Dark Moon
meine Gedanken und ich konnte nicht das Geringste dagegen tun. Erst dachte ich, ich wäre verrückt geworden.«
Jack lächelte traurig. »Eine ziemlich beunruhigende Erfahrung, nicht wahr?«
»Oh ja. Es schien so eine Art telepathische Verbindung zwischen mir und meiner Schöpferin zu geben, denn sie wusste immer ganz genau, wo ich gerade war und was ich tat.«
»Aber wie hat sie es hingekriegt, dass du mich allen Ernstes töten wolltest?«
»Indem sie den Wunsch danach in mir erweckte«, sagte Mark und blickte zu Boden.
Derek war wieder zurückgekommen und gab Jack den Verbandskasten. Er reichte ihn an mich weiter und trat etwas zurück. Der Geruch von Marks Blut schien seine Zurückhaltung auf eine harte Probe zu stellen.
»Ich habe mich dagegen gewehrt, das musst du mir glauben«, fuhr Mark fort. »Aber meine Kraft hat einfach nicht ausgereicht.«
»Die Verbindung zwischen Schöpfer und Vampir funktioniert in beide Richtungen«, sagte Jack. »Auch der Neuerschaffene kann die Gedanken seines Meisters lesen. Was hast du gesehen?«
Mark musste schlucken. »Schreckliche Dinge. Keren ist krank, ihre Grausamkeit kennt keine Grenzen. Ich…« Er schüttelte den Kopf, seine Stimme versagte.
»Keren war auch meine Schöpferin«, sagte Jack leise. »Ich weiß, wozu sie fähig ist.«
»Aber damit ist nicht geklärt, wie er sich in einen Menschen zurückverwandeln konnte«, sagte Derek, der Mark noch immer nicht zu trauen schien.
»Ich glaube, es hat mit Lydias Blut zu tun«, sagte Jack.
Derek machte ein Gesicht, als hätte Jack sich über ihn lustig gemacht. »Entschuldige, aber von einer solchen Verwandlung habe ich noch nie gehört.«
»Wir können es ja ausprobieren«, sagte Jack. »Lydia ist bestimmt bereit, uns von ihrem Blut kosten zu lassen. Wahrscheinlich genügen ein paar Tropfen.«
Derek schüttelte energisch den Kopf. »Auf gar keinen Fall.«
»Warum?«, fragte ich.
»Mir gefällt mein Leben als Vampir«, gab er offen zu. »Was passiert, wenn ich dein Blut trinke und ich mich tatsächlich in einen Menschen verwandele?«
»Ja. Was passiert dann, Derek?«, wollte ich wissen.
»Wir werden sterblich«, antwortete Jack für ihn. »Sterblich und unbedeutend.«
»Würdest du mein Blut trinken wollen?«, fragte ich Jack herausfordernd. »Und so werden wie Mark und ich?«
Er zögerte, dann nickte er.
»Hier und auf der Stelle?«
»Du bist verrückt«, rief Derek.
»Gib mir das Messer, mit dem du Keren Demahigan getötet hast«, forderte ich Jack auf. Er schob sein Jackett beiseite und holte das Messer aus dem Futteral. Mit dem Griff voran reichte er es mir. Ich machte einen kleinen Schnitt in meine Handfläche.
»Hier«, sagte ich und hielt ihm meine geöffnete Hand hin. Jack zögerte eine Sekunde, wollte sie dann doch ergreifen, aber Mark packte mich am Gelenk.
»Derek hat Recht. Ich weiß, was ein Vampir fühlt und wie er die Welt sieht.« Mark zeigte auf die Gemälde an den Wänden. »Ich würde dieses Leben nicht aufgeben wollen. Es ist großartig, frei zu sein.«
Jack betrachtete lange und eingehend sein Messer. Schließlich steckte er es zurück.
Ich befühlte meine Handfläche. Der Schnitt war nicht tief, doch er blutete noch immer. Jack griff in den Verbandskasten und schnitt von einer Pflasterrolle ein Stück ab. Er reichte es mir und ich verarztete mich.
»Wo ist Keren Demahigan?«, fragte Derek.
»Bei meinem Vater«, sagte Mark. »Er hält sich in einer Hütte am Alder Creek versteckt.«
»Hast du noch Kontakt zu ihr?«, fragte Derek.
Mark schüttelte den Kopf. »Als ich mich zurückverwandelt habe, ist die Verbindung sofort abgebrochen.«
»Wir müssen schnell handeln«, sagte Jack. »Keren wird denken, dass Mark von mir und Derek getötet wurde. Diesen Vorteil sollten wir nutzen.«
»Ich werde bei Tagesanbruch nach Alder Creek fahren«, sagte Mark.
»Und ich werde dich begleiten«, sagte ich und legte den Arm um seine Schultern.
Jack nahm sein Messer vom Gürtel und reichte es Mark. »Hier, das wirst du brauchen.«
Mark betrachtete die Waffe einen Moment skeptisch, steckte sie dann aber doch ein. »Danke«, sagte er.
Er weiß es, fuhr es mir plötzlich durch den Kopf. Mark weiß, dass Jack in mich verliebt is t – und dass dieses Gefühl von mir erwidert wird.
»Wir müssen ruhen«, sagte Derek mit einem Blick auf die Uhr. »In einer Viertelstunde geht die Sonne auf.« Er stand auf und reichte Mark die Hand. »Ich hätte nie gedacht, dass ich so was mal zu einem Menschen
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