Darken 3 - Der Angriff (German Edition)
Sie wollte sich nicht abschotten, wollte die Insel und Darken genießen, wollte unbeschwerte und glückliche Tage mit ihm verbringen.
Er hatte recht, sie wussten, dass sie ihn zu Hilfe rufen konnte, wenn es sie wieder überfiel – bis dahin wollte sie versuchen den Rest ihrer Flitterwochen zu genießen. Wenn diese Macht, von der sie sich bedroht fühlte, sie hätte töten wollen, dann hätte sie das längst getan. So viel hatte sich in ihrem Leben verändert, seit sie Darken kannte und seit aus der Alleinerziehenden aus Lippstadt, Darkens unsterbliche Königin geworden war. Wer ahnte schon, welche Überraschungen ihr noch bevorstanden?
Darken. Wo war er? Sie roch ihn ganz deutlich. Er duftete wie immer nach Männlichkeit und Moschus. Sirona wagte nicht, sich zu rühren, hatte Angst ihn womöglich zu wecken.
„Mehr Männlichkeit oder mehr Moschus? Im Gegensatz zu dir weiß ich, wodurch ich geweckt wurde, es waren deine anrüchigen Gedanken!“
Sie bohrte ihr Gesicht in das Kissen unter ihr, damit er nicht sah, wie sie errötete.
„ Versteck dich ruhig. Ich muss es nicht sehen, ich spüre, wie die Wärme in deinem Gesicht aufsteigt.“
Sirona musste eingeschlafen sein, sie fuhr erst hoch, als ein kalter Eiswürfel auf ihrem Rücken sie aus ihren Träumen riss. Darken stand nackt über ihr und grinste sie verführerisch an. „Du solltest mal sehen, wie schnell der Eiswürfel auf deiner Haut schmilzt, ich denke es ist höchste Zeit, dass wir dich abkühlen.“
Sie ahnte Fürchterliches, konnte aber nicht mehr schnell genug reagieren. Wie ein Blitz schoss das Bild in ihr Gedächtnis, wie sie hilflos im Wasser getrieben hatte, dann spürte sie jedoch plötzlich ein anderes, stärkeres Bild, das ihr mit Macht entgegengeworfen wurde, als Darken versuchte, sie zu beruhigen. Ich werde dich beschützen, immer! , hörte sie ihn. Vergiss das nie. Dann packte er sie auch schon, warf sie über die Schulter, ging siegessicher mit seiner Beute auf das Ende des Stegs zu und sprang. Für einen Moment klammerte sie sich an ihn, dann gab sie nach und ließ sich von dem Vertrauen mitreißen, das er ihr in Gedanken schickte, mit so einer Gewalt, als wolle er sie damit überschwemmen. Sie musste schmunzeln. Das wollte wohl noch ein wenig geübt werden.
Ach ja? , ertönte es gut gelaunt in ihrem Kopf. Sie konnte sich nicht lange verstellen und wurde schließlich mitgerissen von seiner Selbstsicherheit und Unbefangenheit. Sie kreischte befreit auf, dann planschten und lachten sie.
„Wie sieht es aus mit deinem ersten Tauchgang?“ Darken wartete ihre Antwort nicht ab. Er stieg aus dem Wasser und zog sie ebenfalls heraus. „Ich hole die Sachen.“
Sirona setzte sich auf den Rand des Stegs und beobachtete versonnen die Fische unter sich, bis Darken mit den Flaschen und den Schnorcheln zurückkam. Er schnallte alles an ihr fest und übte mit ihr die Atmung. Dann erklärte er die wichtigsten technischen Details wie Sauerstoffkontrolle und Druckmessgerät, nahm sie an die Hand und sprang.
Sie blieben dicht unter der Wasseroberfläche, Darken die ganze Zeit neben ihr, ihre geistige Verbindung offen. Sironas Sicherheit nahm schnell zu und sie fühlte sich zu ihrer eigenen Überraschung vollkommen geborgen, als er immer weiter mit ihr hinausschwamm, immer tiefer tauchte. Das Licht von oben wurde schwächer, reichte aber noch aus, um die Pracht der Unterwasserwelt voll zu genießen. Ab und zu griff Darken nach ihrer Hand und sah in ihre strahlenden Augen.
Sirona staunte und ließ ihren begeisterten Gedanken freien Lauf. Darken kommentierte alles. Sie selbst merkte nicht, dass sie immer mehr eins mit dem Meer wurde. Die Flaschen waren randvoll gefüllt gewesen, als sie aufbrachen, aber nun ging der Sauerstoff langsam zur Neige, Darken machte Sirona auf die Sauerstoffanzeige aufmerksam und sie schwammen langsam zurück. Vor dem Steg tauchten sie wieder auf. Als sie sich der Tauchermaske entledigt hatte, schnappte Sirona nach Luft.
„Das war Wahnsinn!“ , rief sie und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen begeistert an. Darken, der ebenfalls seine Brille vom Gesicht gezogen hatte, strahlte. Sie waren eins, würden es immer sein, daran würde kein Sternenteppich der Götter je etwas ändern.
Sirona bekam Hunger und Durst und schwamm vor ihm auf die Leiter zu. Sie warf ihre Flossen mit Schwung auf den Steg und zog sich elegant die Leiter hoch. Als ihr Gesicht über die Planken stieß, sah sie direkt in zwei große grüne Augen.
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