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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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„Vor zehn Minuten.“

2
    Die Party stieg bei ihrer Klassenkameradin Trude.
    Sie brauchten nur fünf Minuten dorthin, trotzdem gehörten sie zu den Letzten, die dort ankamen. Es war schon rappelvoll.
    Sie teilten sich auf. Vilde und Trine verschwanden als Ers tes in der Küche, um Gläser zu holen. Benedicte schwebte von Raum zu Raum, grüßte in alle Richtungen und lachte.
    Nora folgte ihr in einigem Abstand und hatte Benedicte bald aus den Augen verloren. Sie hatte ein paar Gläser Wein intus und fühlte sich mutig und cool, ja sogar hübsch! Aber das Ge fühl verpuffte ziemlich schnell, als ihr aufging, dass sie jederzeit Nick über den Weg laufen konnte.
    Was sollte sie sagen? Wenn sie überhaupt dazu kam, irgend was zu sagen. Vielleicht hatte er gar keine Lust, mit ihr zu reden. Vielleicht wusste er gar nicht, wer sie war, obwohl er sie so oft angeschaut hatte. Vielleicht war sie eine, durch die man gerade wegs hindurchsah, die er gar nicht bemerkt hatte.
    Sie wurde ganz nervös. Vergeblich versuchte sie, sich abzu lenken. Sie verrenkte sich fast den Hals, um ihn zu entdecken, während sie sich langsam in den ersten Stock vorarbeitete.
    Überall waren Leute, überall war Rauch – eine graue Wand, die alles umgab und sauer schmeckte. Und es war unglaublich laut. Zwei Stereoanlagen brüllten mit voller Lautstärke. Aus der im Wohnzimmer dröhnte irgendein Rap, den Nora nicht kannte.
    Die zweite Anlage konnte sie nicht lokalisieren, vielleicht stand sie irgendwo in einem Zimmer am Ende des Flurs. Ein norwegisches Lied wummerte durch den Gang, und einige Stimmen grölten so schief, dass es in den Ohren wehtat:
    „ Uuuuut mot havet !“
    Und dann kam wildes Gelächter dazu, ein Donnerwetter aus Hahaha und Aaaaaalter!
    Karaoke , dachte Nora.
    Nick stand in einer Ecke im Wohnzimmer.
    Insgeheim hatte sie erwartet, ja sogar gehofft, dass er allein war und ein bisschen abseitsstand. Dann hätte sie nämlich zu ihm gehen und ihn ansprechen können, und er hätte sich ge freut und ihr gesagt, dass er sie sehr nett fand und dass sie ihm schon am ersten Tag aufgefallen war und dass er viel an sie ge dacht hatte …
    Aber er war von Leuten umringt. Nora zählte sechs Jungs.
    Sie redeten mit ihm und buhlten um seine Aufmerksamkeit.
    Nick trug eine Lederjacke und trank Bier aus der Flasche. Seine Augen wanderten rastlos durchs Zimmer, während er über die Bemerkungen der anderen lachte. Er wirkte alles an dere als einsam oder verlassen.
    Besser, sie ging wieder, überlegte Nora. Besser, sie verdrückte sich sofort – der Abend würde sowieso nicht mehr so werden, wie sie gehofft hatte. Es war am besten abzuhauen, bevor es noch schlimmer wurde. Es gab immer eine Steigerung.
    Da schaute er sie an. Quer durch den Raum. Zwei braune ab grundtiefe Augen. Und Nora ertrank darin.
    Sie schnappte nach Luft. Sein Blick ruhte auf ihr, auf ihrem Gesicht, und zog sie an, bevor er sie verschlang.
    Ich liebe dich , schoss es ihr durch den Kopf.
    Sie war wie gelähmt. Es fühlte sich an, als könnte er ihre Ge danken lesen, dass er genau verstand, was sie dachte. Ich bin so verliebt in dich, ich könnte kaputtgehen.
    Nick lächelte, und es sah so aus, als lächle er nur sie an, nicht die Jungs, die um ihn herumstanden.
    Nora versuchte zurückzulächeln, aber ihr Gesicht war starr und unbeweglich.
    Vom Wohnzimmer drang die Stimme einiger Mädchen an ihr Ohr. „I wanna dance with somebody, with somebody who loves me.“
    Das Lied passte so verdammt gut. Es war wie im Film: das richtige Lied, der richtige Text, genau in dem Augenblick, als die beiden Verliebten sich in die Augen schauen.
    In diesem Moment berührte jemand Nick am Oberarm. Er drehte sich um.
    Das Lied bebte in Nora, sie spürte es im Hals, im Mund. Ein paar Sekunden später erst ging ihr auf, dass sie mitsummte: „Somebody to hold me in his arms.“
    Doch etwas störte das Bild. Eine Gestalt glitt in die Gruppe um Nick und stellte sich direkt vor ihn. Ganz dicht, wie es schien.
    Es war Benedicte.
    Erst begriff Nora es nicht. Benedicte? Was macht Benedicte in meinem Traum ?
    Aber es war ja gar kein Traum, es war real. Und in der Wirk lichkeit war es Benedicte, die jeden Jungen bekam, den sie wollte. In der Wirklichkeit gehörte die Welt den Schönen, die jeder ansah und deren Namen jeder kannte, mit denen alle reden wollten.
    Bitte , dachte Nora. Plötzlich tat es ihr überall weh, im Bauch, in der Brust. Ein leiser und dumpfer Schmerz, der ihr den Atem raubte, der sie

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