Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
aber Barry und seine Kumpels um einiges stärker und skrupellos, zu allem fähig. Sam und seine Freunde durften keine Gnade erwarten.
Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Beide Fronten warteten auf den Erstschlag, der nicht lange auf sich warten lassen würde. Dann geschah es.
Alles lief wie in Zeitlupe ab, obwohl es nur Sekunden dauerte.
Nick Zubarsky setzte seinen wuchtigen Sumoringer-Körper als erster in Bewegung, stapfte geradewegs auf Sam zu. Sein mächtiges Kinn schlackerte von einer Seite zur anderen. Sam hatte nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit zu überlegen, wie sein Konter aussehen könnte. Doch er kam weder zum Ausweichen noch konnte er zum Gegenschlag ausholen - wie sich herausstellte, war es auch gar nicht nötig - da klatschte Nick Zubarsky bäuchlings auf den Betonboden des Schulhofs und landete genau zu seinen Füßen. Beinahe hätte Sam erwartet, ihn in einem mächtigen Fettflecken zerplatzen zu sehen.
Erst jetzt erkannte Sam die Ursache für den Fall des Kolosses. Jake war schneller als alle anderen gewesen, war geschickt nach vor geschnellt und hatte Nick das Bein gestellt. Eine ebenso banale wie wirkungsvolle Attacke.
Vielleicht, dachte Sam, gewinnt ja doch David auch dieses Mal gegen Goliath.
Ein entsetztes Raunen ging durch die Menge. Jubelstürme waren noch nicht angebracht, dafür stand der Kampf noch zu sehr am Beginn. Man musste erst den Fortgang abwarten.
Während Nick Zubarsky fassungslos auf die Blutstropfen im Staub vor sich starrte - seine Nase hatte dem Aufprall nicht standgehalten und war wuchtig auf den Beton geschlagen - entfachte ein wildes Gerangel. Barry Barnes schmetterte seine rechte Faust gegen Jakes linke Flanke. Die hatte Jake nicht kommen sehen, da er selbst verdutzt auf den am Boden liegenden Blob blickte. Jaulend sackte Sams bester Freund mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Knie und japste nach Luft.
Aber bevor Barry Barnes nachfassen und zum vernichtenden Schlag ausholen konnte, sprang plötzlich Mr. Hershner, der Englischlehrer, dazwischen.
»Schluss jetzt. Was soll denn der Blödsinn. Seid ihr verrückt geworden?«
Wie von einem Blitz durchzuckt hielten sämtliche Kinder in ihren Bewegungen inne. Kämpfer wie Zuschauer.
Es war vorbei. Vorerst.
Sam sah zu Nick Zubarsky, der immer noch wie ein gestrandeter Wal im Staub lag. Das Blut tropfte unentwegt aus seiner Nase, und langsam bildete sich eine rote Pfütze unter seinem Gesicht. Er ruderte mit Armen und Beinen.
Jake kniete ebenfalls immer noch und hielt sich keuchend die Seite. Das Atmen fiel ihm schwer, weil jeder Atemzug in der Lunge brannte.
Das nun folgende Donnerwetter des Lehrers sollte die Schlacht vorläufig beenden. Es stand unentschieden. Langsam beruhigten sich die Gemüter, wenn auch nur widerwillig.
Der Lehrer trennte die streitenden Parteien. Mürrisch verzog sich Barry Barnes Schlägertruppe in die gegenüberliegende Ecke des Schulhofs.
Wie beim Gong am Ende einer Boxrunde, fand Sam. Eine kurze Verschnaufpause, bevor der Kampf weiterging und erst mit einem K.O. endgültig vorbei war.
Mr.Hershner blieb bei den fünf Freunden.
»Seid ihr denn völlig wahnsinnig, euch mit diesen Taugenichtsen einzulassen?«, zischte er. Ich hätte euch für klüger gehalten. Von Barnes und Co bin ich so was ja gewohnt, aber von euch …?«
Das Adrenalin in Sams Blut zersetzte sich langsam und seine Atmung regulierte sich wieder zu einem Normalwert. »Es tut uns leid«, entschuldigt er sich für das Verhalten der gesamten Gruppe. »Es wird nicht wieder vorkommen, Mr. Hershner.«
Der Lehrer musterte Sam und seine Freunde, seine Miene war ernst. Dann zeigte sich kurz ein schelmisches Grinsen darin, als er flüsternd meinte: »Dem Zubarsky-Jungen habt ihr ja ordentlich in den Schwabbelarsch getreten.« Zum Glück für alle Beteiligten beließ er es dabei und verhängte keine Strafe.
Das Grinsen der fünf erstarb als sie die finsteren Blicke vom gegenüberliegenden Hofende sahen. Barry starrte sie voller unverhohlener Wut, die fast schon in Hass ausartete, an, während Eric Nick ein Taschentuch reichte und dieser es sich an die blutende Nase presste. Mit der freien Hand zeigte er auf Jake. Wir beide sind noch nicht fertig miteinander, sollte diese Geste wohl bedeuten.
Jake wiederum reckte den Arm vor und zeigte Zubarsky den Mittelfinger. Eine Nettigkeit sollte man schließlich nie unbeantwortet lassen.
Die Glocke läutete den Beginn der letzten Stunde ein und die Schüler strömten wieder in das
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