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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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gefallen, denke ich. Sie ist viel seriöser. Schau mal, es sind schon einige da.« Er deutete auf einen sehr ordentlichen Stand in der Ecke, wo eine dicke, kraushaarige Frau Kaffee aus einem großen Pappbecher trank, während zwei Männer mittleren Alters aufmerksam, die Hände in den Hüften, über die im Saal versammelte Menge blickten und die Frau geflissentlich ignorierten. Hinter ihnen saß ein älterer Mann mit schütterem Haar zusammengesunken an einem kleinen Tisch und kritzelte auf einen Notizblock. Ein Knabe im College-Alter schaute ihm über die Schulter. Noch weiter hinten drängelten sich einige unauffällige Männer, blätterten in Aktenordnern oder lungerten einfach nur herum.
    »Siehst du, es gibt noch mehr Frauen«, bemerkte Lyle triumphierend und deutete auf das kraushaarige weibliche Gebirge. »Möchtest du lieber jetzt schon hingehen oder hättest du lieber später einen großen Auftritt?«
    »Gleich ist gut.«
    »Die Gruppe ist echt stark, alles ernsthafte Fans. Du wirst sie mögen. Ich wette, von ihnen kannst du sogar noch was lernen.«
    Ich gab ein zweifelndes »Hmm« von mir und folgte Lyle an den Stand. Die Frau blickte als Erste auf, musterte mich skeptisch und riss die Augen dann weit auf. In der Hand hielt sie einen selbstgebastelten Ordner mit einem Bild von mir aus der Junior Highschool, auf dem ich eine Kette mit einem Goldherzchen trage, irgendeine milde Gabe aus der großen Spendenzeit. Einen Moment sah es so aus, als wollte sie mir den Ordner überreichen – sie hielt ihn wie ein Theaterprogramm. Aber ich griff nicht danach. Ich hatte entdeckt, dass sie mir Teufelshörner an den Kopf gemalt hatte.
    Lyle legte mir den Arm um die Schultern, nahm ihn aber gleich wieder weg. »Hi allerseits. Unser Ehrengast ist schon da, der Star der diesjährigen Kill Convention: Libby Day.«
    Einige Augenbrauen hoben sich, einige Köpfe nickten anerkennend, und einer der Typen, der aussah wie ein Cop, sagte
Heilige Scheiße.
Dann machte er Anstalten, Lyle abzuklatschen, überlegte es sich im letzten Moment aber anders, und sein Arm erstarrte in einem unbeabsichtigten Nazi-Gruß. Der ältere Mann riss die Augen von mir los und kritzelte weiter. Einen Moment hatte ich Angst, ich müsste eine Rede halten, murmelte schnell ein säuerliches Hallo und setzte mich an den Tisch.
    Die üblichen Begrüßungen und Fragen folgten. Ja, ich wohnte in Kansas City, nein, ich hatte zurzeit keinen Job, nein, ich hatte keinen Kontakt zu Ben. Ja, er schrieb mir ein paarmal im Jahr, aber ich warf die Briefe ungeöffnet in den Papierkorb. Nein, ich war nicht neugierig, was darin stand. Ja, ich war bereit, den nächsten Brief zu verkaufen, den ich von ihm bekam.
    »Nun«, unterbrach Lyle schließlich wichtigtuerisch. »Vor euch steht eine Schlüsselfigur im Fall Day, eine sogenannte Augenzeugin. Also lasst uns doch jetzt mit den echten Fragen weitermachen.«
    »Ich habe eine echte Frage«, sagte einer der Cop-Typen mit einem verqueren Grinsen und drehte sich in seinem Stuhl um. »Wenn Sie nichts dagegen haben, dass ich gleich zur Sache komme.«
    Dann wartete er tatsächlich, bis ich ihm ausdrücklich versichert hatte, dass ich einverstanden war.
    »Warum haben Sie ausgesagt, dass Ben Ihre Familie umgebracht hat?«
    »Weil es so war«, antwortete ich. »Ich war dabei.«
    »Aber Sie hatten sich versteckt, Schätzchen. Sie können die Morde unmöglich mit eigenen Augen gesehen haben, sonst wären Sie jetzt auch tot.«
    »Ich hab gesehen, was ich gesehen habe«, entgegnete ich, wie ich das immer tat.
    »Quatsch. Sie haben gesehen, was man Ihnen eingetrichtert hat, weil Sie ein braves, verängstigtes kleines Mädchen waren, das helfen wollte. Die Anklage hat Sie schlicht und einfach über den Tisch gezogen und benutzt, um den bequemsten Sündenbock festzunageln. Die faulste Polizeiarbeit, die mir je untergekommen ist.«
    »Ich war im Haus …«
    »Und wie erklären Sie sich die Schüsse, die Ihre Mom getötet haben?« Der Typ gab keine Ruhe. »Ben hatte nämlich keinerlei Schmauchspuren an den Händen …«
    »Jungs, Jungs«, unterbrach ihn der ältere Mann und wedelte mit seinen dicken, runzligen Patschhänden. »Und Mädels natürlich auch«, fügte er mit einem Nicken zu mir und der Kraushaar-Frau hinzu. »Wir haben ja noch nicht mal die Fakten des Falls vorgestellt. Wir müssen alles protokollieren, sonst könnte das hier genauso gut ein Chat im Internet sein. Wenn wir so einen hohen Gast haben wie heute, sollten wir ganz

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