Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Schatz gefunden. Ihre Stimme klang in der Stille der Nacht unnatürlich laut. Eine Eule schimpfte, weil sie sich in ihrer nächtlichen Jagd gestört fühlte.
Die Freunde folgten dem Weg, der sie geradewegs zu ihrem Versteck führen sollte. Das Vorankommen erwies sich als gar nicht mal so einfach; die Natur hatte unbarmherzig zugeschlagen und aus dem einstigen Pfad einen dichten Dschungel erwachsen lassen. Leise Flüche murmelnd kämpften sie sich voran. Nachdem Jake über einen Ast stolperte und hinfiel, und Casey sich einen Stöckel ihres Schuhs abbrach, erreichten sie ohne weitere Zwischenfälle ihr Ziel.
Die alte Eiche existierte immer noch. Unberührt stand sie inmitten all der anderen, dicht gewachsenen Bäume da. Bei Tag wirkte ihre Rinde leicht gräulich und blass (als hätte sie ein bisschen Sonne nötig), doch in dieser Nacht verlieh ihr der Mond einen grün glühenden Teint. Sam musste an Radioaktivität denken, wusste aber nicht warum.
Die Sprossen, die nach oben zur Plattform von Dead Oak führten, waren immer noch vorhanden.
»Wahnsinn«, sagte Joshua und kletterte geschickt nach oben.
»Autofahren kann er nicht, aber er klettert wie ein Affe«, sagte Jake mit einem breiten Grinsen und folgte Joshua.
»Leute, bringt mal einer einen Lappen mit hoch, bitte. Hier muss mal jemand dringend sauber machen«, vernahmen sie Joshuas Stimme von oben.
Einer nach dem anderen von ihnen kletterte hoch. Madison, Casey, Isaac und als letzter Sam. Ihm fiel auf, dass sich seine Höhenangst nicht bemerkbar machte.
Sam dachte nicht, dass Dead Oak Platz für sechs Erwachsene bot, aber wie sich herausstellte, irrte er sich.
Als Kinder hatten sie ein paar Kerzen hier oben gebunkert, die Jake nun mit seinem Zippo entzündete. Er rauchte zwar nicht, hatte es sich aber angewöhnt immer ein Feuerzeug dabei zu haben. Feuer geben kam bei rauchenden Frauen immer gut an.
Der flackernde Schein der drei Teelichter erhellte den mit Brettern vernagelten Bau und warf ihre Schatten an die Wände. Sie bewegten sich wie lebende Wesen, als wären sie nicht zu sechst hier oben, sondern zu zwölft.
Abgesehen von der dicken Staubschicht, die sich im Laufe der Jahre gebildet hatte, sah es noch genauso aus wie damals. Und das Loch, das in der Decke klaffte nicht zu vergessen. Doch wenn es regnete, bildete immer noch das dichte Blätterdach ausreichend Schutz. Zumindest im Sommer. Im Winter konnte der Schnee wohl ungehindert eindringen, was er dem Zustand der Bodendielen nach auch tat. Die Feuchtigkeit weichte sie auf, die Kälte zog die Bretter zusammen und die sommerliche Hitze ließ sie sich wieder ausdehnen, sodass einzelne Späne wie Nadeln abstanden. Barfüßig barg der Aufenthalt in Dead Oak die Gefahr sich einen Span in die Haut zu rammen.
Auf dem provisorischen Bett an der einen Wand lagen ein paar Federn und irgendwelche Köttel. Joshua durchsuchte den Stapel Comics. Er nieste, als er dabei Staub aufwirbelte. Trotzdem durchforstete er den Comicstapel mit Begeisterung weiter. Seine Stauballergie schien ihm im Moment egal zu sein.
Sam fand seinen alten Band von Edgar Allan Poe unter dem Bett. Er zog ihn hervor. Der Umschlag war leicht vermodert und brüchig, doch ansonsten war es in gutem Zustand.
»Das ist also Dead Oak?«, fragte Casey und sah sich staunend um.
»Jep, haben wir mit unseren kleinen Kinderhänden erbaut«, antwortete Jake und der Stolz in seiner Stimme war deutlich hörbar.
»Gemütlich, oder?«, sagte Isaac und lächelte. Er war der Einzige, der nichts von ihrem alten Zeug anfasste.
Bequem machen wollte es sich niemand von ihnen, da man nicht wissen konnte, ob nicht ein tollwütiges Eichhörnchen jeden Moment über sie herfallen würde.
Madison nahm eines der Teelichter zur Hand und ging in die linke hintere Ecke, um nachzuschauen, was für Krimskrams aus ihrer Kindheit dort so herumlag, als plötzlich ein leises Gepolter zu vernehmen war. Ein dunkler Schemen segelte durch die Luft. Es war tatsächlich ein Eichhörnchen hier drin. Der Nager sprang aus der Ecke hervor und huschte an ihnen vorbei, hinaus ins Freie. Madison und Casey quietschten.
Sam wich erschrocken zur Seite aus und wäre um ein Haar in die Tiefe gestürzt. Jake hielt ihn im letzten Augenblick fest.
»Alles klar, Mann?«
Sam atmete tief durch und nickte. Bestürzt blickte er den Stamm hinunter, das Herz schlug ihm bis zum Hals. Das war wirklich knapp gewesen.
Als sie begriffen, dass es ein kleines Eichhörnchen war, das für diesen
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