Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Angst, was passieren würde, wenn ich ihm wieder so nahe war. »Das ist nicht passiert. Das waren bloß Zorn und Verwirrung und ein schwacher Moment, mehr nicht. Ich weiß es zu schätzen, was du hier in Sachen Kupfer unternommen hast, wirklich. Und für den Rat wegen der Mädchen. Aber das war’s auch schon.«
Ich wandte mich ab, weil ich nicht in diese grünen Augen sehen und mir auch das süffisante Grinsen ersparen wollte. Ich wollte nicht zugeben, dass es für eine Frau, die zwischen zwei Welten zerrissen war, einfach nur passte, zwei Männer zu lieben. Ich musste hier weg und zurück nach Hause – auch wenn ich nicht wusste, welches Zuhause ich damit meinte. Dorian versuchte nicht, mich aufzuhalten, aber er rief mir etwas nach, als ich hinauseilte und es draußen zu regnen anfing.
»Vergiss nicht, was ich gesagt habe, Eugenie! Krone oder nicht, du bist eine Königin, also schrecke nicht vor dem zurück, was du zu tun hast! Liebe und Skrupellosigkeit. Auf sie kommt es an!«
Kapitel 19
Ich kehrte im Schockzustand auf mein Schloss zurück – und im strömenden Regen. Dank meiner Beherrschung des Wassers konnte ich mir die Tropfen vom Leib halten, aber nach einer Weile hatte ich keine Lust mehr, mich damit geistig zu erschöpfen. Nach einem dermaßen heißen Tag war der Regen eine Wohltat, und außerdem war mein Geist mit genug anderen Dingen beschäftigt. Zum Beispiel mit der Frage, ob es jetzt wohl immer regnen würde, wenn ich erregt war. Das gefiel mir nämlich überhaupt nicht. Wahrscheinlich kam ich damit klar, solange es zu anderen Zeiten auch noch regnete. Ich wollte nicht, dass der Zusammenhang so offensichtlich war. Hey, es regnet! Die Königin hat es sich mal wieder besorgen lassen. Ooh … ist das Hagel? Heute muss sie ja was ganz schön Versautes getrieben haben –
Außerdem erwog ich die Frage, ob es streng genommen schon Fremdgehen war, wenn mir jemand die Hand unter den Rock schob und es mir mit dem Finger besorgte.
Okay, »streng genommen« war natürlich Quatsch. Da fiel ich auf Geschlechtsklischees rein. Wenn ich es ihm besorgt hätte – mit dem Mund zum Beispiel –, dann wäre ich glasklar fremdgegangen. Also war das hier auch nichts anderes. Scheiße. Wie war es überhaupt dazu gekommen? In dem einen Moment hatten wir uns noch gestritten … und im nächsten? Gefummelt hoch zwei. Es waren Gefühle und Magie im Spiel gewesen, und es war alles so schnell gegangen. Mich überlief ein Schaudern, als mir die ganzen Warnungen davor wieder einfielen, starke Magie zu benutzen. Lag es daran? Oder war ich einfach bloß charakterschwach? Und gleichzeitig kam ich nicht umhin zu denken, dass starke Magie einige meiner Probleme lösen konnte.
Außer natürlich das Problem, ob ich Kiyo nun erzählen sollte, was zwischen Dorian und mir vorgefallen war, oder nicht –
»Eure Majestät!«
Nia drehte fast durch, als sie sah, wie durchnässt ich war. Sie hatte hundert Rezepte für mich auf Lager, aber ich wollte bloß ein Handtuch sowie die Jeans und das T-Shirt, mit denen ich gekommen war. Darauf zu warten, dass mir die Dienerschaft heiße Bäder bereitete, dauerte mir hier zu lange; da war es viel einfacher, zurück nach Tucson zu wechseln und mir dort meine eigene Dusche oder Sauna zu gönnen. Und nachdem ich immer noch aufgewühlt wegen Dorian war, hatte ich es besonders eilig, dorthin zurückzukehren, wo ich mich am sichersten fühlte. Wobei – in der letzten Zeit traf das auf keinen Ort mehr zu.
Bevor ich ging, tauschte ich mich noch rasch mit Rurik und Shaya aus. Ich sagte Rurik, dass wir eine Verabredung zu einer Dämonenjagd hatten und dass uns Jasmine dabei begleiten würde. Er hatte gemischte Gefühle deswegen. Er wusste, dass ihre Macht nützlich war, aber insgeheim – na ja, so insgeheim nun auch wieder nicht – gehörte er dem Lager an, das der Meinung war, dass ich sie besser tötete. Allerdings beruhigte es ihn ungemein, dass Girard wie versprochen die spezialangefertigten Handschellen geliefert hatte. Sie gestatteten Jasmine größere Beweglichkeit, schränkten ihre magischen Kräfte jedoch noch weiter ein. Aus ihrer bestürzten Reaktion hatte Rurik geschlossen, dass die Handschellen ihre Funktion auch erfüllten.
Na, das war doch schon mal etwas. Und Shayas Gesichtsausdruck nach zu schließen war Dorians Hilfe mit der Erzgewinnung auch etwas Gutes – selbst wenn er damit doch noch etwas im Schilde führen sollte.
»Das war sehr freundlich von Mylord«, sagte sie. Shaya
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