Darkover 02 - Herrin der Stuerme
können.« Dann hob er den Blick und fuhr fort: »Renata, Renata ist Telepathin. Wenn wir beide es schaffen könnten, sie zu erreichen …«
Ja, denn Renata war der Schlüssel zur Kontrolle über Dorilys’ Kraft. Allart sagte: »Du versuchst, sie zu erreichen, Donal!«
»Aber … ich bin kein so starker Telepath.«
»Trotzdem. Liebende können häufig eine Verbindung herstellen wie kein anderer. Berichte ihr von unserer Lage. Vielleicht kann Dorilys den Sturm richtig einschätzen – oder ihn dazu bringen, schneller an uns vorüberzuziehen!«
»Ich werde mein bestes tun«, sagte Donal. Die Umhänge noch immer um sich gelegt, richtete er sich auf. Er zog die Matrix heraus und konzentrierte sich. Allart und Cassandra, die sich unter dem verbliebenen Stoff aneinanderklammerten, konnten die leuchtenden, sich ausbreitenden Kraftlinien beinahe sehen. Donal schien ein festes Netzwerk aus wirbelnden Energien, Kraftfeldern zu sein … Dann flammte urplötzlich der Kontakt auf. Allart und Cassandra, beide Telepathen, konnten sich dieser engen Verbindung nicht entziehen.
Renata!
Donal! Die Freude und Glut des Kontakts ergoß sich über Cassandra und Allart, als berühre und umarme Renata auch sie.
Ich hatte Angst bei diesem Sturm! Seid ihr sicher? Ihr seid also in Tramontana geblieben? Als der Sturm ausbrach, fürchtete ich schon, die Eskorte würde zur Rückkehr gezwungen. Sind sie schon auf euch getroffen?
Nein, meine Geliebte. Schnell, in raschen geistigen Bildern, skizzierte Donal ihre prekäre Lage. Er unterbrach Renatas entsetzte Reaktion. Nein, Liebes, verschwende jetzt keine Zeit und Energie. Hör zu, was du tun mußt.
Natürlich, Dorilys kann uns helfen. Eine rasche Berührung, Bewußtheit. Ich werde sie sofort suchen und ihr sagen, was sie tun muß. Der Kontakt war fort. Die Kraftlinien schwanden. Donal stand zitternd unter dem doppeltgelegten Umhang.
Allart reichte ihm den Rest der Lebensmittel. Als Donal abwehrte, sagte er: »Deine Energie ist von der Arbeit mit der Matrix erschöpft, du brauchst deine Kraft.«
»Aber deine Frau …« protestierte Donal. Cassandra schüttelte den Kopf. Im grauen Schneelicht wirkte sie bleich und ausgelaugt.
»Ich bin nicht hungrig, Donal. Du brauchst es weit dringender als ich. Mir ist kalt, so kalt …«
Allart wußte sofort, was sie meinte und was ihr jetzt bevorstand. »Wie steht es um das Bein?« fragte er.
»Ich werde es untersuchen, um mich zu vergewissern«, sagte sie. Der Anflug eines Lächelns fuhr über ihr Gesicht, aber es sah gezwungen aus. »Ich wollte das Schlimmste nicht wissen, da ich es anscheinend nicht beheben kann, wie schlimm es auch sein mag.« Allart sah, wie ihr Blick abgelenkt wurde und sich nach innen konzentrierte. Schließlich sagte sie widerstrebend: »Es sieht nicht gut aus. Die Kälte, die erzwungene Inaktivität – und im unteren Teil des Beins ist die Blutzirkulation schon beeinträchtigt. Daher bin ich anfälliger für die Kälte.«
Allart konnte nur sagen: »Uns kann schon bald Hilfe erreichen, mein Liebes. In der Zwischenzeit …« Er zog seine Über-Tunika aus und wickelte sie um das verletzte Knie. Dann hüllte er Cassandra in seinen zweiten Umhang. Damit blieben ihm noch die Unter-Tunika und die Breeches. Auf ihren entsetzten Protest sagte er mit einem Lächeln: »Oh, du vergißt, daß ich sechs Jahre lang ein Mönch war und nackt in noch schlechterem Wetter geschlafen habe.«
In der Tat kamen ihm jetzt die alten Lektionen zugute. Als die Kälte seine ungeschützte Haut traf, begann Allart automatisch mit der Atmungstechnik, die den Körper mit innerer Wärme überflutete. Er sagte: »Bestimmt, mir ist nicht kalt. Fühl nur …«
Cassandra streckte die Hand aus und wunderte sich: »Es stimmt! Du bist warm wie ein Heizofen!«
»Ja«, sagte Allart, nahm ihre frierenden Finger in die seinen und legte sie unter seinen Arm. »Hier, laß mich deine Hände wärmen.« Donal sagte voll Erstaunen: »Ich wünschte, du könntest mir diesen Kniff beibringen, Cousin.«
Die plötzliche Wärmeflut erzeugte in Allart unermeßliche Heiterkeit. Er erwiderte: »Es erfordert wenig Unterricht. Wir bringen es den Novizen bei, wenn sie im ersten Quartal bei uns sind. Nach wenigen Dekaden tollen sie schon halbnackt im Schnee herum. Kinder, die in den ersten Tagen noch vor Kälte weinen, fangen schon bald an im Hof herumzurennen, ohne auch nur einen Gedanken an ihre Kapuze zu verschwenden.«
»Ist es ein Geheimnis eurer Cristofero Religion?« fragte Donal
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