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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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höfliche Abschiedsgrüße und warfen einander beinahe um mit ihren Verbeugungen. Ich hielt mich nicht damit auf, die Förmlichkeiten zu erwidern. Stattdessen trat ich hinaus in die strahlende Nachmittagssonne und joggte fast zu der Stelle, wo ich vorhin die Arbeiter gesehen hatte. Zunächst war von Dorian nichts zu bemerken. Männer und auch einige Frauen schaufelten fleißig Erde, und der Schweiß troff ihnen die Gesichter hinab.
    Dann hörte ich plötzlich ein leises Rumpeln, und der Boden erbebte. Riesige Steinbrocken erhoben sich aus dem Erdreich; an einigen Stellen glitzerten sie im Sonnenlicht. Sie stiegen als Schwarm auf und trieben langsam zum Rand des Geländes, sanken sanft auf einen Haufen ähnlichen Gesteins hinab. Ich wandte mich um und sah zur anderen Seite des Tagebaus, und dort stand Dorian und dirigierte mit seinen Händen das Erz. Er trug heute schlichte Kleidung, aber seine Haare gleißten in der Sonne wie flüssiges Feuer.
    Mit hochkonzentrierter Miene behielt er die Felsen im Auge, aber sobald sie sich abgesenkt hatten, fing er an zu lächeln und kam herüber. »Verehrte Dornenkönigin, welche Freude.«
    Ich ließ ihn meine Hand küssen, weil sich das so gehörte – keine Ahnung, warum die Feinen dermaßen darauf standen –, und zog ihn dann außer Hörweite der anderen. »Was zum Teufel machst du denn hier?«
    »Nun, mir mein Kupfer holen natürlich.«
    »Das meine ich nicht!« Er zuckte mit den Schultern und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seinem unbekümmerten Gesichtsausdruck zum Trotz war er sichtlich erschöpft. Ich nahm ihn beim Arm und lenkte ihn zum Dorf zurück. »Komm und hol dir etwas zu trinken, bevor du noch austrocknest. Und dann erklär mir das!«
    »Mir war zu Ohren gekommen, dass es Probleme mit eurem Kupfer gibt, und da hab ich beschlossen, euch zu helfen, weil ich ja auch etwas davon habe. Ich brauche ein neues Schwert, weißt du … und das ist jetzt nicht bildlich gesprochen. Dem bildlich gesprochenen geht es bestens. Außerdem glaubst du doch nicht im Ernst, dass ich dich den ganzen Ruhm dafür einstreichen lasse, dass du die fürsorglichste Herrscherin bist. Wir anderen sehen ja ganz schlecht aus neben dir.«
    »Dorian«, ächzte ich. Was hätte ich auch sonst sagen sollen.
    Wenn die Leute bei meiner Ankunft schon alle zusammengeströmt waren, so sorgte unser gemeinsames Auftauchen jetzt für einen richtigen Auflauf. Wie bei irgendeinem Celebrity-Pärchen aus den Klatschspalten. Wir kehrten zum Rathaus zurück, wo ich meine königliche Autorität dazu nutzte, Erfrischungen sowie einen Raum gestellt zu bekommen, wo wir allein sein konnten. Es war schon ein bisschen gruselig, wie schnell meine Anweisungen befolgt wurden.
    Wir waren kaum allein, da streckte Dorian sich in einem Lehnstuhl aus, und nun sah ich erst recht, wie kaputt er war. »Wie lange schuftest du da draußen schon?« Ich goss ihm Wasser aus einem Krug ein.
    »Eigentlich den ganzen Tag. Und ich nehme Wein, meine Liebe.« Er nickte zu einer Dekantierkaraffe hinüber.
    »Der entzieht dir nur noch mehr Flüssigkeit«, kritisierte ich ihn und gab ihm den Becher mit Wasser. Er funkelte mich an, trank aber gierig. Ich sah ihm zu und konnte es immer noch nicht fassen. »Aber wozu das Ganze? So dringend brauchst du doch kein Kupfer.«
    »Mag sein. Du aber.« Er leerte den Becher, und ich schenkte ihm nach. »Danke. Von einer Königin bedient zu werden … wahrlich der Wunschtraum eines jeden Mannes.«
    Ich zog mir einen Stuhl heran. »Du musstest das nicht machen«, protestierte ich. »Du hast dich praktisch zu Tode geschuftet.«
    »Wohl kaum. Ein bisschen mehr Stehvermögen solltest du mir schon zutrauen.«
    »Ich kapier’s immer noch nicht.«
    Er leerte auch diesen Becher und bedachte mich dann mit einem Blick, der verzweifelt und amüsiert zugleich war. »Eugenie, warum tust du dich so schwer damit zu glauben, dass ich etwas um deinetwillen tue?«
    Er sagte es ganz ernst, und mir wurde klar, dass wir dieses Gespräch schon öfter hatten. Anscheinend war ausgerechnet er in der letzten Zeit der Einzige, auf den ich mich verlassen konnte. »Keine Ahnung, warum. So leid es mir tut. Ich hatte einfach selten mit Leuten zu tun, die keine Gegenleistung erwartet haben. Damit, dass du hier Bergbau betreibst, kriegst du mich auch nicht ins Bett.«
    »Nun ja«, sagte er munter, »das weiß man nicht so genau, aber selbst wenn nicht? Es spielt keine Rolle. Du kannst das Kupfer gebrauchen. Ich mache dir eine Freude

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