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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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ist!
    »Wir müssen ihn so schnell wie möglich hineinlassen!« Plötzlich sah sie in den Augen des Hauptmanns das gleiche ausdruckslose Entsetzen wie in ihren eigenen.
    Wir dürfen die Tore nicht öffnen.
    Ihr Schädel dröhnte, als hätte sie einen Tritt von einem der Streitrösser dort unten abbekommen. Dürfen nicht - warum?
    Weil es nicht real ist - es ist ein Zauber! Weil ein Laranzu dort unten will, dass Padrik vor seiner Burg in die Falle geht! Gefangen und festgehalten wird, bis die näher kommende Armee ihr Werk verrichten konnte.
    »Ah!«, schrie Taniquel auf, als hätte einer ihrer eigenen Pfeile sie durchbohrt. Sie warf den nutzlosen Bogen zu Boden und rannte zur Treppe.
    Zwei Stufen nahm sie auf einmal, rücksichtslos. So viele kostbare Minuten waren schon im Bann dieses Laran-Befehls verschwendet worden. Wenn sie nicht so panisch gewesen wäre, hätte sie vielleicht kehrtgemacht, doch so stolperte sie vor sich hin und lief immer weiter. Bei dem Gedanken, die Tore zu öffnen, durchwogte sie nackte Angst. Eine eiserne Klaue umschloss ihr Herz.
    Nein, ich werde sie nicht öffnen. Ich will nur nachsehen, ob damit alles in Ordnung ist. Ja, das war es - mit den Händen über den soliden Balken streichen, um sicherzugehen, dass sie auch halten würden, das Gewicht und die Stärke des Querholzes zu prüfen…
    Taniquel sagte es sich immer wieder vor, selbst als sie die Finger bereits um das dicke, vom Gebrauch blank gewetzte Holz legte. Einen schrecklichen Moment lang wollte das Querholz sich nicht rühren, und sie befürchtete schon, ihre Kraft reiche nicht aus. Kurz kam Zweifel auf, und sie glaubte alles verloren. Aber Padriks Coridom hatte das alte Holz gut geölt. Es glitt erst handbreit auf, dann armbreit.
    »Euer Majestät! Was tut Ihr da?«, brüllte der Waffenmeister.
    Sie durfte den Blick nicht von ihrer Arbeit nehmen, verfolgte fiebrig, wie der gewaltige Riegel in der Führung zur Seite glitt.
    Nicht die Tore öffnen, nein, niemals, sondern sie fest verschließen. Sie durfte an nichts anderes denken als daran, ihr ganzes Gewicht hineinzulegen und die Sicherheit der Burg zu gewährleisten…
    Grobe Hände packten sie und rissen sie zurück. Ihre Konzentration schwand. Panik schrillte durch ihre Nerven, die Übelkeit erregende, bitter schmeckende Angst des Zauberbanns. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen sah sie jetzt, wie weit der Riegel schon zurückgezogen war und dass die Tore sich unter dem Gewicht der kämpfenden Leiber draußen teilten. Der alte Waffenmeister schob sich an ihr vorbei und presste beide Hände gegen die sich öffnenden Tore. Einen Moment lang hielten sie. Dann prallte etwas Schweres, vielleicht ein Pferdeleib, dagegen, und sie sprangen auf. Schwarze Krater bedeckten die Außenseite an den Stellen, an denen die Brandbomben aufgeprallt waren.
    Befreit von dem Flecken Land, auf dem sie eingepfercht gewesen waren, wurden Männer und Pferde in den Hof gespült. Das Klirren von Stahl und die Schreie der Verwundeten erhoben sich über dem Gebrüll. In kürzester Zeit wurde der Burgtor zu einem brodelnden, morastigen Tollhaus. Fußsoldaten mischten sich mit Berittenen. Das Schwarzweiß von Ambervale legte sich auf Acostas Farben. Jeder schien kämpfend in eine andere Richtung zu streben.
    Der Waffenmeister, der zur Seite gesprungen war, als die Tore aufschwangen, zog Taniquel zur Treppe der Brustwehr. Klopfenden Herzens durchsuchte sie mit Blicken das Chaos dort unten.
    Dicht vor dem Tor erspähte sie Padriks weißes Pferd. Sie sah, dass er sich noch immer bemühte, an der ersten Armee von Ambervale vorbeizukommen, wobei er sich nicht nur durch die Reihen seiner Feinde, sondern auch seiner eigenen Männer schieben musste, die weiter heldenmütig die Tore zu halten versuchten.
    »Mylady!«, schrie der Waffenmeister über den Schlachtenlärm hinweg. »Ihr müsst hinein!«
    Widerwillig erkannte sie den Sinn seiner Worte an. Sie konnte hier nichts tun, nicht einmal, wenn sie eine Rüstung anlegte und zum Schwert griff, wie es nach allem, was sie gehört hatte, einige gesetzlose Frauen taten. Ohne den Blick von der Schlacht vor ihr nehmen zu können, ließ sie zu, dass sie zur offenen Tür und in die Arme einiger wartender Frauen gezogen wurde. Stimmen flatterten um sie herum wie das Gurren eifriger Tauben. Die Dunkelheit des Burgeingangs hüllte sie ein.
    Das Letzte, was sie sah, bevor die Tür sich schloss, war Padriks riesiges weißes Pferd, das sich über den Köpfen der kämpfenden Männer

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