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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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den schaumgehärteten Locken, wellenkammartigem Pony, schwarzem Eyeliner und rosa Lipgloss. Auf den Schmolllippen die Spur eines Lächelns.
    DIONDRA SUE WERTZNER
GEBOREN : 28 . OKTOBER 1967
VERMISST SEIT : 21 . JANUAR 1985
    Ben wartete wieder bereits auf mich, diesmal mit vor der Brust verschränkten Armen, zurückgelehnt, kampflustig. Er hatte mich eine Woche lang mit Schweigen bestraft, ehe er meiner Bitte, ihn besuchen zu dürfen, stattgegeben hatte. Als ich mich setzte, schüttelte er den Kopf.
    Das brachte mich etwas aus dem Konzept.
    »Weißt du, Libby, ich hab nachgedacht, seit wir uns das letzte Mal unterhalten haben«, sagte er schließlich. »Und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich das nicht brauche. Diesen Schmerz. Ich meine, ich bin schon hier drin, ich muss mir das wirklich nicht antun, dass meine kleine Schwester hier auftaucht und mal an mich glaubt und dann doch wieder nicht. Ich brauch keine sonderbaren Fragen, die nach vierundzwanzig Jahren die ganze Geschichte wieder aufrühren. Den Stress muss ich mir nicht antun. Wenn du also nur deshalb hierherkommst, um ›der Sache auf den Grund zu gehen‹«, er machte zornige Anführungszeichen in die Luft, »dann versuch es lieber anderswo. Weil ich das einfach nicht brauche.«
    »Ich hab Runner gefunden.«
    Er stand nicht auf, sondern blieb ganz ruhig sitzen. Dann seufzte er, ein Seufzer, der sich anhörte wie »na gut, was soll ich machen«.
    »Wow, Libby, du hast echt deinen Beruf verfehlt, du hättest Detektivin werden sollen. Was hatte Runner denn zu sagen? Ist er immer noch in Oklahoma?«
    Ich verspürte den unpassenden Drang zu lächeln. »Er haust auf einer Superfund-Müllhalde am Rand von Lidgerwood. Das Männerheim hat ihn rausgeschmissen.«
    Ben grinste. »Er wohnt auf einer Giftmüllhalde. Ha.«
    »Er sagt, dass Diondra Wertzner deine Freundin gewesen sei und dass du sie geschwängert hättest. Dass sie schwanger gewesen sei und dass ihr beide in der Mordnacht zusammen wart.«
    Ben legte eine Hand mit gespreizten Fingern übers Gesicht. Ich konnte seine Augen sehen. Dann sagte er etwas, ohne die Hand wegzunehmen, und ich verstand ihn nicht. Zweimal versuchte er es noch, und ich fragte jedes Mal: »Wie bitte?«, und beim dritten Versuch hob er endlich den Kopf, kaute auf der Innenseite seiner Wange und beugte sich wieder vor.
    »Ich hab gesagt, warum interessierst du dich eigentlich so penetrant für Diondra? Das ist doch echt eine fixe Idee von dir, und weißt du was, du wirst alles damit versauen. Du hattest die Chance, mir zu glauben, das Richtige zu tun und deinem Bruder endlich mal zu vertrauen. Deinem Bruder, den du
kennst
. Sag jetzt nicht, du kennst mich nicht, weil das nämlich eine Lüge ist. Ich meine, kapierst du denn nicht, Libby? Das ist unsere letzte Chance. Egal, ob alle Welt glaubt, ich wäre schuldig, oder ob alle Welt glaubt, ich wäre unschuldig – wir wissen beide, dass das nichts ändern würde. Keine DNA holt mich hier raus – es gibt ja nicht mal mehr unser
Haus
! Also. Ich komme nicht hier raus. Es gibt nur eine einzige Person, bei der es mir wichtig ist, dass sie sagt, sie weiß, dass ich meine
Familie
nicht
ermordet
habe – und das bist du.«
    »Aber du kannst mir wirklich nicht vorwerfen, dass ich mich frage, ob …«
    »Natürlich kann ich. Natürlich kann ich das. Ich kann dir nämlich einen Vorwurf daraus machen, dass du nicht an mich glaubst. Inzwischen kann ich dir verzeihen, dass du gelogen hast, dass du durcheinander warst und dir alles Mögliche hast einreden lassen – du warst ja noch ein Kind. Das kann ich dir verzeihen. Aber verdammt nochmal, Libby, was ist
jetzt
? Wie alt bist du – paarunddreißig? Und du glaubst immer noch, dass dein eigenes Fleisch und Blut so etwas tun könnte?«
    »Oh, ich zweifle keine Sekunde daran, dass mein eigenes Fleisch und Blut so etwas tun könnte«, sagte ich, während die Wut in mir aufwallte und gegen meine Rippen brandete. »Ich bin nämlich davon überzeugt, dass unser Fleisch und Blut böse ist. Ich kann es in mir fühlen. Ich habe schon Leute windelweich geprügelt, Ben. Ich. Türen und Fenster eingeschlagen und … Dinge umgebracht. Wenn ich mal auf meine Hände schaue, sind sie fast immer zu Fäusten geballt.«
    »Du glaubst also, wir Days sind schlechte Menschen?«
    »Ja.«
    »Obwohl wir auch Moms Blut in uns haben?«
    »Ja, trotzdem.«
    »Tja, dann tust du mir ehrlich leid, kleine Schwester.«
    »Wo ist Diondra?«
    »Hör auf damit, Libby.«
    »Was

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