Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
Wache angeschlossen – um sich zu bewähren.«
»Hat ja die reinsten Kinoqualitäten«, murmelte ich. »Kannst du mit ihm reden? Und ihn an alles erinnern, was er hat?«
Sie tat es, und Jasmine nahm sich Pagiel vor. Ich beschloss, meinem Muster treu zu bleiben, und fing wieder bei Rurik an. Hoffentlich sorgte die Mistelbeere dafür, dass Shaya und Davin ihn nun mehr beeindruckten. Wir wanderten reihum von Mann zu Mann und bauten darauf, dass uns etwas einfiel, das sie aus dem Zauber herausholte. Nur zu Kiyo wollten die beiden nicht sprechen. Das blieb komplett an mir hängen.
Der Himmel färbte sich bereits rot, als wir endlich eine Imbisspause einlegten. Wir waren alle drei geistig und körperlich erschöpft. Wir hatten hier im Limettenland einen ganzen Tag verloren, aber das war noch nichts gegen die Tatsache, dass unsere Mühen bis jetzt völlig vergeblich gewesen waren. Die Männer saßen unverändert nur herum. Wir hatten keine Zeit gehabt, auf Nahrungssuche zu gehen; darum bestand auch das Abendessen wieder einfach aus Früchten.
»Ich rufe nachher mal Volusian und schaue, was wir sonst noch tun sollten«, sagte ich und biss in eine Papaya. »Vielleicht müssen wir die Beeren immer wieder durch neue ersetzen oder so.« Das klang selbst für meine Ohren lahm, aber ich hatte keine Ahnung, was wir noch tun konnten.
»Ich hoffe, diese Dryaden kommen noch mal zurück«, knurrte Jasmine. »Dann lasse ich sie erst das hier in Ordnung bringen, und danach reiße ich ihnen die Haare aus und zerschlage ihnen die süßen Unschuldsfratzen.« Jasmine war sogar so weit gegangen, auf dem Ritt zum Eibenland und zurück einige ihrer Zöpfe wieder aufzulösen. Die waren aber fest geflochten gewesen, und durch Jasmines blindes Herumfummeln sahen ihre Haare jetzt reichlich zerzaust aus. Aber ich wusste die Entschlossenheit zu schätzen. Keeli und ich waren zu beschäftigt gewesen, um an unsere Haare zu denken.
»Ich glaube nicht, dass die sich hier noch mal blicken lassen«, sagte ich. »Sie haben ja geschafft, was sie wollten. Sich an Männern gerächt und zugleich Landesfremde unschädlich gemacht.«
Darauf nickten sie nur. Wir waren alle zu entmutigt, um viel zu reden, und aßen einfach nur schweigend, während es Abend wurde. Das Brausen des Waldes im Hintergrund war wie weißes Rauschen, das ich kaum noch bemerkte; darum war es auch ein totaler Schock, als aus den Schatten plötzlich jemand sagte: »Ihr werdet mich nicht durch diesen Schönling Davin ersetzen.«
Ich wäre fast an meinen Beeren erstickt. Ich schluckte rasch runter und wirbelte zu Rurik herum. Er saß immer noch da, aber nicht mehr auf diese eingefrorene, ausdruckslose Art. Er setzte sich anders hin, bewegte die Arme und blinzelte, um wieder klar sehen zu können.
»Rurik!« Ich lief zu ihm und kniete mich hin, Keeli und Jasmine gleich hinter mir. »Rurik, geht es dir gut?«
Er wollte etwas sagen, dann verzog er das Gesicht. Er wandte sich ab und spuckte aus. »Was war das in meinem Mund?«
»Ein notwendiges Übel«, sagte ich und grinste wie blöde. »Oh mein Gott. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dich zu sehen.«
»Das höre ich von Frauen ständig«, sagte er und zuckte zusammen, als er die Schultern bewegte. Sie waren sicher total verspannt.
»Erinnerst du dich an irgendwas?«, fragte Jasmine. »Von heute Morgen an?«
»Ich erinnere mich an … « Er runzelte die Stirn und guckte verwirrt. »Diese Frauen … die grünhaarigen Frauen. Ich weiß noch, dass sie zu uns gekommen sind, und dann … keine Ahnung. Es war, als wäre ich in einem Tunnel, und von weither sind Stimmen gekommen.« Er sah uns drei an. »Eure Stimmen.«
Ich war dermaßen erleichtert, dass ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte. »Das ist die beste Nachricht aller Zeiten. Jetzt, wo wir wissen, dass der Zauber gebrochen werden kann, können wir die anderen auch da rausholen.«
»Die anderen … « Rurik sah sich um und bemerkte seine Kameraden. Die Sonne war fast untergegangen, aber unser Lagerfeuer brannte hell genug, um die statuenhafte Starre der anderen hervorzuheben. Für jemanden, der den ganzen Tag katatonisch gewesen war, sprang Rurik verblüffend schnell auf. »Was zum – ? Mylord! Mylord, was ist mit Euch?«
Er eilte mit solcher Ergebenheit zu Dorian, dass mir fast die Tränen kamen. Genau wie wir anfangs schüttelte er Dorian, um ihn wach zu bekommen.
»Das funktioniert nicht«, sagte ich.
Rurik drehte sich zu mir um, und ich
Weitere Kostenlose Bücher