Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

auszeichnete, eine Kommode. Alles in schmeichelnden Brauntönen.
    Und in der Mitte des Zimmers ein mit brauner Farbe bepi nseltes Doppelbett.
    Obwohl Doug keine Lichtquelle ausmachen konnte, e rstrahlte alles in gleißender Helligkeit. Ihm kam es vor, als würden Wände und Decke selbst leuchten. Und noch etwas war merkwürdig. Obwohl sämtliche Möbelstücke aus Holz gemacht waren, schien ein metallisches Glitzern von ihnen auszugehen.
    »Los, Truckerboy, raus aus der Wäsche!«
    »Ladies first«, entgegnete Doug.
    Star stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein, nein. Wir spielen hier nach meinen Regeln.« Ihre Stimme klang zwar immer noch weich und spielerisch, doch vibrierte eine Schärfe in ihr, die keinen Widerspruch duldete.
    Anscheinend hatte Star Lust auf ein wirklich ausgefa llenes Abenteuer.
    Warum nicht? Doug hatte nichts gegen ein kleines Rolle nspiel einzuwenden. Er schlüpfte aus seinen Sachen und erwartete ihren nächsten Befehl.
    »Leg dich aufs Bett!«
    Als sein nackter Körper die Matratze berührte, zuckte er erschrocken zusammen. Sie war eiskalt. Wie Metall. Trotzdem streckte er sich auf ihr aus. Ihm würde bestimmt schon bald sehr viel heißer sein.
    »Jetzt bist du dran.«
    Star schälte sich aus dem Top und den Hotpants, bis sie nur noch in Unterwäsche vor Doug stand. Aufreizend langsam entledigte sie sich auch dieser letzten Stücke Stoffes.
    Doug bekam große Augen. Noch nie hatte er einen so vol lendeten Körper gesehen. Ihn perfekt zu nennen, wäre eine Untertreibung gewesen. Er war galaktisch. Nicht von dieser Welt.
    Plötzlich gewann das quellenlose Leuchten an Intensität, ein grüner Schleier trat aus der Decke, senkte sich auf den nackten Mann herab. Hüllte ihn ein. Doug wollte aufspri ngen, doch es gelang ihm nicht. Der eigenartige Nebel hinderte ihn daran, sich zu bewegen. Nichts weiter als ein substanzloses Gespenst, dennoch hielt er ihn wie mit Eisenbändern ans Bett gefesselt.
    Voller Entsetzen sah er Star an. In ihrer porzellanglatten Haut entstanden Risse, zuerst so fein wie Härchen, doch sie wurden breiter, länger. Ein System tiefer Schluchten durc hzog ihren Körper, bis sie erschreckende Ähnlichkeit mit einem 3D-Puzzle aus der Hölle hatte. Zwischen den einzelnen Teilen kam eine raue, graue Oberfläche zum Vorschein. Wie Schmirgelpapier.
    Ein Panikschrei explodierte in Dougs Kehlkopf, kroch se inen Rachen entlang, zitterte auf seinen Lippen. Und verhallte lautlos in dem grünen Nebel.
    Die Puzzleteile bröckelten, regneten wie Asche nach einem Vulkanausbruch zu Boden.
    Nicht einmal in einem Alptraum hatte Doug jemals Besuch von solch einem Wesen erhalten, in das sich Star gerade verwandelte.
    Der Nebel gewann an Konsistenz, verdichtete sich z unächst zu Wackelpudding und verfestigte sich letztendlich zu etwas, das so hart wie Stahl war, ohne es zu sein.
    Die Außerirdische (wenn es denn weiterhin legitim war das Wesen als Sie zu bezeichnen) verschwamm vor seinen Augen.
    Der Nebel nahm Doug die Sicht; und er war dankbar dafür. Er wollte seine Augen nicht mit dem quälen, was jetzt mit ihm geschah.
    Er roch, schmeckte, hörte und sah nur noch Grün.
    Grün, grün, grün.
     
    Am nächsten Morgen wachte Doug in der Schlafkoje se ines Trucks auf. Benommen rubbelte er sich die letzten Reste Müdigkeit aus den Augenwinkeln.
    Was für ein abgefahrener Traum.
    Er kletterte nach Vorne in die Fahrerkabine und wollte eben den Motor anlassen, um den letzten Teil der Strecke hinter sich zu bringen, als er, zwischen Scheibenwischer und Windschutzscheibe eingeklemmt, ein rechteckiges Stück Papier entdeckte.
    Er kurbelte das Seitenfenster hinunter, langte mit dem Arm hindurch und griff danach. Das Stück Papier stellte sich als Postkarte heraus. Das Motiv zeigte eine Spiralgal axie.
    Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch drehte er die Karte auf die Rückseite und las, was dort geschrieben stand:
     
     
    From space with love,
     
    yours forever
     
    Star
     
    Ende

Short Terror Vol. II
     
    von Martin Semesch und Christoph Wittmann

Copyright © by Martin Semesch und Christoph Wittmann

 
    Die Geschichten
     
    Dieses Buch beinhaltet einen Teil der Kurzgeschichten, die sich im Laufe der Zeit bei uns angesammelt haben. Manche entstanden unter Vorgaben von literarischen Wettbewerben, andere sind uns spontan eing efallen, und wir fanden es Wert, sie niederzuschreiben. Da wir nicht wollen, dass sie auf unseren Computern verstauben, haben wir sie also