Darkover 02 - Herrin der Stuerme
den Haushaltsmitgliedern und die meisten Bediensteten kannten den wirklichen Stand der Beziehung zwischen Donal und Renata und schüttelten den Kopf über die Taktlosigkeit eines Mannes, der im Begriff war, verheiratet zu werden. Andere, die die kleine Braut, umringt von ihren Zofen und Gouvernanten ansahen, verglichen sie im Geist mit Renata und tadelten ihn nicht.
»Was er auch sagt, was für einen Mummenschanz er auch mit den Catenas anstellt: Das ist nicht mehr als eine Verlobung und keine gesetzliche Vermählung. Laut Gesetz ist nicht einmal eine Catenas-Ehe legal, solange sie nicht vollzogen ist«, argumentierte Donal. Renata, die zuerst erwidern wollte, daß dieser Punkt vor dem Rat und den Gesetzgebern des Landes noch immer strittig war, wußte, daß er Trost brauchte, nicht Vernunft.
»Für mich wird das keinen Unterschied machen! Schwöre mir, daß es auch für dich keinen macht, Renata, sonst werde ich mich meinem Pflegevater hier und jetzt widersetzen, vor seinen ganzen Vasallen!« Wenn du dich ihm widersetzen willst, dachte Renata verzweifelt, hättest du es von Anfang an tun sollen, ehe die Dinge sich so weit entwickelten! Für öffentliche Auflehnung ist es zu spät. Ihr würdet euch beide zerstören! Laut sagte sie nur: »Für mich würde das keinen Unterschied machen, Donal. Das weißt du zu gut, um irgendwelche Eide zu benötigen. Und jetzt ist weder der Ort, noch die richtige Zeit dafür. Ich muß zurück zu den Frauen.« Sie berührte leicht seine Hand. Ihr Lächeln dabei war beinahe jämmerlich.
Wir waren so glücklich in diesem Sommer! Wie ist es nur soweit gekommen? Auch mich treffen Vorwürfe. Ich hätte ihn sofort heiraten sollen. Um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Er hat es gewollt. Als Renata mit den Frauen in die Halle ging, waren ihre Gedanken in Aufruhr.
Dom Mikhail stand neben dem Kamin. Er wurde von dem Mittwinterfeuer bestrahlt, das man an diesem Tag mit Sonnenfeuer entzündet hatte – ein Symbol für die Rückkehr des Lichts nach dem dunkelsten Tag des Jahres. Er erwiderte den Gruß eines jeden seiner Gäste. Dorilys machte vor ihrem Vater einen höflichen Knicks, er beugte sich zu ihr hinab, küßte sie auf beide Wangen und ließ sie an seiner rechten Seite am Festtisch Platz nehmen. Dann begrüßte er die Frauen.
»Lady Elisa, ich möchte meine Dankbarkeit für die Arbeit ausdrücken, mit der Ihr die liebliche Stimme, die meine Tochter von ihrer Mutter erbte, ausgebildet habt«, sagte er mit einer Verbeugung. »Margali, in dieser Jahreszeit bin ich dir erneut dankbar, daß du für mein verwaistes Kind die Mutterstelle eingenommen hast. Damisela« – er beugte sich über Renatas Hand – »wie kann ich meine Freude über das ausdrücken, was Ihr für Dorilys tatet? Es ist mir eine besondere Freude, Euch in meiner … an meiner Festtafel begrüßen zu können«, sagte er stotternd. Renata, als Telepathin in diesem Augenblick auf die höchste Sensivitätsstufe eingestimmt, wußte mit einem kurzen Schmerz, daß er hatte sagen wollen »in meiner Familie«. Im letzten Moment war ihm eingefallen, wie es zwischen ihr und Donal stand. Er hatte es vermieden, diese Worte auszusprechen.
Er hat es schon immer gewußt, dachte Renata vor Schmerz blind. Aber ihm bedeutet es mehr, seinen Plan in die Tat umzusetzen! Jetzt bedauerte sie sogar die Skrupel, die sie daran gehindert hatten, sich von Donal schwängern zu lassen.
Wenn ich Donals Kind tragend zur Mittwinternacht gekommen wäre, hätte er auch dann die Stirn gehabt, ihn vor meinen Augen einer anderen zum Mann zu geben? Wenn er darauf besteht, daß ich für Dorilys die Rettung war? Hätte ich ihn so zwingen können? Von Tränen geblendet ging sie zu ihrem Sessel, in sich ein Durcheinander aus Bedauern und Ängsten.
Obwohl Aldarans Köche und Haushofmeister ihr Bestes getan hatten, die Feier bemerkenswert zu machen, war es keine fröhliche Versammlung. Dorilys schien nervös und drehte ihre langen Locken, rastlos und müde zugleich. Als das Mahl geschlossen wurde, bat Dom Mikhail mit einem Handzeichen um Aufmerksamkeit und rief Donal und Dorilys zu sich. Cassandra und Allart, die nebeneinander am anderen Ende der Festtafel saßen, sahen gespannt zu. Allart rechnete mit einem plötzlichen und unerwarteten Ausbruch; entweder von Donal, der hinter seiner starren Fassade von Höflichkeit zutiefst unglücklich war – oder von einem der mürrischen Haushofmeister und Ritter an der Festtafel. Aber niemand unterbrach die Zeremonie. Als er
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