Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
eine Unterbringung erstreckte. Das Gemach war natürlich nicht so schön wie Dorians, aber die Matratze war dick und weich, und der grüne Betthimmel aus Samt passte farblich zu der üppigen Brokatdecke. So dreckig, wie es mir gegangen war, hätte ich mich ehrlich gesagt auch in irgendeiner Ecke zusammengerollt. Ich war jetzt seit ungefähr einer Stunde wieder wach und mit Dorian in dem großen Raum allein.
„Was für eine faszinierende, bizarre Wendung“, überlegte er und strich sich über das Kinn. „Wenn du schon dachtest, dass die Eisenkrone den Leuten Angst macht, dann warte mal ab, bis sich diese Neuigkeit herumspricht. Was natürlich längst der Fall ist.“
Ich legte einen Handrücken auf meine Stirn. „Ist es nicht schon schlimm genug, dass ich mit einem Kind schwanger bin, dem prophezeit worden ist, dass es einmal die Welt erobern wird? Warum auch noch diese ganzen politischen Folgen?“
„Nun, weil du mit einem Kind schwanger bist, dem prophezeit worden ist, dass es einmal die Welt erobern wird. So etwas lässt tendenziell niemanden kalt.“
„Ich dachte, die meisten wollen die Menschenwelt gern erobern.“
„Die meisten schon. Aber nicht alle. Vor allem diejenigen nicht, die möglicherweise fürchten, dass du zuerst einmal diese Welt hier erobern wirst– einen Anfang hast du ja schon gemacht.“
Ich rollte mich auf die Seite, um ihn besser sehen zu können. Seit dem Spektakel vorhin hatte Dorian sämtliche persönlichen Gefühle, die er wegen meiner Schwangerschaft hegte, hinter der Maske des listenreichen Herrschers verborgen. „Du aber nicht“, sagte ich. „Du bist immer dafür gewesen– dass sich die Prophezeiung erfüllt.“
„Daraus habe ich nie einen Hehl gemacht. Von dem Moment an, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind.“
Das immerhin stimmte. Er hatte diesen Wunsch während unserer Beziehung beiseitegeschoben, aber dass er ihn hegte, hatte ich immer gewusst. „Dafür hattest du andere Geheimnisse vor mir“, platzte ich heraus.
Er antwortete nicht sofort, sondern musterte mich nachdenklich aus diesen grün-goldenen Augen. „Ja. Ja, hatte ich. Geheimnisse, die ich nun bereue.“
Das verschlug mir für einige Sekunden die Sprache. Mit einer Entschuldigung hatte ich nicht gerechnet. Etwas löste sich in mir, wurde weicher. „Im Ernst?“
„Hätte ich dich nicht über die Eisenkrone getäuscht, wären wir immer noch zusammen.“
Ich konnte ihn nur anstarren. Die Liebe, die ich immer noch für ihn empfand, meldete sich zögernd zurück. Es war kaum zu fassen, dass er mir hier gerade seine Gefühle offenbarte und eingestand, dass das, was wir miteinander gehabt hatten, wichtiger gewesen war als seine Intrigen. Es gab mir ein neues Verständnis seiner Person, eines, das mich erstaunte… und freute.
„Und wenn wir zusammengeblieben wären“, fuhr er fort, „dann wäreich jetzt der glückliche Nutznießer dieses medizinischen Patzers.“
So viel zum Thema neues Verständnis.
Ich ächzte und wandte mich ab. „Na klar. Daher rührt deine Reue natürlich. Dass du nicht an der Spitze dieser Umwälzung stehen wirst.“
Ich hörte, wie er aufstand und sich zu mir aufs Bett setzte. Einige Sekunden später war er sogar so frech, sich zu mir zu legen. Ich ruckelte von ihm weg.
„Es ist mehr als eine Umwälzung“, sagte er. „ Und ich hab dir gleich bei unserer ersten Begegnung gesagt, dass ich gern ein Kind mit dir hätte. Ungeachtet jeder Prophezeiung.“
„Ich bin nicht gerade überzeugt, dass dieses ‚mit mir‘ dabei so eine Rolle spielte.“
Dorian berührte meine Wange und drehte mein Gesicht zu sich herum. „Glaubst du das im Ernst? Glaubst du wirklich, ich hätte so wenig für dich empfunden, dass es mir nicht alles bedeutet hätte, wenn du die Mutter meines Kindes gewesen wärest?“
„Die Mutter des Welteroberers“, wollte ich schon berichtigen, aber das wäre armselig gewesen. „Ich weiß nicht, was ich glauben soll“, sagte ich aufrichtig. „Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt die Kraft oder Motivation habe, unsere Beziehung zu analysieren, solange ich damit beschäftigt bin.“ Ich legte eine Hand auf meinen Bauch. Dorians Blick folgte der Bewegung entzückt.
„Von deiner törichten Wahl in Sachen Vaterschaft einmal abgesehen, ist das hier…“ Er streckte die Hand nach meinem Bauch aus, zog sie wieder zurück. „Es ist ein Wunder. Es ist eine Prophezeiung, die sich erfüllt. Es ist das Leben. Und im Ernst, Kiyo spielt nicht länger eine
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