Darken 2 - Für immer und ewig (German Edition)
sie tief durch und fühlte sich frei, zwar noch immer nicht ganz frei, aber freier als die ganzen Jahre zuvor.
Ein Gefühl von Ruhe durchflutete sie und sie genoss die Ahnung von wiedergewonnener Freiheit, ließ sie langsam und ganz bewusst durch ihren Körper strömen und atmete immer wieder tief durch. So fühlte es sich also an, wenn endlich die Ketten vom Körper glitten, die sie so eingeengt hatten?
Katharina öffnete ihre Augen und sah in den Himmel. Die Wolken formierten sich zu einer Herde wilder Pferde. Sie zogen in einer großen Gruppe Richtung Osten und die Mähnen der einzelnen Tiere tanzten im Wind und im Takt mit ihren galoppierenden Bewegungen. Jetzt zog das linke Pferd an dem führenden Hengst vorbei. Es war nicht ganz so hell wie die anderen, aber ungemein schnell und stark. Sie sah wie das Pferd, das überholt wurde, sein Maul öffnete, wie sich die Nüstern weiteten und es verzweifelt versuchte, das dunkle Pferd einzuholen. Jetzt übernahm der kräftige Hengst jedoch endgültig die Führung und wurde immer schneller und dunkler, dann zerstob er und verflüchtigte sich.
Katharina bekam den ersten Tropfen mitten ins G esicht und sprang von der Mauer. Der Wind hatte aufgefrischt und die Pferde am Himmel lösten sich auf in einem Chaos von Gewitterwolken. Tropfen prasselten immer schneller und immer heftiger auf sie herab. Katharina warf den Kopf in den Nacken und lachte, dann rannte sie los. Ja, so fühlte sich Freiheit an! Sie rannte aus dem Park, bog um die Ecke und dann gleich in den Hauseingang des Sechsfamilienhauses, in dem sie eine kleine Wohnung besaß. Bevor sie die Haustür öffnete, schüttelte sie ihre wilde rote Mähne und damit den Regen aus ihrem Haar.
Es war noch früh, als sie am nächsten Morgen die A ugen öffnete. Heute war Freitag und an jedem letzten Freitag im Monat kamen ihre Eltern zu Besuch. Katharina kochte regelmäßig für sie und gab ihnen damit das Gefühl der Liebe, nach der sie sich so sehr sehnten. Eine echte Verbundenheit hatte Katharina jedoch nie für ihre Eltern empfunden. Ja, sie fühlte zwar Zuneigung und Verantwortung und Dankbarkeit, aufgrund der Bemühungen, die ihre Eltern ihr stets zeigten, jedoch Liebe hatte sie nie für sie empfinden können.
Katharina blieb auf der Bettkante sitzen und dachte darüber nach, wie sie sich von ihnen heute verabschieden würde. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, denn ihre Mutter hatte sich immer so viel Mühe gegeben und auch ihr Vater war stets um ihr Wohlergehen besorgt gewesen. In allem, was Katharina getan hatte, hatten sie sie bestärkt und unterstützt, soweit es ihnen möglich war. Ihre Eltern hatten schnell akzeptiert, dass ihre Tochter kein Kind war, das sich nach Streicheleinheiten und Zärtlichkeit sehnte, sondern das lieber allein blieb. Sie war ein Kind, das keine Freunde suchte und sich nicht berühren lassen wollte. Ihren Eltern war sie für ihr Verständnis dankbar, vor allem, dass sie nicht nachfragten und sie so akzeptierten, wie sie war.
Katharina stieß sich vom Bett ab und ging ins Bad, drehte die Dusche auf, stieg unter das warme Wasser und ließ den Schlaf von ihrem Körper rinnen. Danach trocknete sie sich ab und putzte sich die Zähne. Als sie das Handtuch von ihrem Kopf zog, standen die roten, langen Locken in allen Richtungen zu Berge. Sie hatte schönes Haar, ein dunkles und kräftiges Rot, das mehr an Traubensaft als an Rost erinnerte. Ihre Haare waren atemberaubend, aber das Augenmerk eines jeden Betrachters lag stets auf ihren Augen. Sie waren groß und grün, ein Grün, das dem eines frisch gemähten Rasens nach einem Sommerregen glich, es war kräftig und frisch, nicht ausgewaschen und nicht zu dunkel. Es war leuchtend und lebendig und frei von jeglichen Sprenkeln in der Iris.
Die Kinder hatten sie in der Schule als Straßenkatze oder Hexe beschimpft. Die Männer sahen in ihr oft eine Raubkatze, die sie nur zu gern e zähmen wollten. Die Anziehungskraft, die sie aufgrund ihres Aussehens auf Männer ausübte, verunsicherte Katharina und sie nutzte immer jede Gelegenheit, um sich zu verstecken. Daher hatte sie auch eine große Sammlung von Sonnenbrillen und Mützen. Katharina wollte nicht auffallen und vermied daher jeden Kontakt zur Außenwelt, soweit dies mit ihrem Beruf als Schmiedin möglich war.
Sie schmunzelte, ihre Eltern waren damals entsetzt gewesen, als sie ihnen eröffnet hatte, sie wolle Schmiedin werden. Aber wie in allen Dingen hatten sie schließlich nachgegeben und sie
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