Augen nie entdeckt? Außerdem wollte ich unbedingt wissen, wie mein Körper nun aussah. Grinsend sprang ich auf und sah mich um. War hier im nirgendwo ein Spiegel? Hatte Darren ein Zimmer in einem Hotel vermietet? Durfte ich es verlassen? Oder wäre es zu gefährlich? In meinem Kopf kam ein schwaches Bild hervor... John! Er hatte ziemlich wütend ausgesehen, als Darren mich vor dem ganzen Rat verwandelt hatte! Oh! Jetzt fiel mir alles wieder ein. Verfolgte man uns beide? Sollte ich Darren aufwecken? Nein, es wäre besser, wenn er seinen Körper auch mal ausruhte. Während meiner Verwandlung hatte er sicher kein Auge zugemacht. Zu meiner Überraschung fühlte ich mich großartig! Und ziemlich stark. Ob ich einen anderen Vampir wohl im Kampf besiegen könnte? Oh man, seit wann hatte ich denn Lust, zu kämpfen? Irgendetwas musste mit mir nicht stimmen. Würde dieses Gefühl der Überlegenheit bald wieder verschwinden. Einerseits gefiel es mir, vor nichts und niemandem mehr Angst zu haben, doch andererseits war es beängstigend. Schnell setzte ich mich zurück auf das Bett. Wie dumm konnte man nur sein, um zu denken, dass man stärker als andere mächtige, uralte Vampire sein würde? Und hatte Darren nicht gemeint, ich würde als Neugeborene ein blutrünstiges Monster werden? Im Moment hatte ich bloß Lust, eine wilde Achterbahnfahrt zu machen. Ja, das wäre genau das Richtige in diesem Moment! Hmmm... es würde sicher nicht schlimm werden, wenn ich ein bisschen die Gegend draußen erkundete, oder? Langsam erhob ich mich wieder und schritt auf die Tür zu. Als ich sie lautlos öffnete, befand sich vor mir ein langer Flur, der mir unausgesprochen bekannt vorkam. Hier war ich doch schon einmal gewesen. Mir wurde komisch. Mit langsamen Schritten ging ich geradeaus, bis mir leise Stimmen in die Ohren drangen. Sie kamen aus dem linken Zimmer neben mir. Wäre es richtig, die Tür zu öffnen und einfach hineinzugehen? Oder sollte ich anklopfen? Auf jeden Fall war nur klar, dass Darren mich in eine Wohnung gebracht hatte. Mit zittriger Hand griff ich nach der Türklinke und drückte sie hinunter. Es knirschte einmal laut. Verdammt! Na ja, jetzt gab es kein Zurück mehr. Tief durchatmend trat ich hinein in den hellgrün gestrichenen Raum, dass wie ein Wohnzimmer aussah. Zwei junge Frauen, drei Männer und ein Mädchen starrten mich mit offenem Mund an. Alle saßen gemeinsam auf dem Teppich und spielten ein Brettspiel. Wieso kamen
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