Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
Ich befürchtete, er würde ziemlich schnell dahinter kommen.
„Ich hasse es, recht zu haben.“ Seufzend schloss ich die Tür meines
Hotelzimmers. Christian stand vor dem Kleiderschrank und stöberte in meinen
Sachen.
„Esme hatte auch recht. Deine Unterwäsche ist in der Tat entsetzlich.
Warum trägst du nichts aus Seide und Satin wie andere Frauen?“
Ich legte die Troddel mit Esme auf den kleinen Schreibtisch in der
Ecke und zog meine Jacke aus. „Hör mal, wir haben beide ein paar Dinge gesagt,
die besser ungesagt geblieben wären. Ich für meinen Teil entschuldige mich
dafür, dass ich gesagt habe, du sollst dir dein Bestehen...“ Ich winkte ab. „Du
weißt schon. Das war zugegebenermaßen sehr unhöflich von mir, und es tut mir
leid, aber ich kann herrische, arrogante Männer nun mal nicht ausstehen.“
Christian kam zu mir und fasste mich am Kinn. Ich bezwang den inneren
Drang, mich zu wehren, blieb regungslos stehen und ließ ihn mein Gesicht
studieren.
„Du hast mir nicht gesagt, dass du in der Vergangenheit schlecht
behandelt wurdest. Wer war derjenige, der dich so gedemütigt hat?“
Ich überlegte, ob ich ihn anlügen sollte, aber es war zwecklos, ihm
etwas vorzumachen. Seine allwissenden Augen (die nun in einem herrlichen
rötlich-goldenen Mahagoniton leuchteten) würden es sofort erkennen.
„Mein Mann.“
Seine Miene versteinerte.
„Mein Ex-Mann“, präzisierte ich. „Besser gesagt, mein verstorbener
Beinahe-Ex-Mann. Ich hatte ihn verlassen und bereits die Scheidung eingereicht,
als er starb - und nein, ich habe ihn nicht umgebracht, obwohl ich es am
liebsten getan hätte. Er wurde von der Polizei erschossen, als er versuchte,
mein Haus in Brand zu stecken. Nachts, als ich schlief.“
Christians Augen wurden immer dunkler, was beinahe so aussah, als
weiteten sich seine Pupillen bis zum Äußersten. „Dieser Mann, hat er dich
misshandelt?“
„Er hat mich misshandelt, unterdrückt, gequält, und er hat meinen
Bruder getötet - all das und noch viel mehr.“
Er sah mich durchdringend mit onyxschwarzen Augen an. „Du hast gesagt,
dein Bruder sei bei dem Unfall ums Leben gekommen, bei dem du dir das Bein
verletzt hast.“
„Du tust mir weh!“
Augenblicklich lockerte sich sein Griff um mein Kinn, und ich
verspürte Wärme und ein erotisches Kribbeln auf der Haut, als er meinen Hals
küsste, um den Schmerz zu vertreiben.
„Mein Bruder...“ Ich hielt inne, als Christian eine besonders
empfindliche Stelle unter meinem Ohr erreichte. „Mein Bruder ist bei
einem Autounfall ums Leben gekommen. Timothy...“ Eine weitere Unterbrechung,
als er zärtlich an meinem Ohrläppchen knabberte und ich vor Wonne erschauderte.
Um ihm nicht mit Haut und Haar zu verfallen, dachte ich an jene furchtbare
Nacht zurück und ließ die Ereignisse noch einmal Revue passieren. Das ganze
Leid sprudelte nur so aus mir heraus, und meine Stimme war heiser vor Schmerz.
„Timothy saß am Steuer. Er war betrunken - er war immer betrunken -
und hielt es für eine tolle Idee, einfach durch den Wald nach Hause zu fahren,
der an unser Grundstück grenzte. Leslie starb, als Timothy den Wagen gegen
einen Baum setzte.“ Christian hatte mit seinen Liebkosungen aufgehört und sah
mich mit dunklen, verhangenen Augen an. Ich verspürte einen Anflug von Reue,
weil meine Rechnung aufgegangen war, doch den schob ich rasch beiseite. „Mein
Bein wurde bei dem Unfall verletzt; es war viermal gebrochen, wie sich später
herausstellte. Aber weil wir keine Krankenversicherung hatten und Timothy
betrunken und ohne Führerschein gefahren war, schleppte er mich ins Haus und
ließ Leslies Leiche im Wagen liegen. Später, als er so weit ausgenüchtert war,
dass ihm klar wurde, was er getan hatte, hat er meinen Bruder dann begraben.“
„Du hast ihn nicht angezeigt?“, fragte Christian, und aus seinem
Gesicht sprach etwas, das in mir den Wunsch weckte, mich in seine Arme zu
stürzen und mich von ihm vor der Welt beschützen zu lassen. Auch dieses Gefühl
verdrängte ich. Schließlich hatte ich nicht gelernt, auf eigenen Beinen zu
stehen, um meine Unabhängigkeit gleich wieder wegen des erstbesten Mannes
aufzugeben, der mir ein bisschen Mitleid entgegenbrachte.
„Das konnte ich nicht. Timothy hatte mein Bein geschient und mich eine
ganze Weile mit Medikamenten außer Gefecht gesetzt, überwiegend mit
Schmerzmitteln. Als ich begann, die Pillen zu verstecken, die er mir gab, und
mir klar wurde, dass er mich belogen hatte, als er
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