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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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überging ihre Bemerkung. »Lilly, es ist für dich. Deine Tochter«, brüllte er und übertönte dabei sogar Bob Segers Gesang. Kurz darauf hörte Bob auf zu singen.
    Ihre Mutter tauchte aus dem Schlafzimmer auf. Lilly Franklin hatte sich hastig einen Bademantel über ihre Nacktheit geworfen und sah ihre Tochter mit müden, blutunterlaufenen Augen an. Ihr Make-up war schlampig, die Frisur ein wirres Durcheinander. Sie sah aus wie ein zugedröhnter Junkie.
    »Madison, mein Schatz. Du hättest anrufen sollen.« »Schatz« war erst in den letzten drei Jahren zur Gewohnheit geworden. Davor hatte sie Madison kein einziges Mal so genannt.
    »Hallo, Mutter«, sagte Madison kalt und schritt ins Haus, vorbei an dem fetten Carl Pescott. »Ich habe dich angerufen und gesagt, dass ich komme wegen unserem Klassentreffen. Vor drei Wochen, vorige Woche und zur Erinnerung, dass du es auch ja nicht vergisst, gestern Abend«
    Lilly schien zu überlegen, ob das tatsächlich so war. Als sie sich nicht erinnern konnte, sagte sie: »Egal, schön, dass du hier bist.«
    Madison wünschte sich, dass sie nicht angerufen hätte, sondern ihren Aufenthalt in Flagstaff für sich behalten hätte, in einem Motel abgestiegen wäre und sich all das damit erspart hätte. Aber sie war hergekommen und nun war es zu spät.
    Gerüchte über mögliche Affären waren zu Peter und Lilly Franklins Ehezeiten immer im Umlauf gewesen. Peter Franklin beachtete die Gerüchte nicht. Er wusste auch so, was vor sich ging, dass seine Frau nicht die Heilige war, die sie vorgab zu sein. Allein wegen Madison blieb Peter bei seiner Frau, da er seine geliebte Tochter nicht verlieren wollte.
    Madison war es immer so erschienen, als hätte sich ihre Mutter über den Tod ihres Mannes und Madisons Dad gefreut, als hätte sie etwas abgeschüttelt, das ihr seit langem ein Klotz am Bein war. Kein einziges Mal hatte Madison sie weinen sehen. Nicht einmal am offenen Grab. Für Lilly Franklin war der Tod ihres Mannes ein Freifahrtschein, sie konnte jetzt tun, was sie wollte. Bumsen, wen sie wollte, ohne die Konsequenzen fürchten zu müssen. Mit der Heimlichtuerei konnte nun Schluss sein. Obwohl, so richtig heimlich waren ihre Affären sowieso nie gewesen, bedachte man, dass jeder Bescheid wusste.
    Madison hatte keine Ahnung, warum ihre Mom zu ihr stets so kalt gewesen war. Als kleines Mädchen oblag ihr schon der Haushalt. Nicht nur mithelfen, sondern richtig arbeiten, während ihre Mutter Gott weiß was im Schlafzimmer aufführte. Und wenn sie Fragen stellte, oder sich in den Augen ihrer Mutter ungebührend verhielt, bekam sie eine Backpfeife. Ungerechtfertigt und überraschend, heftig und schmerzvoll. Manchmal fragte sich Madison, ob es ihrer Mutter Genugtuung bereitete, wenn sie sie schlug.
    Wenn ihr Dad mal nicht zuhause war, sondern bei der Jagd oder beim Angeln, dann kam immer ein Mann bei ihr vorbei, und Madison musste das Haus verlassen.
    So geschah es auch an jenem regnerischen Tag im Sommer 1987. Der Tag, an dem sie Samuel Coleman küsste und nicht mehr nach Hause wollte.
    Madisons Dad war bei der Arbeit. Ihre Mom scheuchte sie aus dem Haus, als Lester Jennings zu Besuch kam. Er war ein alter Freund ihres Dads und zugleich der Versicherungsansprechpartner der Franklins. Lilly Franklin sagte, dass sie etwas Wichtiges zu besprechen hatten, ihr Vater aber kein Wort erfahren durfte, weil es eine Überraschung sei. Eine Überraschung in Form einer Versicherung? Madison hakte nicht weiter nach. Zu groß war die Angst, wieder eine gescheuert zu bekommen. Im Ohrfeigenverteilen war Lilly Franklin eine Meisterin.
    Am liebsten wäre sie an diesem Abend mit Sammy in Dead Oak geblieben. Und zwar für immer. Den Tag hatte sie nie vergessen, als sie im Dunkeln, eng umschlungen und nur von Glühwürmchen beobachtet, in Dead Oak gesessen und sich geküsst hatten.
    Madison stellte den Koffer in der Küche ab.
    »Habe ich euch bei etwas gestört?«, fragte sie diesmal ihre Mutter süffisant. Carl hatte ihr ja nicht geantwortet.
    »Nein, Schatz. Carl und ich wollten gerade …« Sie überlegte, wie sie es am besten ausdrücken sollte, fand die passenden Worte nicht (was erstaunlich war, angesichts dessen, dass sie den lieben langen Tag mit Männern herumvögelte, sich aber schämte die Dinge beim Namen zu nennen) und sagte schließlich: »Schön, dass du hier bist.«
    Carl achtete nicht weiter auf Madison, sondern verschwand im Schlafzimmer.
    »Du siehst toll aus«, sagte Lilly und strich

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