Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
alles ringsum verschwimmen. Der blassblaue Stein vor ihm kräuselte sich, als betrachtete er ihn durch das Wabern aufsteigender Hitze. Coryn kniff die Augen zusammen, um wieder deutlicher sehen zu können. Die wankenden Umrisse zogen sich in die Länge und nahmen die Gestalt einer Flamme an.
Feuer… Blaues Feuer…
Coryns Geist eilte ihm voraus, die Stufen hinauf. Bernardo! Mac! Amalie!
Die Konzentration des Kreises wurde erschüttert, die miteinander verwobenen Stränge geistiger Energie lösten sich auf wie zerfetzte Seide. Der Ankerpunkt, eigentlich Macs Aufgabe, war nicht mehr als eine finstere Grube. Demianas Geist wand sich wie vom Sturm gepeitschte Papierschlangen; sie schrie vor Schmerz.
Coryn berührte Bernardo, spürte den sengenden Schock und die Verzweiflung, während der Bewahrer darum kämpfte, den Kreis wieder um sich zu sammeln. Coryn stellte eine Verbindung zu dem älteren Mann her, wie zwei einander umschlingende Hände. Heftige Schmerzen peinigten Bernardos Körper. Coryn tastete das Astralbild von Bernardos physischer Gestalt ab und sah die große, schwere Wunde seines Herzens.
Demiana!, rief Coryn.
Sofort untersuchte die Überwacherin Bernardos Astralerscheinung und analysierte die Energieflüsse und ihre Korrelationen zu seinem physischen Körper.
Gleichzeitig raffte Coryn zusammen, was vom Kreis noch übrig war. Er fand keine Spur von Mac, abgesehen von der Dunkelheit ausstrahlenden Grube. Coryn fürchtete schon, er sei tot, aber er hatte keine Zeit, das zu überprüfen oder auch nur um ihn zu trauern. Das alles musste bis später warten… falls überhaupt jemand von ihnen überlebte.
Wie im Korridor sprangen auch hier überall Flammen empor, so blassblau, dass sie fast farblos waren, und flackerten immer höher. Eifrig leckten sie an dem einzigen Brennstoff, der ihnen zur Verfügung stand - an den Steinen selbst.
Der Nächste, der wieder zu sich kam und auf Coryns Ruf antwortete, war Gerell. Er ließ sich in die Verbindung fallen, und sofort strömte seine Kraft durch Demiana und die anderen.
Augenblicke später sprach Demianas klare, substanzlose Stimme: Bernardo kann nicht noch mehr Belastung ertragen. Eines der Gefäße, das den Herzmuskel mit Blut versorgt, ist blockiert.
Ich habe es entlastet, aber es braucht mehr Zeit, um den Schaden zu beheben. Wenn er nicht sterben soll, muss er sich ausruhen.
Wir dürfen den Kreis nicht unterbrechen!, sagte Gerell.
Rumail wird seinen Angriff nicht abblasen, nur weil wir angeschlagen sind. Ein Kreis ohne Bewahrer… , setzte Coryn an.
Du bist selbst ein Bewahrer, erwiderte Amalie. Wofür hast du mit Bernardo geübt, wenn nicht hierfür?
Eine weitere Explosion erschütterte beide Bereiche, sowohl den stofflichen als auch den geistigen. Diesmal kam sie nicht von oben. Rings um sie herum, unter und über ihnen, wütete ein weitaus größerer Sturm. Blaue Flammen rasten gieriger als jedes normale Feuer über die blanken Mauern und den Fußboden. Ihre überirdische Hitze ließ Steine bersten und splittern.
Coryn spürte, dass sie keinem Angriff von außen mehr unterlagen. Nicht aus Tramontana. Seit dem tödlichen Blitzstrahl hatte Rumails Kreis nichts mehr unternommen. Dieser Angriff kam aus Neskaya selbst.
Unterbrecht den Kreis! Wir müssen alle raus! SOFORT!
Mit Gewalt stieß er die anderen aus der Überwelt, und kurz darauf starrten sie aus ihren blassen Gesichtern mit verständnislosen Blicken in die überall hervorzüngelnden Flammen. Gerell hob Bernardos schlaffen Körper vom Boden auf.
Coryn ließ sich in seinen eigenen, noch immer zusammengekauert an der Wand im Treppenhaus hockenden Körper zurückfallen. Seine Ohren klingelten nach wie vor, und seine Muskeln zitterten, aber er zwang sich zum Aufstehen, nach unten zu gehen und den Korridor zu überqueren. Dann kämpfte er sich die andere Treppe hinauf, wobei er inzwischen vor Zorn bebte. Rumails Gesicht glomm hinter seinen Augen auf, Rumail, der ihm diese abscheuliche, widerliche Sache angetan hatte.
Im nächsten Augenblick hatte Coryn das Labor erreicht, in der die Waffe untergebracht war, die eigentlich hätte Neskayas Verteidigung sein sollen. Die riesigen Schirme brannten so hell wie die Sonne, sämtliche Farben waren von dem weißen Glühen wie ausgelöscht. Das Gleißen machte ihn halb blind, aber er bedurfte seiner stofflichen Augen nicht, um zu sehen, was passiert war.
Angetrieben von ihren voll geladenen Laran-Batterien stieß die Matrix ein Sperrfeuer alles
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