Dark Lights
Ein Mann mit blonden Haaren stieg gerade aus. In der rechten Hand hielt er... einen Koffer? Von hier hinten konnte man es nicht so richtig erkennen. Ohne weiter auf Darren zu achten, rannte ich freudestrahlend dorthin und fiel dem Mann in die Arme. Dad! Marleen? Oh mein Gott! Wie sehr du dich innerhalb einem Monat verändert hast! Das ist echt nicht zu glauben! Mein Herz raste. So glücklich wie im Augenblick war ich lange nicht mehr gewesen. Ich habe dich vermisst. Ich dich auch, mein kleiner Engel. murmelte er und legte die eine Hand auf meine Rückenmitte.Das Taxi fuhr inzwischen weg. Überrascht, aber auch erfreut, trat ich einen Schritt nach hinten. Du bleibst den ganzen Tag hier? verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen. Wenn du willst, kann ich auch gleich wieder gehen. Also, das ist kein Problem... Obwohl er das so locker und gelassen sagte, konnte ich den Schmerz in seinen blauen Augen erkennen.Und es war wirklich ein Wunder, das mein Dad bloß eine Jeans und einen teuren Pullover, darüber einen schicken, braunen Mantel aus echtem Bärenfell trug. Sie ging ihm bis zur Mitte seiner Obeschenkel. So ein Teil war doch sicher schwer, oder nicht?Na ja, normalerweise trug er nämlich nur schicke Anzüge. Was würden denn seine Kunden von ihm denken, von er so lässig wie jetzt vor sie trat? Mein Vater arbeitete für eine sehr berühmte Autofirma und verkauft überall auf der Welt nagelneue, blitzschnelle Autos. Er hatte mir versprochen, dass ich, nachdem ich meinen Führerschein gemacht habe, auch so einen tollen Sportwagen bekam. Leider waren es noch fünf Monate, bis ich sechzehn wurde. Mein Geburtstag war am 1. April. Ja, das war wirklich ein blöder Tag. Meine Mitschüler in Kalifornien hatten michständig deswegen geärgert. Also durfte Darren niemals davon erfahren, was natürlich unmöglich war. Meine Mutter hatte früher immer zum Spaß gemeint, meine Geburt wäre ein Aprilscherz gewesen. Fast hätte ich jetzt losgelacht. Nein! Bleib hier. Schnell griff ich nach seiner Hand. Ich habe ich dich so lange nicht mehr gesehen, Dad. Die Zeit ist mir auch sehr schwer gefallen. Aber nun kommen wir mal zu dir. Hast du schon Freunde gefunden? Ähm, ein paar... Wie ist deine Zimmergenossin so? Während wir uns auf den Weg nach oben in den vierten Stock machten, wollte er alles über mein Leben hier wissen. Die Sache mit dem Übersinnlichen und auch die Geschichte mit Mom und John behielt ich für mich, obwohl es ziemlich schwierig war. Denn eigentlich bestand mein ganzer Tagesablauf davon. Zum Glück war ich gut im Lügen. Das hier ist dein Zimmer? Mein Dad schaute sich fasziniert um und trat mit mir ein. Ja. Hier sind wir im Wohnzimmer, dort drüben ist das Schlafzimmer, da vorne unser Badezimmer und da hinten gibt esnoch eine kleine Küche. Er ging mit mir einmal durch jeden Raum. Die Küche ist aber wirklich groß. Gibt es unten denn keinen Esssaal? Doch, klar. Da wird aber nur Morgens und Abends gegessen. Mittagessen müssen wir uns selbst vorbereiten. Oh, dann muss ich mal mit dem Direktor sprechen. Ich hob die Hände. Was? Nein, das ist nicht nötig. Tanya und ich, wir lieben es zu kochen. Das macht Spaß.Seine Augenbrauen glitten nach oben. Ach, seit wann magst du denn sowas? Zuhause in Kalifornien wolltest du nicht einmal dein Zimmer selber aufräumen. Tja, ich hatte mich eben verändert. Dad, du beleidigst mich. Ich verzog das Gesicht, woraufhin er mich in die Arme nahm. Das machte er unheuer gerne. Wahrscheinlich, weil ich alles war, was ihm übrig geblieben ist. Doch er wusste nicht, dass ich in Gefahr schwebte. Wenn John es sich doch noch anders überlegen würde und mich umbrachte... nein, an sowas durfte ich jetzt nicht denken. Bis heute Abend musste ich einfach in der realen Welt bleiben. Ob ich das schaffen könnte? Klar, ich meine, es war ja nicht so, dass ich besessen von übersinnlichen Dingen war. Aber ich war besessen davon, Darren in die ozeanblauen Augen zu schauen. Wie sollte ich es denn ganze vier Stunden ohne ihn aushalten?! Mein Dad ließ sich lächelnd auf der Couch nieder. Na ja, es freut mich, dass du jetzt wenigstens kochen kannst. Das war eigentlich ganz leicht. Tanya hat es mir beigebracht. Und auch das richtige Aufräumen. Dass ich in letzter Zeit alles alleine machen musste, erwähnte ich lieber nicht. Sie sollte ruhig ihren Spaß mit Ravyl haben. Die beiden konnten wenigstens gemeinsam glücklich werden. Innerlich stöhnte ich auf. Das ist wirklich schön. Hast du auch bereits den
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